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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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sein Handy schon am Ohr. Ich riss es ihm aus der Hand und warf es in die Wiese nebenan. Als mich der Bodybuilder am Nacken packte, knallte ich ihm meinen Ellbogen mit voller Wucht in die Leber. Der Typ sackte zusammen und kam nicht mehr hoch. Zu meiner Überraschung half der andere Typ seinem Kumpel auf die Beine, anstatt sich auf mich zu stürzen. Der hätte mich platt hauen können, aber der wollte das gar nicht. Ich nahm die Einladung an und humpelte davon, lief durch den Hofgarten zum Odeonsplatz. Dort mischte ich mich unter eine italienische Touristengruppe und hielt Ausschau nach den Bullen, aber sie waren mir nicht gefolgt. Ich schwitzte und war völlig außer Atem.
    Shane und ich hatten uns mitten im Englischen Garten getroffen. An einem bestimmten Baum. Er hatte sich erst eine ganze Stunde dort in den Schatten gesetzt, ehe ich gekommen war. Wir dachten, das wäre sicher. Und jetzt wurden wir doch gefickt. Die Bullen beobachteten uns. Die warteten nur darauf, dass wir einen Fehler machten. Vielleicht hatten wir schon einen gemacht.
    Dass sie mich einfach so laufen ließen, machte mir größere Sorgen, als wenn sie mich festgenommen hätten. Die hatten tatsächlich was vor. Einen großen Schlag. Die wollten mich und Shane und Rugby und die Marokkaner. Die wollten uns alle.
    Ich überlegte, ob ich Shane anrufen sollte, aber ich ließ es bleiben. Egal, was da lief – ich wollte es endlich hinter mich bringen. Wollte in die Schweiz. Zum letzten Mal. Dieser Albtraum musste ein Ende haben.
    Ich möchte nie wieder jemandem Geld schulden. Ich lebe lieber auf der Straße und schlafe in der Bahnhofsmission, ich sitze mit nem Hut am Gehsteig und bettle, ich lutsche Schwänze, ich küsse Ärsche, ich verkaufe meine Niere, ich hungere, ich klaue, ich schieße mir die Rübe weg, aber niemals mehr möchte ich mir von irgendwem Geld pumpen, möchte ich irgendwem Geld schulden. Ich möchte frei sein, nie mehr von solchen Gedanken gequält werden. Nie mehr Schlächter im Nacken sitzen haben, die jeden Tag mehr von deinem Verstand und Leben Besitz ergreifen.
    Das ist kein Leben mehr.
    Noch einmal in die Schweiz, Florian. Ein letztes Mal. Drück mir die Daumen. Ich möchte, dass das endlich alles vorbei ist. Und dann komm ich Dich besuchen. Ich komme zu Dir.
    ***
    Rugby schrieb mir eine SMS . Wir müssen reden. Komm vorbei. Ich stieg in die nächste U-Bahn, wechselte an der Haltestelle Sendlinger Tor in den Bus und fuhr zum Heim. Ich war nervös, musste ständig was in den Händen haben, um damit zu spielen. Musste ständig was im Mund haben, um darauf zu kauen.
    Ich überquerte die vierspurige Straße, ging an der Rezeption und am Lift vorbei die Stiege hoch in den zweiten Stock, wo sich Rugby mit Gugl eine Rasierschaumschlacht lieferte. Rugby war von oben bis unten voller Schaum. Gugl trug nur noch seine Unterhose, auch ihm klebte das weiße Zeug überall am Leib. Ein Typ namens Wolfgang, der Politik studierte und von allen nur Eule genannt wurde, stand im Zimmer mit einem selbst gebastelten E-Bass und einer Kokosnuss. Der Typ hatte seinen Bassverstärker mitten in den Raum gestellt und stank so furchtbar nach Schweißfuß, dass ich froh war, als zwei Typen anfingen, Joints zu bauen. „SCHMERZEN! ICH VERSPRECHE EUCH SCHMERZEN! SCHMERZEN OHNE ENDE! “, brüllte er und hämmerte die Kokosnuss auf die Saiten, rieb sie auf den Saiten auf und ab, schlug sie sich auf seinen Kopf. Er geriet völlig in Ekstase, bis Gugl ihm eine Ladung Rasierschaum in die Augen verpasste.
    Eule ging schreiend zu Boden. Gugl nahm seelenruhig die Kokosnuss und warf sie aus dem Fenster. Er steckte den Verstärker aus und stellte ihn vor die Tür. Ehe er es sich versah, knallte ihm Eule den E-Bass auf den Schädel.
    „Ich muss mit dir übers Heimfest reden“, sagte Rugby und packte mich am Arm. Wir gingen hinaus auf den Gang zu dem Stocktelefon.
    „Es gibt ein Problem“, sagte er, und ich war es leid, diesen Satz zu hören. „Vorgestern waren zwei Bullen im Heim.“
    „Scheiße.“
    „Die haben ein paar Leute ausgequetscht.“
    „Über mich?“
    „Über Shane.“
    „Fuck.“
    „Sie haben auch gefragt, wer das Zeug im Heim vertickt.“
    „Fuck!“
    „Meine Leute haben alle dicht gehalten, aber ich habe nicht nur Freunde im Heim.“
    Fuck, fuck, fuck.
    Rugby zog sich die verdreckte Kleidung aus, bis er nackt vor mir stand. Sein langer, dicker Schwanz baumelte unter seinem dichten, schwarzen Schamhaar, das Ähnlichkeiten mit Onkel Wilfrieds

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