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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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abnahm.
    Kurz darauf kam ein asiatisch aussehender Vampir durch die Glastür, der so dürr war wie ein Hollywood- Starlet und in seinem violetten Anzug, dem weißen Rü- schenhemd und den glänzenden schwarzen Schuhen ei- nen bühnenreifen Auftritt hinlegte. Cassandra, Bergman, Cole und ich tauschten vielsagende Blicke. Sollten wir jetzt applaudieren?
    » Sie sind spät dran«, stellte er erregt fest und fuhr sich mit dem kleinen Finger über die Stirn. Er sprach mit Cole, was mich nervte. Warum gehen die Deppen immer davon aus, dass der gut aussehende Kerl der Chef ist?
    »Tut uns leid«, sagte ich. Ich streckte ihm die Hand entgegen, was aber bedeutete, dass ich einen Griff der Kühlbox losließ. Wie erwartet, fing er sie sofort auf, aber er war nicht erfreut darüber, die Ausrüstung der Hand- langer berühren zu müssen. Ich schüttelte seine schlaffe
Hand so fest, dass er zusammenzuckte. Dabei hätte er mir das Genick brechen können, ohne auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Zumindest theoretisch.
    Ich fuhr fort: »Als wir die Käsetörtchen gebacken ha- ben, hat der Ofen Feuer gefangen, und es hat eine Ewig- keit gedauert, den Brand zu löschen. Sie wissen ja, wie gut Käse brennt.« Mit einem Lächeln ließ ich auch noch den zweiten Griff los, um mein Halstuch zu richten. Ups! Jetzt hielt er doch glatt die ganze Kühlbox. Er stellte sie ab und wischte sich die Hände an seiner violetten Hose ab.
    Dann sah er mich von oben herab an, was eine echte Leistung war, da ich bestimmt zwölf Zentimeter größer war als er. »Ich kenne mich mit Käse nicht aus«, sagte er. Als ich wieder zum Sprechen ansetzte, hob er eine Hand. »Mehr noch, ich möchte auch nichts über Käse erfahren.«
    Mehr noch? Wer sagt denn so was? »Was für ein schönes Outfit«, sagte ich mit so viel Sarkasmus in der Stimme, wie es in einem einzelnen Satz möglich ist. »Wo haben Sie nur diesen wundervollen Anzug gefunden?«
    Der Unterton entging ihm völlig, denn er begann zu prahlen: »Oh, dieser alte Fetzen? Den habe ich in einem kleinen Herrenbekleidungsgeschäft namens Frierman’s gekauft. Der Schneider dort ist ein Genie. Allerdings se- hen Sie nicht so aus, als könnten Sie sich seine Waren leisten.«
    Okay, dieser Kerl ist offenbar sowohl farbenblind als auch ein sozialer Außenseiter. Vielleicht muss ich ihn jetzt gleich töten. »Wenn Sie uns dann die Küche zeigen wür- den?«
    »Sie meinen die Kombüse?«, fragte er mit einem über- legenen kleinen Schnauben.
    Cassandra schob sich vor mich, bevor ich meinen brillan-
ten Plan, dem kleinen Trottel einen Anker um den Hals zu binden und ihn über Bord zu werfen, in die Tat umsetzen konnte. Sie drückte ihm einen Karton in die Hand und nahm die Kühlbox. »Wenn Sie so freundlich wären.«
    Gefolgt von meiner Crew schwebte er zur Tür. Ich blieb ein Stück zurück. Vayl räusperte sich. Als ich über die Schulter zu ihm zurückschaute, machte er drei kleine Gesten, die eindeutig sagten: Rein, raus, vermassele es nicht. Ich antwortete mit einer Geste, die ebenso unmiss- verständlich war. Blöderweise nahm er sie wörtlich, und ich denke, ich ließ ihn in einem Zustand wachsender Er- regung zurück.
    Der Trottel führte uns durch die Glastür in den Mann- schaftsspeisesaal. Hinter den Tischen trennte ein Edel- stahltresen den Essbereich von der Kombüse . »Was für eine niedliche Küche«, sagte ich, als der Trottel mich fins- ter musterte, und Cassandra verbarg ein Lächeln. Ich öff- nete den Kühlschrank und sah mich in den Schränken um. »So … strukturiert.«
    Der Trottel stellte seinen Karton auf den Tresen. »Chien- Lung ist sehr auf Reinlichkeit bedacht«, erklärte er mir streng. »Bitte denken Sie daran aufzuräumen, bevor Sie gehen.«
    »Aber sicher. Wir stehen Ihnen ganz zu Ihren Diens- ten.« Ich verbeugte mich gerade tief genug vor ihm, um ihm klarzumachen, dass er der allerletzte Fuzzi war. Er schnaubte und warf den Kopf zurück, wobei er sich viel- leicht wünschte, lange Locken zu haben, die die beleidig- te Geste unterstreichen könnten. Dann verschwand er durch einen Rundbogen am anderen Ende der Kombüse. Da ich, bevor wir hergekommen waren, die Baupläne des Schiffs studiert hatte, wusste ich, dass er über eine Wen- deltreppe zum Hauptdeck hinaufging.

    Gemeinsam packten wir die Leckereien aus. Vampire brauchen vielleicht keine Nahrung wie köstliche Shrimp- Cocktails, Minicracker mit lustigem grünen Gemüsebe- lag und literweise Margaritas, aber sie

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