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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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fri- schen Luft, sonst hätte ich angefangen zu kotzen wie eine Bulimiekranke nach einer Keksorgie. Über dem Ganzen schwebte eine juwelenartige Wolke, die ich für seine Seele halten musste. Ich wollte davon ausgehen, dass sie unbe- rührt war. Der eine Teil des Mannes, den sein Mörder nicht beflecken konnte. Doch ich schaffte es nicht. Denn genau sie hatte die Aufmerksamkeit seines Mörders er- regt.
    Kein Zweifel, derjenige, der ihm das Leben genommen hatte, stand immer noch neben ihm, wie er es schon den ganzen Tag getan hatte, getarnt als ein Mann mit nur ei- nem Gesicht. Obwohl »Mann« nicht die richtige Bezeich- nung war. Diese Umrandung - niemand, dem ich je be-
gegnet war, hatte so etwas gehabt. Und als er sich vor- beugte, riss der Rahmen an seinem Kopf und seinen Fingern auf, sodass ein wenig von der grün-goldenen Aura hindurchsickerte.
    Sein Mund öffnete sich weit, und er entrollte eine riesi- ge, rosafarbene Zunge, die mit dornenartigen Auswüch- sen bedeckt war. Er ließ sie über die Seele des toten Man- nes gleiten. Diese zitterte und versuchte verzweifelt, sich in ihre Facetten aufzulösen, die mit der Familie des Toten verschmelzen würden, mit seinen Freunden und mit sei- nem Schöpfer. Aber die Dornen gaben eine Art Klebstoff ab, der die einzelnen Facetten an der Bewegung hinderte. Gleichzeitig verblasste die Seelenwolke zu einem schwa- chen Pastellton.
    Der zweigesichtige Mann hob mit geschlossenen Augen den Kopf, und reine Ekstase verzog seine schlaffen Lip- pen. Und dann öffnete sich auf seiner Stirn ein drittes Auge - ein großes, smaragdgrünes Auge, das sich mit der- selben Geschwindigkeit verdunkelte, wie die Seele des Toten verblasste. Zufall? Ich denke nicht.
    Ich hatte genug.
    Ich trat vor, wich der Stoßstange eines Eldorado Coupé aus, und richtete meine Waffe auf das Gesicht des Mons- ters.
    »Das Abendessen ist vorbei, Pissnelke.«
    Der zweigesichtige Mann öffnete seine normalen Au- gen, die blau waren, sah mich an und knurrte.
    »Lass gut sein«, sagte ich ach-so-gelangweilt, während mein Magen rotierte wie ein Rouletterad. »Ich kenne Spe- cial-Effects-Experten, die können gruseligere Schreie produzieren als das da.« Okay, eigentlich kenne ich nicht wirklich welche, aber ich habe schließlich Resident Evil gesehen.

    Diesmal bellte er, und ich muss zugeben, das war schon ein wenig unheimlich. Aber es ließ mich nicht vor Schreck erstarren, wie es wohl geplant gewesen war. Ich war vor- bereitet, als er über die Leiche sprang wie ein fleischfres- sender Gorilla und die Hände ausstreckte, aus denen bei jeder Bewegung tödlich wirkende Krallen hervorschossen und sich wieder zurückzogen. Wenn er diese Arterienzer- fetzer über meine Kehle zog, während sie noch Fingernä- gel waren, würde das immer noch Wunden hinterlassen, die genäht werden müssten?
    Nicht gerade etwas, das ich herausfinden wollte. Ich gab in schneller Folge fünf Schüsse ab. Er geriet ins Taumeln, doch ich konnte sehen, dass der schwarze Rahmen als Schild diente, der dafür sorgte, dass die Kugeln keine töd- lichen Wunden verursachen konnten. Fünf weitere Schüs- se sorgten dafür, dass er fast bis zu der Leiche zurück- wich. Dank Bergmans Modifikationen hatte ich immer noch fünf Schuss übrig. Und wenn es nach mir ging, wür- den sie den Unterschied machen.
    Als er sich wieder auf mich zubewegte, konzentrierte ich mich auf die Lücken in seinem Schutzschild. Sie öff- neten und schlossen sich in schneller Folge, aber ich be- merkte ein Muster, das offenbar auf seinen Bewegungen basierte. Es war hilfreich, dass er sich diesmal vorsichtiger näherte. Anscheinend war es immer noch schmerzhaft für ihn, angeschossen zu werden. Dafür hätte ich dankbar sein sollen, aber kleine Gaben wie diese sind manchmal auch Bockmist.
    Ich beobachtete sein Gesicht, wartete darauf, dass es verschwimmen und sich damit eine Lücke in seinem Schutzschild öffnen würde. Da!
    Ich gab einen Schuss ab, doch der Schild hatte sich be- reits wieder geschlossen. Ich würde die Lücken vorausah-
nen und nicht nur darauf warten müssen, dass sich eine öffnete. Vier Versuche noch. Ich zielte sorgfältig und schoss. Eins. Zwei. Drei. Vier. Verdammt! Das Timing war bei jedem Schuss ein wenig daneben. Und jetzt hatte ich meine gesamte Munition verbraucht. Wenn Kummer im Pistolenmodus nicht funktionierte, würde ich mit der Armbrust wohl auch nicht mehr Erfolg haben. Ich schob die Waffe zurück ins Halfter.
    Aber ich war trotzdem

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