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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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so dass Luca Moligati freien Blick auf die anschwellende Halsschlagader hatte. Dabei hob Tosci die Hand, als wollte er ihn schlagen. Moligati fiel in sich zusammen. Mit röchelnder Stimme erklärte er den verblüfften Beteiligten, dass er schon sehr lange unter dem Joch einer Religionsgemeinschaft stand, der er selbst jedoch nicht angehörte. Seine Alkohol- und Drogensucht habe ihn zu einem leichten Opfer für Lucio Cambotano gemacht. Der versorge ihn mit allem Lebensnotwendigen, dafür müsse er gelegentlich Botengänge machen, Kumpanen Cambotanos Unterschlupf gewähren oder Dokumente verstecken.
    Eifrig und mit Nachdruck brachte Arturo Tosci das körperliche und seelische Wrack zum Reden.
    Die Gemeinschaft, der Cambotanos Familie seit Generationen angehörte, huldigte einem wirren Erlösungsgedanken, der seiner
    eigenen drogengeschwängerten Weltanschauung ähnelte, erklärte Moligati beinahe selbstironisch. Nur dass ihm selbst bewusst sei, dass seine Irrungen von den Drogen herrührten, während diese Verrückten ihre Sache vollkommen ernst meinten. Darüber hinaus habe er mitbekommen, dass etwas Wichtiges unmittelbar bevorstehe. Doch er wusste nichts darüber, außer Cambotanos Erlösungsgefasel. Cambotano zeigte sich in letzter Zeit zunehmend unruhig, nervös und gereizt. Außerdem hatte er ihm gerade ein Flugticket nach Brasilien zur Aufbewahrung gegeben, das mit dieser Erlösungssache in Verbindung stehe.
    Adrian nickte und flüsterte Sebastian zu: „Es liegt auf der Garderobe, und ich habe es vorhin fotografiert.“
    Zuletzt schärfte Tosci dem verschüchterten Moligati ein, sich gegenüber Cambotano so zu verhalten wie immer und Stillschweigen über den Besuch der Agenten zu bewahren.
    Dann plötzlich änderte der wandlungsfähige Italiener sein Verhalten und setzte eine besorgte Miene auf. „Sie haben uns sehr geholfen, Signor Moligati, das wird unser Land nicht vergessen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass man Ihnen hilft.“
    Adrian von Zollern und Sebastian Krix verbrachten eine halbe Stunde mit Arturo Tosci im Besprechungsraum von dessen Dienststelle.
    „Sie müssen mit einer offiziellen Beschwerde von mir rechnen wegen Ihres eigenmächtigen Handelns heute Nacht“, erklärte Tosci. Dabei blinzelten seine Äuglein hinter den dicken Gläsern, und er ließ offen, ob das ernst gemeint war.
    Adrian von Zollern nickte. „Jedenfalls haben die Kollegen, die den Kerl gestern Nacht verfolgt haben, seine Spur verloren. Er ist einfach verschwunden.“
    Später im Hotel sagte Adrian: „Wir machen das allein! Tosci ist uns nur im Weg.“
    „Es gibt also zwei Cambotanos“, überlegte Sebastian. „Einer hat vor über hundert Jahren die erste Botschaft in der Bibliothek hinterlassen. Und sein Nachfahre zwingt Moligati ein Jahrhundert später, dasselbe zu tun.“
    „Irgendwie bindet diese Sekte also Nachfolgegenerationen an sich“, stellte Adrian fest.
    „Moligati hat gesagt, dass Cambotano etwas mit der Erlösung zu hat, aber sein Flugticket nach Brasilien liegt noch dort. Dann ist das IWF-Attentat jedenfalls nicht die Erlösung.“
    Adrian stimmte zu. „Ist dir aufgefallen, dass die Verbrechen, die wir bisher kennen, im Vergleich zu Washington eher unbedeutend sind? Hier hat eine Steigerung stattgefunden. Und ich befürchte, dass die Erlösung ein viel schlimmerer Gewaltexzess sein wird …“
    „Wann geht Cambotanos Flug?“, fragte Sebastian unvermittelt, als er sah, dass Adrian seine Kamera einschaltete.
    Sie schauten sich gemeinsam das Foto an. „Morgen!“, stellte Adrian fest.
    „Dann haben wir nicht mehr viel Zeit!“

New York und Brasilien
    Die nächsten Tage der FBI-Ermittlergruppen gehörten zu den härtesten ihres Lebens. In Vierundzwanzig-Stunden-Schichten mussten alle Informationen beschafft werden, die auch nur entfernt in einem Zusammenhang mit dem Attentat und der Bekennergruppe stehen könnten. Dazu durchforsteten sie weltweit vernetzte Datenbanken und bezwangen Milliarden Gigabytes mit Hilfe von intelligenten Suchalgorithmen, die Spezialisten des technischen Aufklärungsbereichs eigens für solche Zwecke programmiert hatten.
    Zur zentralen Figur dieser Ermittlungen bestimmte man SAC Peter Milton, weil der von Beginn an den richtigen Instinkt und das umfangreichste Hintergrundwissen hatte. Zunächst konzentrierte sich der erfahrene Agent auf das unmittelbare Umfeld der Tat in Washington. Seine Leute kontaktierten Berlin, und sie erhielten umgehend alle Informationen wie auch die

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