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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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bei Männern ist der Wunsch verbreitet, mit mir einen saufen gewesen zu sein. Doch selbst mit einer Platinleber hätte ich es nicht annähernd geschafft, mit so vielen Menschen so viel zu trinken, wie der Grußübermittlung nach behauptet wird.
    Ich nehme an, dass sich die Leute vielleicht daran erinnern, wenn sie mal mit mir im gleichen Raum standen, während ich davon vermutlich nichts mitbekommen habe, weil ich sie ja nicht kannte. Und womöglich hatten sie in dem Moment wirklich das Gefühl, wir hätten zusammen etwas erlebt und ich müsste mich doch deshalb auch an sie erinnern. Vielleicht habe ich sogar mit dem einen oder anderen ein Wort am Tresen gewechselt. Morgens um drei. In Castrop Rauxel. Nach einer Theatervorstellung und ein paar Bierchen?! Da vergisst man schon mal ein Gesicht. Oder einen Namen. Wie Peter zum Beispiel.
    Da ich umgekehrt auch sehr emotional bin, sobald ich jemanden kennenlerne, den ich schon immer toll fand, kann ich das unglaublich gut verstehen. Und wenn diese Leute nett zu mir sind, dann habe ich auch überhaupt kein Problem damit. Wenn ich einen Star wie Joe Cocker treffe (den ich tatsächlich mal persönlich kennengelernt habe), dann bin ich auch gleich aus dem Häuschen, weil ich ihn und seine Musik sehr verehre. Mit seinen Songs bin ich aufgewachsen. Man meint, diese Leute dann ja wirklich ein bisschen zu kennen. Er war schließlich in meinem Schlafzimmer, Wohnzimmer, Auto. Er war Zeuge meiner ersten Liebesnacht (der Arme). Er war einfach überall dabei, all die Jahre. Diese ganzen einschneidenden Erlebnisse, die können doch an Joe nicht spurlos vorbeigegangen sein! So herzlos kann er doch nicht sein.
    Als Kind hatte ich selbst ein paar Vorbilder. Winnetou zum Beispiel war meine Lieblingsfigur. Ich hatte in dem Alter auch ein paar Lieblingsschauspieler. Pierre Brice zum Beispiel. Heute habe ich die auch noch. Es gibt wirklich viele Schauspieler, die ich ausgesprochen gut finde. Jemand überragend zu finden, fällt mir allerdings schwer. Ich habe fast bei jedem irgendwelche Kleinigkeiten zu bemängeln. Es hängt zweifellos damit zusammen, dass ich denselben Beruf ausübe. Man verliert dann die Unbekümmertheit des Betrachters und wird eher so etwas wie ein Fachidiot. Ein echtes Vorbild in der Schauspielerei hatte ich eigentlich nie. Ich glaube auch nicht, dass es der Sache zuträglich ist.
    Man muss möglichst früh anfangen, etwas Eigenes zu entwickeln. Ich denke mir auch nicht die Meinung eines anderen hinzu, wenn ich eine Entscheidung treffen muss, so wie Billy Wilder, der sich immer gefragt hat: »Was würde Lubitsch tun?« Das ist aber bei einem Regisseur auch etwas anderes. Als Schauspieler sollte man nicht versuchen, einen anderen zu imitieren, oder sich fragen: Wie hätte er das wohl gespielt? Man muss seinen ganz eigenen Stil entwickeln und gleichzeitig versuchen, alles rauszuholen, was da so schlummert. Und dann das erzeugen, was man da gefunden hat, in seinem tiefsten Inneren – und nichts Fremdes. Das ist wohl die Kunst.
    Es wäre vermutlich auch wenig hilfreich, wenn ich mich noch an meinem ersten Lieblingsschauspieler Pierre Brice orientierte. Dann müsste ich immer diese indianische Späh-Geste, mit flacher Hand an der Stirn machen, wenn ich im Film einen Beschatter spiele.
    BEGRENZTES SENDUNGSBEWUSSTSEIN
    Womöglich habe auch ich eine Vorbildfunktion, selbst wenn ich mich so überhaupt nicht dazu eigne und mich auch immer dagegen gewehrt habe. Aber es wird wohl Menschen geben, die sich, zumindest ansatzweise, an mir orientieren. Wenn es darum geht, mit dem Trinken aufzuhören, dann möchte ich diese Funktion auch hiermit gerne wahrnehmen. Ansonsten gibt es sicherlich vorbildlichere Menschen, mit einem gesünderen Lebenswandel und klarer definierten Zielen.
    Man kann Prominenz natürlich auch ausnutzen, um zu bestimmten Themen eine Meinung zu platzieren. Mein Sendungsbewusstsein in politischen und gesellschaftlichen Fragen ist begrenzt, was nicht heißen soll, dass ich politisch gänzlich uninteressiert wäre. Ich bin nur der Meinung, dass ich darüber zu wenig weiß. Ich meine nicht, darüber nicht genug gelesen zu haben, sondern befürchte, dass mich das Gelesene nicht wirklich klüger gemacht hat. Da uns sehr viele Dinge erzählt werden, die nichts mit der Realität zu tun haben. Weil hinter verschlossenen Türen ein Spiel getrieben wird, dass die wenigsten Menschen richtig zu beurteilen vermögen, weil sie die Zusammenhänge nicht kennen. Ich glaube aber, nur

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