Man Down

Dazwischen. Jeder muss selber schauen, wo er bleibt. Ich habe versucht, Marion die Hurerei auszureden. Ich habe gesagt, David muss das Geld zurückzahlen, er ist verantwortlich. Aber Marion wollte seinen Arsch retten. Die wusste, dass der das nie alleine schafft. Die wusste, fressen oder gefressen werden.“
    „Sie hätte mich anpumpen können.“
    „Dich?!“, Shane lachte. „ DICH ?!“
    „Ich hätte das Geld aufgetrieben.“
    „Ich habe ihr erzählt, dass du fett in den Miesen bist.“
    „Was erzählst du ihr sonst noch so?“
    „Denk an deinen Bruder“, sagte Shane. „Wenn du wüsstest, man würde aus ihm machen, was man aus Max gemacht hat – würdest du nicht Schwänze lutschen, um ihn zu retten? Würdest du dich nicht in’ Arsch ficken lassen, nur um zu verhindern, dass er mit gebrochenen Knochen an der Isar liegt?“
    „Nein. Ich würde ne Bank überfallen.“
    „Dann tu’s! Tu’s doch! Du Schwuchtel! Du hast dich ja doch nicht geändert. Du jammerst rum. Du heulst rum. Du bemitleidest dich selbst. Du kannst einfach nicht aus deiner Haut, das ist dein Problem! Überfall doch ne verdammte Bank für dein Mädchen. Hol dir das Geld vom Meyer! Halt ihm die Knarre an die Stirn! Rette Marion! Rette sie!“
    Shane legte sich wieder hin, streifte sich die Haare aus dem Gesicht. Er schoss noch ein Foto. Er hielt das Handy so auffällig, dass die Freundin der Fotografierten darauf aufmerksam wurde. Sie stupste sie an und flüsterte ihr ins Ohr. Shane lächelte und steckte das Handy ein. Die beiden glotzten böse zu uns rüber.
    „Hast du jemals geliebt, Shane? So richtig geliebt?“
    „Ich liebe Galatasaray.“
    „Was ist mit Burcak?“
    „Wer ist Burcak?“
    „Du warst nie dort, wo ich jetzt bin.“
    „Ich möchte da auch nie hin.“
    Er zog sein Handy wieder hervor und fotografierte weiter.
    „Das ist n Kind!“, sagte ich. „Die ist höchstens 14.“
    „Das ist kein Kind.“
    „Sie könnte deine Tochter sein.“
    „Meine Tochter würde sich nicht von nem Kanaken die Muschi fotografieren lassen. Sonst würd ich ihr den Arsch versohlen.“
    „Oder sie in ne Burka stecken.“
    „Ich klopf ihr lieber auf den nackten Po.“
    Die beiden Mädchen standen auf und packten ihre Sachen. Im Vorbeigehen sahen sie uns trotzig an. Shane legte sich auf den Rücken, kraulte sich den Bauch. Ich tat’s ihm gleich. Die Sonne brannte vom Himmel, brannte auf meine Haut. Shane hatte Wodka dabei, und wir tranken ihn aus der Flasche, tranken ihn pur, 66 Prozent Alkohol.
    Ich soff den Schmerz weg, soff die Bilder weg, soff mir die Welt schön, soff mir Marion unschuldig.
    Wir gafften jeder Braut nach, die vorbeikam. Wir machten zwei Studentinnen aus Australien an, die sich neben uns legten, wir wollten uns verabreden, sie konnten nicht.
    „ We already have a date. “
    „ Come on! Those boys can’t be better than us! “
    „ Those boys are married to us. “
    „ So you already have them for the rest of your fucking life. You can have us only for one night. For free! “
    „ You’re really funny, but … sorry, guys. “
    Shane und ich verabschiedeten uns, als die Sonne bereits tief stand.
    Ich schleppte mich vom Englischen Garten durch die Unterführung Richtung Hofgarten. Als ich wieder ans Sonnenlicht kam, sah ich, wie mich ein Typ am Wegrand fotografierte. Er hielt voll auf mich, es war mir sofort klar, dass er mich geknipst hatte. Niemanden sonst. Nur mich. Ich tat so, als hätte ich es nicht gesehen. Aus meinen Augenwinkeln heraus beobachtete ich den Typen. Er knipste noch einmal. Ich machte kehrt und humpelte auf ihn zu.
    „HEY! HEY! “, schrie ich und packte ihn am Kragen.
    „Was ist denn mit dir los?“, sagte er. „Was zum Teufel ist mit dir los?“
    „WER BIST DU?! WER BIST DU ARSCHLOCH?! GIB MIR DEINE KAMERA! GIB MIR DEINE VERFLUCHTE KAMERA!“
    „Du bist wohl nicht ganz dicht“, keuchte der Typ, der viel größer und breiter war als ich. Er befreite sich mit einer gekonnten Bewegung aus meinem Griff. Da kam auch schon ein zweiter Fuzzi angelaufen, ein 100-Kilo-Mann mit schwarzen Locken.
    Bullen.
    „Gibt’s ein Problem?“
    Bullen.
    Es gab eine kleine Schubserei.
    Fuck the police.
    „Bist du schwul?“, sagte ich und fuchtelte mit meinem Finger vor seiner Nase. „Bist du schwul oder was?“
    Fuck the motherfucking police.
    „Jetzt komm mal runter! Ich habe dich nicht fotografiert!“
    „Ich mach dich platt, du blöde Sau!“
    „Wir rufen die Polizei“, sagte der andere und hatte