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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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bevor wir die Arena der chinesischen Akrobaten erreichten, verließen wir den Weg. Pengfeis Route führte hinter das bunte Gebäude mitten in das Lager der Akro- baten. Da die Show gerade lief, war es hier sehr ruhig. Von
unserem Standort hinter einem der kleineren Wohnmo- bile aus konnten wir die Ohs und Ahs und vereinzelten Applaus hören.
    »Nette Propangastanks«, meinte ich lahm.
    »Ja«, stimmte Vayl mir zu.
    »Ich verstehe nicht, warum ihre Präsenz hier stärker ist. Scheint so, als wäre alles, wie es sein soll. Was meinst du?« Vayl bückte sich und blickte unter den Camper, wäh- rend ich hinaufkletterte, um mir die Oberseite anzusehen. Als wir wieder nebeneinander standen, schüttelten wir beide den Kopf. Nichts.
    »Weitergehen?«, fragte ich.
    »Würde ich sagen«, erwiderte er.
    Ich kniff wieder die Augen zusammen und folgte der inzwischen vertrauten Spur von Pengfei. Sie führte uns direkt zur Arena. Sie hatte den Haupteingang gemie- den und war an einer roten Wand entlang zur Rückseite des Gebäudes gegangen, wo ein kleineres, violettes Ge- bilde an die Hauptstruktur angeschlossen war. Hier- durch konnten die Akrobaten schnell den großen In- nenraum erreichen.
    »Sie ist hier reingegangen«, flüsterte ich. Die Menge applaudierte, als offenbar etwas Beeindruckendes passier- te. Um besser sehen zu können, stellten wir uns in den Eingang, doch ein schwarzer Vorhang trennte den Be- reich, in dem wir standen, und ungefähr zwei Meter der Rückwand vom Hauptraum ab. Die Kapelle wechselte von spannungsgeladener Musik zu einem mitreißenden Rhythmus. Ich packte Vayl am Arm. »Sie ist hier drin.«
    Wir spähten durch eine Lücke im Vorhang. »Da«, sagte Vayl. »In der ersten Reihe. Sie ist die in dem kurzärme- ligen weißen Top und der türkisfarbenen Hose, direkt neben Lung in seinem goldenen Gewand.« Vayl blickte
auf mich herunter. »Wie willst du Lung den Garderoben- wechsel erklären, wenn du ihm schließlich begegnest?«
    »Werde ich nicht müssen. Er wird bereits wissen, dass jemand seine Cola auf mich geschüttet hat.«
    »So willst du die beiden also voneinander trennen?«
    »Jawohl. Die zwanzig Dollar in meiner Tasche sagen mir, dass ich einen der aufrechten jungen Männer in die- sem Publikum dazu bringen kann, mir genau diesen Ge- fallen zu tun, bevor die Show vorbei ist. Schau.« Ich deu- tete auf einige Sitzreihen zu unserer Rechten. »Siehst du diesen großen schlaksigen College-Bubi in der hintersten Reihe? Der gerade zwei Bier auf einmal trinkt? Ich denke, er ist der Richtige.«
    »Soll ich die Verhandlungen übernehmen?«, bot er an. Ich dachte, dass er dem Kleinen wahrscheinlich eine Höllenangst einjagen würde. Sogar wenn er seine Kraft zügelte, hatte Vayl eine Ich-könnte-dich-locker-in-den- Arsch-treten-Ausstrahlung, welche die meisten Typen auf Abstand hielt. Doch davon erwähnte ich nichts.
    »Nö. Überlassen wir das doch dem Geld.« Wir setzten uns in Bewegung, verharrten aber, als der Boden sich ge- gen den Uhrzeigersinn drehte und unseren Verbindungs- studenten und den Rest des Publikums um eine Viertel- drehung nach links verschob. Eine Reihe von Akrobaten rannte an uns vorbei in die Arena, die unbeweglich ge- blieben war. Die Menge jubelte und stampfte mit den Fü- ßen, um ihre Begeisterung über diese Neuerung auszu- drücken. Wir wechselten beeindruckte Blicke.
    »Wer sich das wohl ausgedacht hat?«, fragte ich.
    »Meinst du, sie haben ihren eigenen persönlichen Berg- man?«
    »Wenn sie von unserem klauen müssen?« Nach ein paar vergeblichen Versuchen gelang es mir, die Aufmerksam-
keit des College-Bubis auf mich zu ziehen. Ich fand he- raus, dass er Streiche und Geld liebte, und hatte so einen neuen Partner.
    Da das Publikum gedreht worden war, konnte ich we- der Pengfei noch Lung sehen. Ich stellte mich auf die Ze- henspitzen und sprang hoch, was aber auch nichts brach- te. »Wie läuft es?«, fragte ich drängend. »Ist er schon da?«
    »Vertrau auf mehr als deine Augen, Jasmine.«
    Vayl war so ruhig, dass ich stillstand, alle meine Sinne öffnete, und einfach alles in mich aufsog. Es dauerte un- gefähr drei Minuten, aber schließlich konnte ich sagen: »Sie bewegt sich.«
    »Bist du sicher?«
    Ich nickte. »Sie geht. Direkt gegenüber von uns ist ein Ausgang. Da geht sie raus.«
    »Dann schnapp sie dir.«
    Als ich mich umdrehte und aus der Tür stürzte, wich ich einer weiteren Gruppe Akrobaten mit einer Geschick- lichkeit aus, die, seit das Gespür in mir

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