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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Bewährung.« Richie schüttelt den Kopf. »Ich habe damit nichts mehr am Hut.« Er lässt ein schiefes Grinsen sehen. »Ich bin jetzt sauber, wie frisch gewaschen.«
    »Komm schon.« Chad runzelt die Stirn. »Hast du wirklich nichts? Nicht mal einen Joint?«
    Richie war und ist stets ein höflicher Bursche, schwer zu verärgern, und für gewöhnlich liegt seine Toleranzschwelle gegenüber den Sportskanonen unserer Schule relativ hoch, doch ich weiß, dass er Chad nicht ausstehen kann. »Nichts bedeutet ›nichts‹«, stellt er noch einmal klar und betont jedes Wort, als wäre Chad so eine Art Schwachkopf – was ja auch absolut zutreffend ist. »Nicht einmal ein Aspirin.« Doch als die Schnapsflasche zu Richie kommt, nimmt er nach kurzem Zögern einen Schluck.
    Alle meine Freundinnen sehen hinreißend aus. Josie trägt ein schulterfreies rosa Abendkleid; ihr Haar ist zu einer Hochsteckfrisur aufgeschichtet, die im Friseursalon in drei Stunden mühsam mit Haarnadeln arrangiert wurde. Sie und Richie sitzen nebeneinander, aber sie halten keine Händchen oder zeigen irgendwelche anderen Anzeichen von Zuneigung füreinander. Ich bin mir sicher, dass es meinem Freund peinlich ist, mit meiner Stiefschwester auszugehen, aber wie alle immer wieder so gern betonen, verschafft sie ihm offenbar einen gewissen Trost.
    Mera mit ihren D-Körbchen, die in einem tief ausgeschnittenen, rückenfreien roten Kleid mit Nackenband prominent zur Schau gestellt werden, ist wie üblich ein echter Hingucker. Sie sieht aus wie Jessica Rabbit in blond. Sie hat ihren Kopf gegen Tophers Schulter gelehnt; ihre Finger sind in lässiger Zusammengehörigkeit ineinander verschränkt. Ich erinnere mich, was für ein Gefühl das war, jemandem so nahe zu sein; bei Richie war es genauso. Alles war so mühelos, so behaglich; ich wusste, dass ich einen Partner habe, ganz gleich, was kommt.
    Caroline trägt ein schwarz-silbernes, einschultriges Cocktailkleid, das ziemlich teuer aussieht.
    »Wo hast du das her?«, fragt Josie und reibt das Material zwischen ihren Fingern. »Ganz seidig.« In ihren Augen leuchtet Bewunderung. »Hübsch.«
    »Aus einer Boutique.« Caroline scheint der Frage absichtlich auszuweichen.
    Josie hebt eine perfekt gezupfte Augenbraue. »Wie geht es deinem Dad? Hat er bereits einen neuen Job gefunden? Dieses Kleid war bestimmt nicht billig.«
    »Meinem Dad geht es gut.« Caroline schiebt Josies Hand von sich. »Und das Kleid hat vierhundert Dollar gekostet.«
    Alex, der einem König gleich auf dem hintersten Rücksitz der Limousine herumlümmelt und in seinem schmuddeligen Mystic-Market-T-Shirt und den Jeans unglaublich fehl am Platz wirkt, sagt: »Vierhundert Dollar. Ich frage mich, wo sie wohl so viel Geld her hat?«
    Ich betrachte das Kleid, Carolines unsichere Miene, denke an ihr labiles Selbstvertrauen. Vielleicht hatte sie tatsächlich die Absicht, das Geld, das sie mir gestohlen hat, ihrer Familie zu geben, aber es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn sie es stattdessen für sich behalten hätte, um sich ein neues Kleid zu kaufen. Was für Möglichkeiten hätte sie sonst gehabt? Es ist ja nicht so, als könne sie einfach ins Einkaufszentrum gehen und sich etwas in einem Kaufhaus kaufen. Ich weiß, dass meine Freundinnen ihre Gesellschaftskleidung nicht im Einkaufszentrum kaufen.
     
    Ich habe Schulbälle immer geliebt. Ich mochte einfach alles daran: Wochen vorher shoppen zu gehen, auf der Suche nach genau dem richtigen Kleid; dass man den ganzen Tag brauchte, um sich fertig zu machen, vom Frisieren der Haare bis hin zum Auflegen des Make-ups; mit Richie vor einem kitschigen Hintergrund für Bilder zu posieren, während ein Profifotograf uns sagt, dass wir ein wirklich großartig aussehendes Pärchen seien; das alles war wie Zauberei.
    Für heute Abend wurde die Schulsporthalle in eine Explosion aus Glitzer, Luftballons und Krepppapier verwandelt. Eine große Discokugel hängt von der Decke. Sie dreht sich ganz langsam und erzeugt ein Wechselspiel aus Licht und Schatten über der dicht gedrängten Schülermenge. Da ist ein langer Tisch, auf dem Knabberkram und Sandwich-Häppchen und Bowle stehen. Nirgends ist eine Spur von Tod oder Trauer auszumachen. Alles ist fröhlich. Alles ist normal. So und nicht anders sollte die Highschool sein.
    Als sie schließlich aus der Limousine steigen, haben meine Freunde die Flasche Schnaps restlos geleert und sind alle ausreichend beschwipst.
    »Ich möchte tanzen«, erklärt

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