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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Dank, Herr Engelkes.»
    Ja, vielen Dank, Herr Engelkes – et bon voyage.
    Weiter geht es mit Burger. Der erhebt sich, begibt sich nach vorn und setzt die Hasenohren auf. «Diese Ohren sind auf dem deutschen Markt nicht unter zwei Euro zu haben», ist der markige erste Satz seines Vortrages.
    Ich ahne, wir beiden Judasse werden kein leichtes Spiel haben.
    Immerhin, Burgers neuerlicher Vorstoß wird nicht gänzlich abgeschmettert, der Vorstand beschließt eine eingehende Prüfung, Burger soll sein Modell detaillierter ausarbeiten. Ein Teilsieg.
    Da Burger nach der Sitzung noch Görges und Raakers mit weiteren Aspekten seines Hasenohrenplanes nervt, machen Schamski und ich uns schon mal allein auf den Weg in unsere Abteilungen. Die Fahrstuhltüren schließen sich, Schamski sieht mich an, zieht die Augenbrauen fragend hoch.
    Keine Ahnung, was er will.
    «Du weißt aber schon Bescheid, oder?»
    Ich zucke mit den Schultern. «Worüber soll ich Bescheid wissen?»
    Schamski grinst breit. «Du weißt es also nicht?»
    «Guido, wenn du mir was zu sagen hast, dann sag es einfach.»
    Der Fahrstuhl hält, und Frau Billenhausen, Chefin des Callcenters, steigt ein. Artige Begrüßung allerseits. Schamski und ich wissen, was wir jetzt sagen, können wir auch ebenso gut als Rundmail versenden. Frau Billenhausen ist quasi eine fleischgewordene Rundmail. Die Türen schließen sich.
    «Ja, habe ich gelesen», sagt Guido, «schönes Buch. Ich habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert.»
    «Ich glaube, es ist sein zweites, oder?», spiele ich mit.
    «Sein drittes, dachte ich», erwidert Guido.
    «Kann auch sein», sage ich.
    Der Fahrstuhl hält, Frau Billenhausen verschwindet, die Türen schließen sich, wir sind wieder unter uns.
    «Also, was sollte ich wissen?», frage ich.
    Schamski lächelt. «Zum Beispiel, dass Engelkes Görges’ Tochter vögelt.»
    «Scheiße. Das ist nicht wahr.»
    Schamski nickt. «Absolut zuverlässige Quelle.»
    Tja, das hätte ich wirklich gerne vorher gewusst. Mist.
    Schamski sieht mir meinen Ärger an.
    «Ich dachte, ich sag es dir mal, damit du dich nicht wunderst, wenn Görges vorschlägt, Engelkes zu deinem Stellvertreter zu machen.»
    «Hat er das etwa vor?», frage ich erschrocken.
    «Seinen zukünftigen Schwiegersohn zu protegieren? Früher oder später, sicher. Wenn Engelkes ihr einen Antragmacht oder wenn er sie schwängert, dann …»
    «Du musst jetzt nicht gleich den Teufel an die Wand malen, Guido, okay?»
    Der Fahrstuhl hält.
    Schamski zuckt mit den Schultern. «Also ich würd sie schwängern.»
    «Du bist ja auch amoralisch», erwidere ich.
    Die Türen öffnen sich.
    «Paul, es gibt keine Moral …»
    «… ich weiß, Guido, es gibt nur gute und schlechte Lügen.»
    Schamski nickt zufrieden, zündet sich im Gehen eine filterlose Zigarette an und verschwindet durch die Tür mit dem Schild «Rauchen strengstens verboten!», hinter der sich seine Gladiatorenschule befindet.
    Wieder in meinem Büro, bin ich ähnlich schlecht gelaunt wie mutmaßlich Ludwig   XVI., als er den Pariser Pöbel beim Verwüsten der Tuilerien beobachtete. Frau Hoffmann versucht es «mit einer schönen Tasse Tee», offenbar so ein Trick aus den Sechzigern. Aber ich gebe zu, der Tee hilft ein bisschen.
    Sie hat den Besitzer einer nahegelegenen Tierhandlung beschwatzen können, eine größere Auswahl Maulkörbe zur Ansicht ins Büro zu liefern. Einer sieht Freds verlorenem Maulkorb zum Verwechseln ähnlich. Immerhin etwas Erfreuliches. «Den nehm ich.»
    Frau Hoffmann nickt, packt die anderen schweigend zusammen.
    Ich denke, das Beste wird sein, den Tag schnell zu vergessen und einen schönen Abend mit Sophie zu verbringen. Vielleicht gehen wir ins Kino oder ins Theater, oder in eine hippe Sushibar. Sophie liebt Sushi.
    «Falls nichts mehr ansteht, würde ich heute gerne etwa früher gehen», sage ich und bin bereits beim Zusammenpacken.
    «Herr Engelkes hat gefragt, ob Sie vielleicht spontan noch ein paar Minuten Zeit für ihn hätten.»
    Ich halte inne, sehe sie an, und sie sieht mir an, dass ich keine Lust habe, noch rasch ein paar Minuten mit Herrn Engelkes zu verbringen.
    «Er klang, als wäre es ihm wichtig», ergänzt Frau Hoffmann vorsichtig.
    Ich atme durch, überlege. Zwar hat Engelkes mich heute geärgert, mehrfach, aber ganz offensichtlich ist er einer der kommenden Männer in diesem Unternehmen, es wäre also höchst unklug, ihn abblitzen zu lassen. Wer weiß, welche märchenhafte Karriere er noch

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