MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Sockel wurden zwar fast verschluckt von der Dunkelheit, doch man konnte Holzsärge darauf erkennen.
„Dort sitzen Giuseppe und ich gerne und sprechen mit unseren Freunden“, sagte Luca Moligati wehmütig. Seine schmutzigen
Finger zeigten auf den hintersten Sarg, in dem seit dem Jahr 1737 die Gebeine des letzten Medici, Giovanni Gastone, ruhten.
An verschiedenen Stellen wiesen die Wände braungraue Verfärbungen auf, die, wie ihr Führer erklärte, von den vielen Hochwassern des Arno herrührten.
Adrian stellte sich vor, wie die Toten in solchen Zeiten in ihren Särgen vom Wasser hin und her bewegt wurden. Das verstärkte den Schauder, der ihn in dieser Gruft erfasst hatte. Dann hörte er hinter Gastones letzter Ruhestätte wieder das Scharren.
Sebastian, dem es ähnlich zu ergehen schien wie seinem Freund, hatte den Eindrück, als würde Moligati in der Grotte aufblühen.
„Und, wo sollen wir suchen?“, fragte Adrian ungeduldig.
„Ich weiß nur, dass dieser Platz für Cambotano und seine Sekte eine wichtige Rolle spielt. Mehr nicht“, antwortete Moligati.
„Ist Ihnen oder Ihrem Freund hier denn nie etwas aufgefallen?“
„Nein.“
Adrian starrte ins Dunkel der Gruft. „Dann müssen wir die Särge durchsuchen“, stellte er fest.
„Ich störe die Ruhe meiner Freunde nicht!“, erklärte Luca Moligati sofort.
„Sebastian, wo würdest du hier etwas verstecken?“, fragte Adrian, ohne auf Moligatis Weigerung einzugehen.
„Ich sehe zwei Möglichkeiten. Entweder ein sicheres Versteck, das dauerhaft ist. Oder eines, wo man schnell an den versteckten Gegenstand herankommt. Im ersten Fall würde ich einen der Steinsarkophage aussuchen.“
„Hmm“, murmelte Adrian. „Signor Moligati, bitte halten Sie die Lampe, und leuchten Sie dahinüber.“
Moligati brummte widerstrebend, doch dann nahm er die Lampe, die Sebastian ihm hinhielt.
Der schwache Lichtkegel wanderte von Moligatis zittrigen Händen an den dunklen Wänden entlang zum entgegengesetzten Ende der Gruft. Als das Licht über einen alten Holzsarg streifte, zuckten Sebastian und Adrian zusammen. Ihnen war, als hätte der Deckel sich verschoben.
Dann ertönte das Krachen des morschen Deckels, als der auf dem Steinboden zerbarst, und die entsetzten Männer bemerkten einen Arm, der sich am Sargrand entlangtastete und dann verschwand. Im Schein der Taschenlampe tauchte er wieder auf und hielt eine Metallschatulle mit beiden Händen umschlossen.
Der Sarg neigte sich langsam und fiel mit einem dumpfen Knall von dem Sockel, auf dem er gestanden hatte. Das Skelett eines Medici fiel hinter dem Sockel klackend zu Boden, und die Knochen verteilten sich in der Gruft.
Moligati ließ, starr vor Schreck, die Taschenlampe fallen und rannte zur Treppe. Es wurde dunkler im Raum, nur der matte Lichtstrahl der Lampe lag über dem Boden. „Oh, das wollte ich nicht! Bitte verzeiht mir!“, wimmerte Moligati. Dann drehte er sich um, sprang die Treppe hinauf und verschwand.
Sebastian sah den Dolch auf dem Boden, bevor Adrian ihn auf die Gestalt aufmerksam machen konnte, die aus den Resten des Sarges hinter dem Steinsockel hervorkroch. Der Mann hatte bereits den Boden abgetastet. Nur wenige Handbreit neben dem Messer lag eine Pistole.
Der Mann richtete den Dolch auf Sebastian.
„Cambotano?“, brüllte Adrian, doch er bekam keine Antwort. Er sah einen Oberschenkelknochen auf dem staubigen Boden. Blitzschnell hob er ihn auf und schlug dem Mann die
Waffe aus der Hand. Dann stürzte Adrian sich auf ihn. Der Mann konnte einen Arm befreien und rammte Adrian den Ellenbogen in den Bauch. Adrian stöhnte auf und krümmte sich zusammen. Mit einem Ruck kam der Mann frei, sprang auf und rannte los.
Von oben drang plötzlich das Geräusch hastiger Schritte in die Gruft.
Bevor Cambotano über die Treppe entkommen konnte, hieb Adrian mit dem Knochen auf den Arm, der noch immer die Schatulle umschlossen hielt. Nach ein paar Schlägen fiel sie klirrend zu Boden. Fluchend kroch er weiter nach oben.
„Schnell, Adrian, schieb den Knochen dazwischen!“ Sebastians Schrei zerriss den bleiernen Vorhang des Schreckens. Über ihnen knirschte bereits der schwere Stein, mit dem Cambotano die Gruft verschließen wollte. Cambotano hatte ihn schon halb über die Öffnung geschoben, als Adrian den verblichenen Oberschenkel dazwischenpresste.
In diesem Moment hörte Adrian Stimmen durch die Öffnung über sich.
„Verdammt, wo bist du so lange gewesen?“, zischte ein Mann.
„…
Weitere Kostenlose Bücher