MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
schon wunderbare Momente bei unseren verehrten Freunden erlebt.“
Giuseppe Dartini war eine gänzlich andere Erscheinung als sein Freund. Trotz des spärlichen Lichts aus Dartinis Taschenlampe bemerkte Adrian seine gepflegten Hände, die saubere, ordentliche Kleidung und die sorgfältige Frisur.
„Wir wollen in die Krypta“, sagte Moligati zu seinem Freund.
Dessen zartgliedrige Finger wiesen nach unten, wo eine uralte Wendeltreppe in die Tiefe führte.
Nun holte Sebastian seine Taschenlampe aus der Jackentasche, und sie folgten Dartini die Treppe hinunter in einen unbeleuchteten Gang.
„Da entlang“, sagte der jetzt plötzlich auf Deutsch.
Sebastian und Adrian zuckten zusammen, als sie die deutsche Sprache hörten.
„Er arbeitet als Fremdenführer“, erklärte Moligati.
Die Gruppe folgte dem unterirdischen Gang zu einem Rechtsknick, von dem aus eine steile Holztreppe nach oben führte. Sie stiegen die Treppe hinauf, gingen ein paar Schritte geradeaus, dann nach links und standen vor einer geschlossenen Stahltür.
Dartinis gewaltiger Schlüsselbund rasselte, als er nach dem passenden Schlüssel suchte. Endlich fand er ihn und schloss auf.
Dartini öffnete die schwere Tür. Sie kamen in eine winzige marmorverkleidete Kammer und gingen auf der anderen Seite durch eine wuchtige Holztür wieder hinaus. Nach ein paar Schritten blieben die beiden Deutschen stehen, fasziniert von der Ausstrahlung, die diesen Ort zur weltweit verehrten Wiege der Renaissance machte.
Sie standen in der Medici-Kapelle.
Obwohl nicht alle Meisterwerke in diesem Mausoleum des mächtigen Familiengeschlechts von Michelangelo selbst vollendet worden waren, atmete alles den Geist seines Genies. Der spärliche Lichteinfall und Sebastians schwache Taschenlampe genügten, um die Aura des unvergleichlichen Könnens zu erahnen, das zur Schöpfung der weltbekannten Stätte geführt hatte. Die Freunde erstarrten angesichts des künstlerischen Vermächtnisses der Renaissance-Meister.
Indem er nervös mit dem Finger zum Altar zeigte, rief Moligatis Freund ihnen ins Gedächtnis, dass sie nicht aus kulturellem Interesse hier waren. „Dort ist es. Ich mache jetzt weiter meine Runde. Die Tür lasse ich angelehnt. Wenn ihr fertig seid, geht einfach wieder zurück. Ihr kommt ohne meine Hilfe hinaus.“
Dartini verschwand, und Luca Moligati führte sie hinter den Altar.
Adrian von Zollern sah es als Erster und wich zurück. „Da ist ein Loch im Boden!“
Auch der Italiener wirkte überrascht, doch dann lächelte er. „Wie nett von ihm! Giuseppe hat gar nicht erwähnt, dass er die schwere Platte schon herausgehoben hat.“
„Puh!“, sagte Adrian erleichtert. „Und ich hatte schon befürchtet …“
„Folgen Sie mir!“, forderte Moligati und stieg die verborgene Treppe zur Krypta hinab, die kein Tourist zu Gesicht bekam. Auf halber Höhe blieb er stehen und bat Sebastian, die Taschenlampe auf die Seitenwand zu richten.
„Was ist das?“, fragte Adrian beim Anblick der atemberaubenden Skizzen, die auf die glatte Wand gezeichnet worden waren. Vor Überraschung hatte er plötzlich Deutsch gesprochen. Moligati schaute ihn fragend an, und Arian wechselte wieder ins Italienische.
Bei der Frage lächelte Moligati wissend. Er beugte sich zu Adrian und krächzte mit seiner Fistelstimme: „Hier hat er gestanden!“
„Wer?“, fragten Sebastian und Adrian gleichzeitig.
Luca Moligati überging die Frage. „Er hat sie selbst gezeichnet …“
„Was?“
„Skizzen! Skizzen für sich, für seine Schüler und seine Nachfolger … Michelangelo! Was Sie hier sehen, hat der Meister gezeichnet!“
Jetzt erfasste Ehrfurcht die Betrachter. Michelangelo Buonarroti, den viele mit der Kunst der Renaissance gleichsetzten, hatte genauso hier gestanden wie sie in diesem Augenblick. Um für die Kunstwerke der Kapelle Skizzen von erhabener Qualität zu erschaffen, die ihre Schönheit an das düstere Versteck dieser verborgenen Gruft vergeudeten.
Etwas scharrte weiter unten.
„Ratten“, erklärte Moligati. „Geschöpfe der Nacht, nette Wesen.“
„Ratten sind nicht nett, sondern eklig!“, sagte Sebastian Krix angewidert.
Moligati war schon weiter hinuntergegangen.
Unten kamen die drei in einen unübersichtlichen Raum. Bis zur Decke reichten die Steinregale an den Seitenwänden. Darin standen die Särge der Medici-Fürsten. Viele waren aus Stein gefertigt, andere aus dunklem Holz. Außerdem hatte man mehrere Steinsockel in dem Raum verteilt. Die
Weitere Kostenlose Bücher