Man lebt nur zweimal
dickbusigen Blondinen und die Könige von Mallorca, dann würde mir spätestens mein Management raten oder meine Agentur, da besser nicht zu oft hinzugehen. Ich bin da sozusagen weisungsgebunden.
Bis zu einem gewissen Grad sollte man sich diesen Dingen auch beugen. Das hat nichts mit elitärem Denken zu tun, sondern eher mit Professionalität. Es ist leider so, dass die Reaktion der Menschen einen dazu zwingt. Man wird sonst schnell in einen Topf geworfen, dann heißt es: »Schau mal, der ist bestimmt bald auch im Dschungelcamp.«
Es gibt umgekehrt Schauspieler, die sagen: Unter dem Spiegel -Niveau oder zumindest Stern gebe ich keine Interviews. So was finde ich ziemlich beschränkt. Ich würde auch grundsätzlich mit einem Big-Brother-Kandidaten in eine Talkshow gehen. Aber ich kann das nicht ausschließlich machen und mich dann wundern, dass ich nicht mehr für die hochanspruchsvollsten Filme besetzt werde. Das färbt dann doch irgendwann ab, ob es mir gefällt oder nicht, so funktioniert nun einmal die öffentliche Meinung.
Natürlich bin ich nicht nur Täter, sondern ebenfalls Opfer dieses Klassendenkens. Gerade ich mit meinem extrovertierten Lebenswandel, bin für viele vermeintlich echte Künstler ein rotes Tuch. Ich beobachte öfter, wie sie ihr Näschen rümpfen, mit dem sie wahre Kunst schon aus der Ferne wittern. Für die bin ich dann der Big-Brother-Kandidat, der gestern noch vor einem Millionenpublikum mit irgendeiner Braut im schmuddeligen Schlafsack bei Dämmerlicht gepoppt hat. Nur weil ich mal in der Frau im Spiegel war.
Natürlich gibt es auch mal Tage, da stört es mich, wenn ich so angegafft werde wie der Gorilla hinter seiner Glaswand. Wenn die Leute stehen bleiben und mich ohne das geringste Feingefühl anglotzen. Die stupsen dann ihren Partner an und sagen: »Das ist er doch, oder?!« Direkt vor meiner Nase. Dann habe ich schon mal die Schnauze voll und frage mich, ob das nicht dezenter ginge. Das ist immer ein bisschen eine Formsache. Man hat eben gute und schlechte Tage.
Aber es würde mir wahrscheinlich fehlen, wenn die Leute mich nicht mehr erkennen würden. Irgendwie gewöhnt man sich daran. Es wäre für mich als Schauspieler kein gutes Zeichen, wenn ich im Hotel meinen Namen buchstabieren müsste. »Lauterbach, wie der Fluss? Und der Vorname?« Oder wenn ich in einer Talkshow eingeladen wäre und man mich bei der Ankunft im Studio anranzen würde, wo ich denn bliebe. »Wir warten schon den ganzen Tag auf die neuen Kabeltrommeln.«
STARS ALS VORBILDER
Ich weiß nicht, ob Stars wirklich Religionsersatz sind. Derzeit wird ja alles als Religionsersatz gehandelt. Sportberichterstattung. Psychotherapien. Schokolade. Aber erstaunlich ist es schon, dass das Bewunderungsbedürfnis der Menschen so groß ist. Es ist fast genauso groß wie das Bedürfnis, über im Grunde völlig unbekannte Leute zu tratschen.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass jeder Mensch Ziele hat im Leben, große wie kleine. Vielleicht sind Promis so verstanden etwas wie lebende Ziele, die man sich vor Augen halten kann. Vielleicht hofft man, das Gleiche zu erreichen wie sie, also, auch eine erfolgreiche Karriere hinzulegen als Politiker, Sportler, Rockstar. Man sagt sich: Schau, der Typ steht da vorne auf der Bühne und die Mädels fallen reihenweise in Ohnmacht. Das könntest du erreichen, der hat’s ja schließlich auch geschafft. Schau dir genau an, wie der’s gemacht hat. Lies jeden Fitzel über den Typen, den du in der Zeitung finden kannst. Und man übt weiter enthusiastisch das Gitarrespielen und malt sich aus, wenigstens die kurzbeinige Nachbarstochter fiele in Ohnmacht, wenn sie einen das nächste Mal auf der Probebühne Posemuckel sieht. Deshalb sind Promis so faszinierend und interessant, weil sie mit unseren eigenen Zielen und Träumen spielen.
Hinzu kommt: Menschen reden wahnsinnig gerne über andere, und Promis sind ein idealer Gegenstand, denn die kennt jeder. Man kann also gemeinsam herrlich über sie herziehen, ohne befürchten zu müssen, verraten zu werden. Denn wer würde Robbie Williams verraten, dass ich schlecht über ihn gesprochen habe? Und wenn es einer täte – Robbie wäre es wurscht.
Ohne die Möglichkeit, über gemeinsame Bekannte zu reden, würde es an den Stammtischen und in den Friseursalons gespenstig ruhig werden. Promis sind sozusagen eine Möglichkeit, den Kreis der gemeinsamen Bekannten extrem auszuweiten.
Dadurch ergibt sich zudem die Möglichkeit, sich an konkreten
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