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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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linken befanden sich meine Wurfmesser. Die Machete war die größte Heraus- forderung gewesen. Cassandra hatte mir dabei geholfen, einen Teil der Perücke darum zu flechten und das Stück- chen, das vom Griff noch zu sehen gewesen war, mit ei- nem roten Band zu umwickeln. Die Waffe hatte noch nie so hübsch ausgesehen und mir auch noch nie solche Kopfschmerzen bereitet.
    »Ich sehe noch kein Boot, du etwa?«, fragte ich. Mit der linken Hand deutete ich Richtung Hafen. Die rechte zog ich zurück und aktivierte so den Mechanismus in der Scheide. Eine Sekunde später hielt ich die Spritze in der Hand.
    Als Lung sich umdrehte, um nachzusehen, sprang ich
vor und rammte ihm die Spritze ins Ohr. Doch die Rüs- tung bemerkte den Angriff. Sie hatte sich nur mit halber Geschwindigkeit bewegt, als sei sie durch meine Verklei- dung verwirrt. Doch sie hatte meine Attacke abgewehrt. Als die Nadel ihr Ziel erreichte, verriet mir das Knirschen von Metall auf Metall, dass die Schuppen bereits eine Sei- te seines Kopfes bedeckten. Doch ich war schlau genug, mich nicht auf einen einzigen Versuch zu verlassen. Als ich den Angriff gestartet hatte, hatte ich bereits nach der Machete gegriffen, und als die Spritze sich als nutzlos er- wies, lag der Griff des Messers bereits in meiner linken Hand.
    Schockiert darüber, dass Pengfei versuchen könnte, ihn umzubringen, reagierte Lung zunächst defensiv. Er ging in die Hocke. Mit einer kurzen Verzögerung von viel- leicht zwei oder drei Herzschlägen raste die Rüstung los und bedeckte seinen gesamten Kopf. Er hatte auch schon Hörner und Fangzähne entwickelt.
    Doch diese kurze Pause hatte mir die Chance verschafft, die ich brauchte.
    Mit beiden Händen, um die Schlagkraft zu erhöhen, rammte ich die Machete durch seine Wange in seine Nase. Er schrie auf und zuckte zurück, wobei er einen Stachel von seinem Rücken abschoss, aber wohl mehr instinktiv als in einem ernsthaften Versuch, mich zu verletzen. Er landete auf halber Höhe auf dem Hügel, explodierte und wirbelte Gras und Erde auf.
    Ich schrie: »Vayl! Aussichtspunkt! Sofort! « In dem Ver- such, nicht in Fetzen gerissen oder gebraten zu werden, blieb ich an ihm dran, und ich meine richtig eng dran, wie eine Zecke im Juli an einem Schäferhund dranbleibt. Lung dehnte sich, während ich Tritte auf seinen wachsenden Oberkörper einprasseln ließ, immer ein Auge auf seinem
Schwanz und das andere auf seinem Feueratemmechanis- mus.
    Doch wie es aussah, hatte die Klinge diesem Mechanis- mus nicht gerade gutgetan. Es blieb sogar ein Viertel sei- nes Gesichts, von der Wange bis zur Stirn, frei von Schup- pen. Blut spritzte auf seine Schultern, auf mich und das Gras, als er den Kopf schüttelte und versuchte, die Klinge loszuwerden, doch die gab nicht nach.
    Als die Krallen aus seinen Bandagen hervorbrachen, sprang ich zurück, da ich noch gut in Erinnerung hatte, welchen Schaden sie unter seinen Angreifern auf der Jacht angerichtet hatten. Doch er schien mehr erpicht darauf zu sein, mit ihnen die Klinge herauszureißen. Als er sie dadurch jedoch nur tiefer reinschob, brüllte er auf, und ein frischer Blutschwall ergoss sich über seine Wange und seinen Hals.
    Ich riss den obersten Knopf von Pengfeis Kleid auf und zog Kummer. Es fühlte sich an, als würde man mit Papier- kügelchen auf eine F-18 schießen. Ich hatte einfach nicht genug Feuerkraft, um dieses Monster in Rauch aufzulö- sen. Verdammt, wahrscheinlich gab es eine solche Feuer- kraft überhaupt nicht. Doch als Vayl plötzlich neben mir auftauchte und mir ein beruhigendes »Ich bin da« zumur- melte, schöpfte ich trotzdem wieder Hoffnung.
    Er sprang Chien-Lung so schnell an, dass ich ihn kaum sehen konnte. Als er direkt auf sein Gesicht losging, blieb mir für eine Sekunde fast das Herz stehen und ich dachte, Oh Gott, was ist, wenn er jetzt Feuer spuckt? Was, wenn Vayl verbrennt? Dann kommt er nicht zurück! Diese Möglichkeit ließ meine Knie weich werden.
    Mit Bewegungen, die so blitzartig abliefen, dass ich ih- nen kaum mit den Augen folgen konnte, riss Vayl Lungs Kopf herum, wobei er den Griff der Machete als Hebel
einsetzte, und versenkte seine Fangzähne in der verwund- baren Haut seines Gesichts.
    Lung drehte völlig durch. Er schrie, als würden alle Dä- monen der Hölle seine Seele nach und nach in kleine Fet- zen reißen. Er schoss alle Stacheln aus seinem Rücken ab und riss dadurch so viele Löcher in den Hügel des San- ford Parks, dass es aussah, als hätte das Land

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