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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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nern ich mich bis jetzt nicht getraut hatte.
    Matt und ich hatten unseren ersten gemeinsamen Ur- laub gemacht, eine Reise nach Hawaii, um seinen neun- undzwanzigsten Geburtstag zu feiern. Am Abend nach
unserer Ankunft auf der Insel waren wir am Strand spa- zieren gegangen, Arm in Arm, umgeben vom Geräusch der Wellen und der leisen Musik eines entfernten Luau. Die Lichter der Hotels, Bars und Parties verliehen dem Abend ein überschäumendes Strahlen. Wir kamen an an- deren Pärchen vorbei, sogar an ganzen Familien, aber es war, als würden wir uns in unserer eigenen, liebesbeschie- nenen Welt bewegen. Wenn ein riesiger Schwertfisch aus dem Meer aufgetaucht wäre und uns drei Wünsche ver- sprochen hätte, wäre ich nicht überrascht gewesen. Es war einer dieser Abende. Magisch.
    Wir waren einen Pier entlangspaziert, der mit Tiki-Fa- ckeln beleuchtet war. An seinem Ende erwartete uns ein Tisch, gedeckt mit Porzellan und Kristallgläsern. Wir speisten wie die Könige in einem mit Stroh gedeckten Pavillon. Und nach dem Dessert tanzten wir zur Mu- sik einer vierköpfigen Reggae-Band mit dem Namen B-tones.
    »Das ist unglaublich«, hauchte ich, als Matt mich an sich zog und wir uns zum langsamen Rhythmus eines Liedes bewegten, dessen Namen ich nie erfuhr.
    Er lehnte sich weit genug zurück, um mir in die Augen sehen zu können. » Du bist unglaublich«. Er lächelte, und seine weißen Zähne strahlten vor dem Hintergrund seiner gebräunten Haut. »Aber nicht besonders aufmerksam.«
    »Ach, nein?«
    Er schüttelte den Kopf, entzog mir seine Hand, streifte einen Ring von seinem kleinen Finger und hielt ihn mir vor die Nase. »Ich hatte wirklich gedacht, dass du mich irgendwann fragen würdest, warum ich den Verlobungs- ring einer Frau trage.«
    »Hast du den schon den ganzen Abend getragen?«
    Er grinste. »Erst seit der Nachspeise.«

    Dann wurde mir bewusst, was er da gerade gesagt hatte. »Willst du … sind wir …«
    »Sag ja, Jaz.«
    Ich hatte gekreischt und war auf- und abgehüpft, auf ihn draufgehüpft, hatte ihn dazu gebracht, mit mir auf- und abzuhüpfen, was sich als sehr lustig herausstellte. Wobei er mir irgendwann den Ring an den Finger steckte. Es war ein einkarätiger, birnenförmiger Smaragd. »Für meine grünäugige Füchsin«, hatte Matt gesagt, bevor er mich küsste, bis mir schwindelig wurde.
    Ich hatte den Ring noch. Trug ihn immer mit mir he- rum. Jetzt schob ich die Hand in die linke Tasche meiner Jeans. Meine Schneiderin hatte einen Schlüsselring in die Tasche dieser und jeder anderen Hose eingenäht, die ich besaß. Ein ähnlicher Ring verband die Fassung des Sma- ragds mit dem in meiner Tasche, sodass ich nirgendwo ohne ihn hingehen musste.
    »Vielen Dank, Ma’am. Genießen Sie Ihren Aufenthalt bei uns.« Ich blinzelte. Was … ist passiert? Wo bin ich?
    Hinter einem breiten, glänzenden Tresen stand eine lä- chelnde junge Frau in einem blauen Blazer, deren Na- mensschild sagte: DAS HOTEL VIER JAHRESZEITEN UND JUNIE TAYLOR HEISSEN SIE HERZLICH WILLKOMMEN. In meiner Hand hielt ich eine Quittung für Zimmer 219 und die Schlüsselkarte.

4
    H eilige Scheiße, ich hatte schon wieder einen Blackout! Doch schon als mich der Verdacht beschlich, wusste ich es besser. Ich hatte keines der üblichen Warnsignale gespürt, und ich hatte mich auch noch nie in einem Tag- traum verloren, während der Rest von mir aktiv war. Das war etwas Neues. Etwas Beängstigendes. Denn nach der K.O.-und-schleift-mich-raus-Aktion mit der Tor- al-Degan war ich davon überzeugt gewesen, diese klei- nen, verrückten Verhaltensweisen abgelegt zu haben, die mich, na ja, eben verrückt erscheinen ließen. Okay, das Kartenmischen hatte ich nach einer kurzen Pause wie- der aufgenommen. Und manchmal kreisten immer noch bestimmte Worte in meinem Kopf, bis ich sie wieder rausschmiss. Aber solche Momente waren seltener ge- worden. Und die Blackouts hatten wirklich aufgehört, genauso wie die Ängste, dass irgendjemand aus meinem Bekanntenkreis einen Grund finden könnte, mir eine Nervenheilanstalt und eine heftige Dosis Zoloft zu empfehlen.
    Ein Lachen, das mir bekannt vorkam, erregte meine Aufmerksamkeit. Das Pärchen vom Strand. Sie waren hier, stiegen gerade in den Fahrstuhl ein. Ohne dass es mir bewusst gewesen wäre, war ich ihnen zu ihrem Hotel gefolgt und hatte ein Zimmer gebucht. Ich überprüfte die Quittung. Wenigstens hatte ich meine private Kreditkarte benutzt. Hätte ich das Pete erklären müssen … na ja, viel-
leicht

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