MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Gruppe.
Missbrauch und Bestrafung. Reichtum und Recht. Gehorchen und peinigen. Qual und Vergeltung. Vertrauen und Verrat.
Irgendwann nickte David.
„Dann bist du jetzt bereit, alles zu erfahren.“ Er schwieg einen Augenblick lang. „Ich habe den Inquisitor und die verräterischen Landadeligen mit meinen eigenen Händen gerichtet!“
Zum ersten Mal mischte sich Respekt in den abweisenden Blick des jungen Mannes. „Recht so! Ich bin stolz auf Euch!“, rief David aus.
Yago wurde den Eindruck nicht los, dass sein Sohn sich nur für die Taten und nicht für die Motive begeisterte.
Bevor sie die Herberge verließen, erzählte Yago von Piero de Medici, den seine Gruppe gerichtet hatte.
„Heißt es nicht, er sei in der Schlacht am Garigliano ums Leben gekommen.“
„Wir haben es so aussehen lassen.“
David wurde wieder ungeduldig. „Warum musste er sterben?“
„Die Medici sind falsch und hinterhältig, David. Auch die Hilfe, die sie uns gegeben haben, war nichts als Schein. Du musst den Schaden sehen, den sie angerichtet haben. Nach außen geben sie sich immer als Wohltäter und Mäzene. Doch hinter dieser schönen Fassade wächst die Sippe seit der Gründung ihrer Bank nur durch Betrug, Verrat, Intrigen und schamlose Ausnutzung ihres Reichtums. Sie haben auch Kriege unterstützt!“
David sah Yago erstaunt an. „Kriege?“
„Ja! Sie haben ihr Geld Königen geliehen, damit diese Krieg führen konnten. So kassieren die Medici Zins aus Kriegen und machen sich unentbehrlich bei den Mächtigen.“
Als sie nach den gemeinsamen Tagen zurückkehrten, brannte David darauf, dem Schlechten in der Welt die Stirn zu bieten und es gemeinsam mit den Verschwörern zu bekämpfen und auszurotten. Der Zweck, ihr Fortbestehen, heiligte die Mittel. Er würde dem Übel in der Welt eine Macht im Verborgenen entgegensetzen. Er würde diese Macht in die Zukunft führen. Er würde mit scharfem Schwerte richten. Er würde eingreifen. Er würde rächen.
Er, David Ostrogón.
New York und Europa, vor einiger Zeit
„Essin, Essin!“, krähte Mummtaz aus Leibeskräften. Der Papagei plapperte gerne Worte oder Geräusche nach, die er von Yasuhiro hörte. In letzter Zeit mischten sich Laute darunter, die Yasuhiro nicht zuordnen konnte. Weil im Keller der Bank weder Fernseher noch Radio liefen, konnte Mummtaz nur etwas bei einem von Braulios Telefonaten aufgeschnappt haben.
Zur selben Zeit saß Braulio Ostrogón im bequemen First-Class-Sitz auf dem Flug nach Frankfurt am Main. Zum ersten Mal seit sehr
langer Zeit war er zufrieden. Das lag zum Teil an dem exzellenten Service der Airline. Der wirkliche Grund aber lag im Planungsablauf ihrer Aktion. Braulio legte die Pläne in die Ledermappe zurück, drückte sich in das bequeme Polster des Sitzes und seufzte zufrieden. Das Ganze hatte schwierig angefangen. Selbst sein engster Vertrauter Artjom, den er vor langer Zeit aus der Gruppe um Kosporska, den antikapitalistischen Hacker mit kapitalistischem Bankkonto, rekrutiert hatte, verstand nicht, warum er einen so komplizierten und gefährlichen Weg wählte. Natürlich war ihm bewusst, dass jeder im ersten Moment denken würde, er sei verrückt. Verrückt, weil er nicht den einfachsten Weg beschritt. C4 konnte man an jeder Ecke bekommen. Doch genau das wollte er auf gar keinen Fall, denn ein geschickter Schnüffler konnte ihnen schnell auf die Spur kommen. Internationale Sprengstoffregistrierungen und Kontrollen waren ihm viel zu gefährlich.
Für ihr großes Ziel lohnte sich das Nachdenken über eine anspruchsvollere Lösung. Die verdammten Häscher der Feinde sollten sich daran die Zähne ausbeißen. Bei dem Gedanken lächelte er. Bevor er einschlief, dachte er an die Argumentation Artjoms, als er ihm seine Idee vorstellte.
„Wenn wir deinen Plan ausführen, laufen wir ebenfalls Gefahr, dass der Feind uns aufspürt“, gab sein Freund zu bedenken.
„Und wenn die Spürhunde schon beim Kauf des Sprengstoffs die Möglichkeit haben, das Zeug zurückzuverfolgen, ist das gesamte Ziel gefährdet! Es genügt ein Fehler, und sie stellen eine Verbindung zwischen der Gruppe und dem C4 her. Das kann bei meinem Plan nicht passieren …“
Eine Stunde vor der Landung wachte Braulio auf. Er nahm wieder die Dokumente und Karten zur Hand. Nachdem die Stewardess einen starken Kaffee gebracht hatte, ging er alles noch einmal durch. Obwohl er längst jedes Detail auswendig kannte, prüfte er abermals die wesentlichen Punkte.
Braulio war noch nie
Weitere Kostenlose Bücher