Man lebt nur zweimal
so ein großes Verlangen nach Schrott.
Ich frage mich, ob manche Fernsehmacher nicht eine zynische Haltung zu ihrem eigenen Beruf entwickelt haben, wenn sie den Leuten immer die schlimmsten aller möglichen Sehbedürfnisse unterstellen. Ich selbst gucke gerne deutsche Krimis und Dramen, Sport und Nachrichten. Und gute amerikanische Filme. Ich gucke eigentlich sogar recht viel und gerne Fernsehen, sehr viel Discovery Channel, und History HD . Wenn ich einfache Entspannung brauche, mal einen Fall für zwei , oder einen Tatort (wenn es nicht gerade so ein moralingetränkter ist) – also durchaus auch leichte Kost. Aber eben keinen Müll.
Es gibt ja eine gewisse Trash-Lust, die Faszination am Schlechten. Ich persönlich finde es weniger befriedigend, mich über andere Menschen aufzuregen oder sie doof zu finden. Das sagt man ja dem sogenannten Unterschichten-Fernsehen nach. Dass die Leute es angucken, weil sie sich dann besser fühlen. Sehr merkwürdig finde ich auch Sendekonzepte, in denen Menschen gegen Geld dazu gebracht werden, schreckliche Dinge zu tun. Zum Beispiel über die Handläufe von Rolltreppen zu lecken. Widerlich. Auch diese Dschungel-Formate mag ich nicht. Und ich gehöre sicher nicht zu denen, die darüber meckern und sie trotzdem angucken.
Der Gipfel des Ruhms ist, wenn man seinen Namen überall findet, nur nicht im Telefonbuch.
Henry Fonda
Man kann heute viele Wege einschlagen, um berühmt zu werden. Speziell das Internet bietet eine schier endlose Quelle an Möglichkeiten, die eigene Popularität zu steigern. Wobei Popularität ja sehr unterschiedliche Qualitäten haben kann. Wenn ein Mensch einen anderen mit einem Hammer auf den Kopf haut, ist er am nächsten Tag genau so populär wie der Nobelpreisträger von letzter Woche. Ich befürchte: sogar noch mehr. Heutzutage wimmelt es auch von bekannten Persönlichkeiten, bei denen man sich fragt, wie sie eigentlich bekannt geworden sind. Menschen, die eigentlich gar nichts können, geschweige denn, etwas Besonderes.
Das Populärsein hat natürlich Vor- und Nachteile. Ich vermag beim besten Willen nicht zu sagen, was da im Allgemeinen überwiegt. Für den introvertierten Typen mag ein hoher Bekanntheitsgrad mitunter zum Ritt durch die Hölle werden. Offene Menschen hingegen kommen vermutlich besser damit zurecht. Ich bin ja ein geselliger Charakter. Ich hätte auch gut ins Abendmahl gepasst. Insofern hab ich selten Probleme mit dem Bekanntsein. Auch wenn es vermutlich nicht ganz so toll ist, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Über den roten Teppich zum Beispiel gehe ich wirklich nicht gerne.
Das hört sich immer ein bisschen kokett an. Bei anderen ist es das wohl auch. Bei mir natürlich nicht. Gut, von einer Horde hübscher Mädchen um Autogramme gefragt zu werden, gehört nicht unbedingt zu den schlimmsten Dingen, die einem auf diesem Planeten zustoßen können. Ist aber auch nicht halb so toll, wie manch pubertierender Junge sich das vielleicht vorstellt.
In 2007 habe ich in Leipzig einen Film gedreht. Viktoria war zu Besuch und wir lagen abends zusammen auf dem Bett im Hotelzimmer. Wir hatten eigentlich nur noch schnell die Nachrichten gucken wollen. Ich war spät vom Dreh zurückgekommen, es war schon nach zehn. Und wie das so ist – wenn der Flimmerkasten erst einmal an ist, dann zappt man doch noch mal schnell durch alle Programme. Nur um sicher zu sein, dass die Sender noch alle da sind und auch auf den hinteren Plätzen alles im Lot ist. Na bitte, der Shopping-Kanal war auch noch da, prima.
Seltsamerweise ist dann die Taste mit dem Aus-Knopf auf einmal schwieriger zu finden, als ein Parkplatz in der Münchner Innenstadt.
An diesem Abend hielt die Chefin den Drücker in der Hand – zumindest beim Fernsehen achten wir auf Gleichberechtigung – als sie beim Umschalten an einer Reportage hängen blieb. Zuerst wollte ich schon protestieren, aber etwas hielt mich davon ab. Die Bilder kamen mir auf eigenartige Weise vertraut vor.
Es passiert häufiger mal, dass ich nicht gleich weiß, woher mir ein Film bekannt vorkommt. Dann entdecke ich mich selbst, und ich weiß wieder, woher. Bei der heutigen Programmvielfalt werden ja ständig Sachen wiederholt. (Ich glaube, mein persönlicher Rekord liegt bei sieben Auftritten an einem einzigen Abend, Sky inklusive.) Und in meiner langen Karriere habe ich mich mitunter auch an der einen oder anderen Schandtat beteiligt, die ich inzwischen erfolgreich verdrängt habe. Da dauert das schon mal, bis
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