Man Down
Toupet hatte.
„Ich sag dir, da liegt was in der Luft.“
Ich starrte auf Rugbys behaarten Bierbauch. „Finanzierst du dir mit dem Ticken das Studium?“
„Findest du das schlimm?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich finanzier damit mein Überleben.“
„Ich bin kein Abzocker. Ich verkaufe das Gras zu einem fairen Preis. Aber ich habe auch nichts zu verschenken.“ Rugby legte den Arm um meine Schultern. Er roch nach Männerschweiß, Bier und rohem Fleisch. „Ich habe ein verflucht schlechtes Gefühl für das Heimfest.“
„Willst du es absagen?“
„Natürlich nicht. Sonst bleiben wir auf den Getränken hocken. Außerdem bedeutet Heimfest njaka-njaka, und das habe ich dringend nötig.“
„Njaka-njaka?“
„Wenn du beim Heimfest keine abschleppst, kannst du deine Eier gleich in die Biotonne werfen.“
„Das Fest findet also definitiv statt?“
„Es muss. Ich kann mir keinen Besuch im Puff leisten.“
„Verdammt, du hast mir nen Schrecken eingejagt.“
„Das Fest findet statt, Kai. Aber ich werde keine Drogen verkaufen.“
Mein Herz machte einen Sprung.
„Es ist jeder selbst für seinen Stoff verantwortlich. Ich werde keine Drogen von Shane kaufen und keine Drogen verkaufen. Ich will njaka-njaka und saufen und sonst will ich nichts.“
„Scheiße, Rugby“, sagte ich und bekam ein komisches Gefühl im Bauch. Ich wusste nicht, ob ich gleich kotzen oder mir in die Hosen machen würde. „Ich brauche die Kohle! Ich brauch die verdammte Kohle.“
„Ich auch, Kai. Ich brauch auch dringend ein paar Scheine, das kannst du mir glauben.“
„Dann lass es uns durchziehen.“
„Die Bullen werden auftauchen. Ich spür das im Urin. Die werden sich unters Partyvolk mischen und warten, bis der erste Joint brennt.“
„Und? Wollen die uns alle festnehmen?“ Ich legte Rugby meine Hand auf die nackte Schulter. Die verdammte Hand zitterte. Ich zog sie zurück. Ich wusste nicht, wohin damit. „Scheiße, Rugby! Ich dachte, das sei die Nacht der Nächte!“
„Ist es auch, Kai“, sagte Rugby und grinste, kniff die Äuglein zusammen, bis nur mehr Schlitze waren. Er griff sich an seinen Schritt und kratzte sich genussvoll. „Vergiss diese abgefuckten Küchenfeste. Das Heimfest ist das krasseste, was es zwischen Himmel und Hölle gibt. So was hast du noch nie erlebt. Sowas vergisst du nie mehr!“
Er zog sich das Schafsfell über den nackten Oberkörper und lächelte.
„Scheiße, Rugby, ich brauch die verdammte Kohle.“
Rugby umfasste seinen Bauch und ließ ihn auf und ab schwabbeln. „Sag bloß, du hast auch Schulden bei Shanes Brüdern?“
„ …“
„Haben viele, Kai. Haben viele, kein Grund, sich zu schämen. Aber versuch mich zu verstehen. Wenn wir auffliegen, ist alles vorbei. Mein geregeltes Einkommen, mein Studium, mein schönes Leben hier im Heim, alles aus und vorbei.“
„Fuck! Ich weiß, Rugby. Ich will doch auch nicht geschnappt werden.“
„Da braut sich aber was Übles zusammen. Lass uns einen Monat aussetzen, das können wir doch beide überleben.“
„Nein. Ich nicht. Ich muss nach Innsbruck.“
„Innsbruck?“
„Bitte, Rugby, lass es uns durchziehen. Für mich hängt so viel davon ab.“
„Was willst du in Innsbruck?“
„Muss da was klären“, sagte ich. Rugbys Augen formten sich zu Schlitzen, in seinem Hirn arbeitete es. „Ne uralte Geschiche.“
„Ich verstehe“, sagte Rugby und klopfte mir auf die Schultern. „Jeder Mann hat seine Leichen im Keller.“
„Ich hab nur eine“, sagte ich. „Aber die stinkt für zehn.“
„Dann vergrab sie tief.“
„Das kann ich nur, wenn ich dir das Zeug bringen darf.“
Rugby zögerte. Dann sagte er: „Okay. Ich gebe Shane Bescheid. Ich tu das dir zuliebe. Ich hoffe, mein Bauch täuscht mich und die verdammten Bullen bleiben in ihren Löchern.“
Gedankenversunken ging ich zur Eingangstür raus, als sie mir entgegenkam. Hätte sie nicht im letzten Moment aufgeschaut, wir wären zusammengestoßen.
„Hallo“, sagte sie und versuchte zu lächeln. Ich wollte weitergehen, sie ignorieren, aber ich schaffte es nicht. „Warum meldest du dich nicht mehr? Ich habe dich so oft angerufen.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was gab es noch zu sagen? Es würde ja doch nur zur Katastrophe führen. Unsere Liebe war verloren. Niemand konnte sie retten. Sie nicht. Ich nicht.
„Was ist denn los?“, fragte sie, und ihre Stimme … so ne Stimme haben nur Engel, ich schwör, so ne Stimme haben keine
Weitere Kostenlose Bücher