Man Down
immer immer da. Aber Florian hatte mit den Jahren sein Gesicht verloren. Und jetzt war es zurück.
Shane stand plötzlich vor mir in Shorts, er hatte nen echten Sixpack, unglaubliche Muskeln und kräftige, trainierte Beine. Burcak hatte Recht. Shane hatte nen Körper wie n Zehnkämpfer.
„Das muss doch Folter sein. So ne geile Negerin als Mutter zuhause zu haben“, sagte er und legte seinen Arm um meine Schultern. „Ich mein … wenn man weiß, dass sie nicht mal blutsverwandt ist. Dass man sie ficken könnte … und nicht darf.“
„Ist deine Mutter so hässlich, Shane?“
„So hässlich, dass ich deine ficken muss.“
Ich schloss die Glastür der Vitrine.
„Oh Mann“, sagte er und rülpste. „Mein Kopf, der tut weh wie die Hölle, und mein Magen, der schreit nach Futter.“
„Ich muss dir was sagen, Shane.“
„Ich muss was essen, Kai.“
„Es ist wichtig.“
„Du klingst schon wieder nach Dramaqueen. Bitte, halt mir jetzt bloß keinen Vortrag. Ich weiß, ich bin ein verfluchter Bastard. Ich weiß, ich bin das Letzte. Meine Seele ist so schmutzig, dass sie nicht mal der Teufel will.“
Ich hielt Shane Florians Foto vor die Nase. „Ich hab den umgebracht.“
„Ich hab Hunger.“
„Ich hab den umgebracht.“
„Das Negerkind?“
„Ich hab ihn ins Wasser geschubst.“
Shane zog die Augenbrauen hoch.
„Es war ein Blackout. Ich wollte nicht, dass er stirbt. Ich schwör bei Gott, das wollte ich nicht.“
„Du meinst das jetzt nicht ernst, oder?“
„Ich habe meinen Bruder ermordet, Shane.“
Shane sperrte seinen Mund so weit auf, dass eine ganze Ameisenarmee einmarschieren hätte können.
„Die haben den nur verarscht an der Schule. Der Bimbo war er, für alle nur der Bimbo. Ich hatte ne Wut auf den Bimbo. Er zog mich mit runter, ich schwör. Er hat sich an mich gekettet, er hat auch mich zum Bimbo gemacht. Ich wollte kein Bimbo sein.“
„Fuck, du hast ihn wirklich ins Wasser geworfen?“
„Es war nur n kleiner Schubs. Er tat mir doch so leid! Er tat mir so leid, aber er hat sich nie gewehrt. Er hat alle Schläge ertragen. Ich hatte solches Mitleid mit ihm. Er tat mir so Leid.“
„Und deshalb wirfst du ihn ins Wasser?“
„Ich hab das nicht mehr ausgehalten. Warum hat der Arsch sich nie gewehrt? Warum hat er keine Knarre genommen und sie alle übern Haufen geschossen?“
„Warum hast du das nicht getan? Das war dein Bruder, verdammt! Du wirfst deinen eigenen Bruder ins Wasser?“
„Ich wollte kein Bimbo sein, Shane. Ich wollte stark sein. Weißt du, wie das ist, wenn man jeden Tag gehänselt wird?“
„Und keiner hat gesehen, wie du ihn geschubst hast?“
„Keiner.“
„Dein Gott hat es gesehen.“
„Wahrscheinlich.“
„Dein Gott wird wütend sein. Ich sollte Abstand von dir halten.“
„Du nimmst mich nicht ernst.“
„Ich nehme meinen Magen ernst. Und der rebelliert. Wenn ich nichts zu futtern kriege, fresse ich die Katze.“
Was soll ich tun, damit Du mir verzeihst? Was soll ich machen? Ich kann doch gar nichts tun. Ich kann mich selber hassen, mich selber töten, aber das bringt Dich nicht zurück in dieses Leben. Das ändert doch gar nichts. Was soll ich nur machen? Ich habe Dich verraten, ich habe Dich im Stich gelassen und schließlich getötet. Warum kann mir keiner sagen, was ich tun soll?
„Hör zu, Kai“, sagte Shane, nachdem er sich einen Pulverkaffee gemacht und eine Packung Kekse verdrückt hatte. „Ich glaube, du bildest dir da was ein. Du hast n Trauma und jetzt interpretierst du irgendnen Scheiß rein, aber hör mir jetzt zu, ja? Erzähl Angela nichts davon. Lass sie mit dem alten Scheiß in Frieden. Behalt es für dich, okay? Mach hier nicht die gute Stimmung kaputt.“
Shane streichelte Mirra, hob sie hoch und marschierte Richtung Bad.
„Was hast du mit der Katze vor?“
„Wir gehen duschen.“
Mirra – als hätte sie die Worte verstanden – sprang mit einem langgezogenen Miau aus Shanes Armen und rannte davon.
„Hast du Marion Geld gegeben, damit sie mit mir rummacht?“, fragte ich.
Ohne sich umzudrehen sagte Shane: „Hat sie das behauptet?“
„Hast du oder hast du nicht?“
„Nein“, sagte er und öffnete die Badezimmertür. „Ich habe ihr kein Geld gegeben.“
„Aber du hast ihr einen Teil der Schulden erlassen.“
„Und wenn? Was ist schon dabei?“
„Du bist ne Drecksau.“
„Ey, Kai. Ne Muschi ist immer noch das Beste auf der Welt, egal, wie tief man in der Scheiße steckt. Die Muschi ist das
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