MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
„Warum versteckt jemand Spuren in der virtuellen Welt, die nur Experten wie Sie entdecken können?“
Bevor er antwortete, zog Myers wieder die Nase hoch. „Für mich ist die Sache klar. Es ist so was wie sein Vermächtnis! Er hatte Angst vor irgendetwas und hat deshalb Brotkrumen ausgelegt, nach denen niemand sucht. Außer, man wird Opfer eines Verbrechens …“
Eineinhalb Stunden später nahmen sie im Fond des FBI-Vans Platz, der auf dem Rollfeld gewartet hatte, und machten sich auf den Weg zum Finance District. Das Blaulicht bewahrte sie vor dem Verkehrschaos auf dem Weg zur Kanega Bank, wo zwei Männer bereits auf sie warteten.
Hugh Cromer und Mike Porter, Atakamos Mitarbeiter, wirkten nicht sehr betroffen, als SAC Peter Milton sie nach ihrer Funktion und nach ihrer Beziehung zu ihrem toten Chef befragte.
Beide machten die gleichen Angaben. Wenn sie Atakamo persönlich begegnet waren, war er ein verschlossener, nicht sehr mitteilsamer Mensch, der Arbeiten gern auf elektronischem Weg verteilte. Sie sahen ihn selten, weil er nur nachts arbeitete und persönliche Kontakte vermied. Kein Wort des Bedauerns zum Tod des Vorgesetzten.
Weil es keine Zeugen gab, hoffte Milton auf neue Erkenntnisse durch die Untersuchung des Tatorts. „Zeigen Sie uns sein Büro.“
Porter verabschiedete sich wegen eines Arztbesuchs.
„Hier entlang“, sagte Cromer.
Als sie Atakamos Büro betraten, sprang Milton sofort der Blutfleck auf dem Schreibtisch ins Auge, den der Kopfschuss hinterlassen hatte. Myers schneuzte sich bei dem Anblick und suchte etwas zum Abwischen, behalf sich dann aber mit seiner Jeans.
Cromer deutete auf eine Stahltür am anderen Ende des Raumes. „Hinter der Sicherheitstür arbeitete sein Berater“, erklärte er.
„Brata“, krähte es plötzlich hinter Milton und Myers.
Milton und Myers drehten sich um, und Milton sah einen rauchgrauen Papagei mit einem hellroten Schwanz auf einer Stange sitzen und mit den Flügeln schlagen.
„Der Störenfried ist Mummtaz, Yasuhiros Papagei. Wir haben das Viech jetzt am Hals“, meinte Cromer.
„Sie erwähnten einen Berater“, nahm Myers den Faden auf.
„Ja. Yasuhiro hat jemanden beschäftigt, der ihn bei verschiedenen Aufgaben unterstützte.“
Wie sich herausstellte, wusste Porter nichts über den Mann zu berichten. Nur dass außer Yasuhiro niemand mit ihm zusammenarbeitete.
Milton veranlasste sofort eine Untersuchung. Diese ergab, dass der Vertrag mit dem Mann von einer Network Solution Experts Ltd. auf den Cayman Islands abgeschlossen worden war, wohin auch seine Rechnungen überwiesen wurden.
„Myers, fahren Sie zum NYPD. Die haben hier Fingerabdrücke genommen, und ich will höchste Priorität für die Spuren aus dem Zimmer des Beraters. Die müssen sofort mit den internationalen Datenbanken abgeglichen werden.“
Myers brach sofort auf.
„Naif, Spiieegla, Ostrogonn“, krächzte Mummtaz.
SAC Peter Milton hielt einen Augenblick inne. „Moment mal!
Was hat das Geflügel gerade gesagt?“, rief er erstaunt und zog die Augenbrauen hoch.
Gegen zehn Uhr abends sollte die nächste Meldung der Mitglieder erfolgen. Braulio Ostrogón schaltete den Kontrollmonitor kurz vorher ein und wartete. Bis zur Erlösung waren sechs Abschnitte zu erledigen. Hinter jeder dieser sechs Ziffern verbargen sich exakt festgelegte Handlungen und Zeiträume. Für den Fall, dass etwas schiefging, musste das betreffende Mitglied dies unter der Ziffer „0“ dieses Abschnitts melden.
Braulio betrachtete den weißen Tisch mit dem großen roten Knopf. Der Mittelpunkt. Der Auslöser. Die Büchse der Pandora. Er konnte es kaum noch erwarten.
Als die Meldungen eingingen, ließ Braulio den Monitor nicht mehr aus den Augen. Aufgrund von Pierinos Versagen erwartete er nur neunundsiebzig Meldungen. Überall auf der Welt brachten Elitemitglieder an diesem Tag Proben des Ammonal mit selbst gebauten Zündern zur Explosion: Stufe 1.
***1***: 79
***1.0***: 0
Florenz
Adrian von Zollern und Sebastian Krix saßen in der Lobby des Hotels und grübelten.
„Es hat keinen Sinn, mir fällt nichts ein“, stöhnte Sebastian.
„Okay, gönnen wir unseren Köpfen einen Moment Ruhe. Ich rufe noch mal den Analysten an“, sagte Adrian.
„Ponisegas Chefanalyst ist ein Genie!“, frohlockte er nach dem Gespräch.
„Ein Genie wäre er, wenn er uns den Weg zu Ostrogóns Grab zeigen würde“, ergänzte Sebastian Krix bitter.
„Genau das hat er gerade getan!“ Adrian griff nach einem
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