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Mamas Gluecksbuch

Mamas Gluecksbuch

Titel: Mamas Gluecksbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Constanze Gersdorff-Hucho
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jeder schwierigen Phase können wir uns daran erinnern, dass es etwas gibt, das uns hilft. Und zwar mit absoluter Sicherheit. Wenn wir wissen, dass nun Geduld angesagt ist, schaffen wir Platz für Änderungen. Mit Geduld kommen wir auf die besten Ideen, mit Geduld überwinden wir die schlimmsten Phasen im Leben – und mit Geduld gehen diese vor allem schneller vorbei, weil wir uns aufs Geduldig-Sein und nicht auf das Verhalten des Kindes konzentrieren.
    Geduld braucht man im Zehnerpack, wenn David einen nachts zehnmal aus dem Schlaf reißt, wenn man mit einer müden Marie in einer scheinbar endlosen Schlange steht, wenn Elias keine Lust zum Gitarre-Üben hat, wenn Helen an den Hausaufgaben verzweifelt, wenn man Probleme mit dem Partner hat, wenn man noch keine neue Arbeitsstelle findet … einfach, wenn alles anders läuft, als man es will. Also eigentlich fast immer und fast überall.
    Und Geduld ist ungemein wichtig. Für unseren eigenen Seelenfrieden und – haben wir sie erst mal als Handwerkszeug im Repertoire – weil unser Kind sie von uns abgucken und übernehmen kann. Es kann entspannter lernen, tüfteln,
abwarten und leben. Geduld gibt ihm auch das nötige Selbstvertrauen: »Ja, ich schaff das schon, dauert nur noch ein kleines bisschen.«

    Vorhin in der Drogerie erlebte ich so ein Beispiel: Ein kleines, etwa dreijähriges Mädchen wollte so ziemlich alles haben, was in der Drogerie erhältlich war. Es schrie wie am Spieß und wälzte sich auf dem Boden – die bekannte Szenerie. Seine Mutter blieb vollkommen ruhig (wie sie das schaffte, weiß ich nicht). Sie beachtete weder die anderen Kunden, die begannen, stehen zu bleiben und zuzusehen, noch beachtete sie das Kind. Sie legte stattdessen in aller Ruhe die Sachen in den Wagen, die sie einkaufen wollte. Sie wirkte dabei, als sei ihr schreiendes Kind das Normalste auf der Welt. Als die beiden etwas später aus dem Geschäft spazierten, unterhielten sie sich fröhlich. Ich staunte nicht schlecht! Natürlich war ich längst am Idealisieren und Vergleichen. Aber ich nahm das Gesehene auch als Anlass zur Nachahmung. Was ist ihre Zauberformel? Und wo kann man die kaufen?
    Das geht! Man kann einfach ruhig bleiben! Und hinterher – wenn man es überstanden hat – dann ist man nicht mit den Nerven am Ende, verschwitzt und wütend. Man ist wahrscheinlich ein bisschen stolz und gut gestimmt, immerhin hat man eben einen Orkan unbeschadet überlebt. Und das ist ein richtig gutes Gefühl!
    Geduld bedeutet also zunächst einmal nichts anderes als das Akzeptieren einer Situation, die wir vorher absolut nicht auszuhalten glaubten. Zum Beispiel: »Aha, mein Kind schreit hier im Laden. Ich lass es schreien …« Es kann ein anderer Blickwinkel sein, den wir einnehmen: »Davon geht die Welt
nicht unter. Ich kaufe jetzt in aller Ruhe ein.« Es kann eine unerwartete Lösung sein: »Ach, guck mal, da drüben sitzt deine Freundin Mia, setzt dich doch dazu, bis ich fertig bin mit Einkaufen …«, oder eine andere Planung: »Ich gehe ab jetzt lieber ohne Kinder einkaufen.«
    Geduldig sein – wie geht das?
    Das fördert unsere Geduld: innehalten, bewusst ein- und ausatmen. Mehr braucht es eigentlich nicht.
    Geduldiger sein, das bedeutet, gelassen zu bleiben und sich nicht von den Stimmungen und Launen des Kindes (oder auch des Partners, der Freunde, der Kollegen) zur Wut hinreißen zu lassen. Es bedeutet auch, konsequent zu bleiben (aber nicht etwa konsequent inkonsequent, so wie ich), anstatt außer Kontrolle zu geraten und haltlos draufloszuschimpfen. Ums Schimpfen kommen wir wohl oft nicht drum herum – aber schön wäre es doch, manchmal weniger zu schimpfen und dabei weniger aus der Haut zu fahren.
    Das bedeutet nicht, geduldig noch drei Stunden Lego zu spielen, obwohl wir gleich aus dem Haus gehen wollen, oder Geschichten vorzulesen, wenn in zehn Minuten der Zahnarzttermin ist. Es heißt, Stück für Stück mit genügend Zeit, ein paar Tricks und ein bisschen Genuss weiterzukommen.
    Alles braucht also Zeit und vielleicht noch eine Prise Spaß bei der Sache, dann geht es Stück für Stück. Und das Kind fühlt sich respektiert. Das ist ungewohnt, weil wir diesen respektvollen Freiraum selbst vielleicht früher nicht so zugestanden bekamen, und deshalb müssen wir es auch erst üben.
    Auf Dauer bringt die Rücksicht auf das unterschiedliche Tempo von Kindern eine große Entspannung mit sich, auch
wenn Kinder oft selbst noch längst nicht in der Lage sind, umgekehrt

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