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Mamas Gluecksbuch

Mamas Gluecksbuch

Titel: Mamas Gluecksbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Constanze Gersdorff-Hucho
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Aggression, mit Bedürftigkeit und auch mit unseren Ängsten. Zum Beispiel Ängsten vor Mangel an Anerkennung, vor Hilflosigkeit, vor Verlust. Und bei uns kommen erschreckende Seiten voller Gereiztheit, Wut oder Ungeduld zum Vorschein. Sie zeigen, dass unser Bedürfnis, unsere lieben Kleinen zu beschützen, manchmal so stark sein kann, dass es unser Kind an seiner Entwicklung behindert.
    Unser Spiegelbild
    Lea schreit gerade in vollster Lautstärke: »Mama, du sollst mir die Schokolade geben! Sonst reicht’s mir!« Das soll sie etwa von mir haben!?
    Moment, ich muss ihr mal eben antworten. »Lea, du sollst still sein! Ich schreibe gerade an einem Buch für Mamas. Also, Ruhe im Salon, sonst reicht’s mir!«
    Kinder sind ein Spiegel unseres Wesens, eine Reaktion auf unser Verhalten. Kinder konfrontieren uns andererseits auch mit unserem eigenen Bedürfnis nach Schutz, sollten wir selbst uns an der Seite unseres Kindes sicherer fühlen als alleine. So fühle ich mich manchmal auf der Straße an Leas und Felix’ Hand: Zusammen sind wir geborgen, da kann uns nix passieren.

    An manchen Problemen mit Kindern machen sich auch unsere eigenen verborgenen bemerkbar und werden im wahrsten Sinne lautstark. Während wir beim Partner daraus den Schluss ziehen könnten, das läge an ihm, notfalls passten wir leider nicht zusammen, bleiben unsere Kinder (in der Regel) sehr lange bei uns. Damit bleibt auch die Notwendigkeit zur Auseinandersetzung schön lange erhalten.
    Apropos Auseinandersetzung: ein kleiner Blick in unsere Familie, als vergangenes Wochenende aus unserer Wohnung kurzerhand eine Art Ruine wurde. Ich stehe mittendrin und halte nachts lautstarke Reden zum Thema »Aufräumen ist nicht mein Lebensinhalt!«, während Felix und Lea rufen: »Doch, Mama, dohooch. Sonst würdest du ja was ganz anderes machen!« Ich habe verstanden: Sie erschaffen das Chaos, damit ich eine Lebensaufgabe habe.
    Ob wir die Eltern-Kind-Konflikte als normal oder belastend erfahren, hängt sehr mit dem Empfinden von »Krise« ab. Und dabei schwankt das Empfinden auch noch, denn je nach Tages- und Gemütsverfassung kann ein und dasselbe Verhalten unseres Kindes von uns als lustig oder als unverschämt empfunden werden.
    Kinder sind unsere Lehrer
    Falls es Gurus geben sollte, dann sind es bestimmt unsere eigenen Kinder. Sie konfrontieren uns überaus wirksam mit unserer Persönlichkeit. Reagieren wir schnell wütend oder verletzt, wenn unser Kind uns nicht beachtet, oder bleiben wir gelassen? Muss unser Kind sofort tun, worum wir es gebeten haben? Sind wir enttäuscht, wenn das mitgebrachte Geschenk, das uns selbst so gefällt, bei ihm nicht gut ankommt?

    Eigene Unsicherheiten werden sichtbar, wenn unser Kind nicht so reagiert, wie wir es zu brauchen meinen, und sie zeigen, an welchen Stellen wir selbst vielleicht noch nicht erwachsen sind, aber jetzt wachsen können. Hinter unserem kindlichen Verhalten verbirgt sich so manches Mal das eigene Bedürfnis nach Beachtung, Anerkennung und Zuwendung.
    Auch wenn wir diese Mechanismen bei allen anderen gut beobachten können, bleiben uns die eigenen oft verborgen. Unseren Analyseblick können wir nun gelegentlich liebevoll auf uns selbst richten und staunen, wie schnell wir automatisch reagieren.
    Vorsichtige Fragen können uns helfen, das zu verstehen: Was passiert gerade bei mir? Hat meine Reaktion noch etwas mit meinem Kind zu tun oder reagiere ich automatisch? Hängt manches meiner Reaktionen damit zusammen, dass ich mich selbst als Kind nicht genügend beachtet gefühlt habe, und nun geschieht mir das schon wieder? Konnte ich damals nicht meine Wut ausdrücken, aber jetzt lege ich mal so richtig los? Oder habe ich es genau so gelernt und wiederhole es nun?
    Wir brauchen uns nicht akribisch daran zu erinnern, wann diese Reaktionen und Gefühle genau entstanden sind. Wir können uns stattdessen gestatten, die Emotionen, die dabei aufsteigen, wirklich zu spüren. Auf diesem Weg geschieht Veränderung. Das klingt zwar ein bisschen seltsam, aber wenn wir unangenehme Gefühle zulassen, anstatt sie zu bekämpfen, können wir erleben, wie sie erst entstehen, toben, schwächer werden, vergehen und sich sogar auflösen. »Unsere Bereitschaft, bedrängende Gefühle zu fühlen, bis sie vergangen sind, führt dazu, dass sie wegbrennen, fast wie Butter in einer heißen Bratpfanne«, meint der bekannte Psychologe Chuck Spezzano* dazu. Klingt nach einem guten Rezept.

    Keine großen Metamorphosen, sondern kleine,

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