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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Mera Topher und zupft an seinem Ärmel. »Komm mit.«
    »Hey, Richie«, sagt Chad. Er hat seinen Arm um Caroline gelegt, der trotz der Tatsache, dass sie umwerfend aussieht, unbehaglich zumute zu sein scheint. »Ich bin kein großer Tänzer. Was ist mit dir?«
    »Hm?« Richie scheint kaum zu bemerken, dass Josie dicht neben ihm steht und seine Hand hält. Stattdessen lässt er seinen Blick über die Menge schweifen, auf der Suche nach – nach was? Ich habe keine Ahnung.
    »Ich sagte, ich war noch nie ein großer Tänzer. Ich fand immer, Tanzen sei was für Schwuchteln.« Chad knufft Caroline mit dem Ellbogen. »Angeblich ist der Bursche hier ein Dealer, aber er hat nicht mal Gras mitgebracht. Kannst du das glauben?«
    Caroline schaut zur vollen Tanzfläche hinüber. Als wir kleine Mädchen waren, haben sie und ich jede Menge Kurse miteinander belegt: Ballett, Stepptanz, Jazztanz, Gymnastik. Sie ist Cheerleaderin , um Himmels willen; natürlich möchte sie tanzen. »Mein Lieblingsonkel ist schwul«, sagt sie, »und er tanzt auch nicht gern.« Sie sieht Chad an. »Ich mag dieses Wort nicht. Schwuchtel. Benutz es nicht, okay?«
    Chad glotzt sie dümmlich an. »Was willst du damit sagen? Willst du damit sagen, dass du allen Ernstes mit mir tanzen möchtest? Dass wir da rausgehen und mit dem Hintern wackeln sollen?« Er zuckt die Schultern. »Also schön. Wenn es das braucht, damit du ein bisschen lockerer wirst …«
    Und dann sind bloß noch Richie und Josie übrig, die allein in der Nähe der Tribüne stehen. Richies Blick ist nach wie vor überall, abgelenkt.
    »Was ist los?« Josie knufft ihn leicht. Sie sieht aus, als wolle sie sich am liebsten um ihn schlingen, um allen zu zeigen, dass er jetzt mit ihr zusammen ist.
    Er weiß, was sie will. Er blickt auf ihre ineinander verschränkten Finger hinab, mustert den Rest der Halle und fragt: »Denkst du, die Leute reden über uns?«
    »Was meinst du damit? Weil wir zusammen hier sind?«
    »Ja.«
    »Vielleicht.« Josie tritt einen kleinen Schritt näher an ihn heran. Ihre Bauchnabel berühren sich beinahe. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert ihm ins Ohr: »Lass sie ruhig reden, Richie. Wir tun einander gut. Du machst mich glücklich.« Sie zieht sich ein bisschen zurück und sieht ihn stirnrunzelnd an. »Mache ich dich nicht auch glücklich? «
    »Doch.« Aber in seiner Stimme liegt keinerlei Überzeugung. Er stößt ein langgezogenes Seufzen aus und blickt zur Decke empor. »Ich hätte nichts trinken sollen. Ich könnte großen Ärger kriegen deswegen.«
    »Würdest du dich bitte mal entspannen?« Sie kichert. »Seit wann machst du dir Sorgen darüber, dass du Ärger kriegen könntest? Bleib einfach bei mir. Niemand wird es je erfahren. Lass uns tanzen.«
    Er schüttelt den Kopf. »Nn-nn. Ich tanze nicht gern. Ich bin kein guter Tänzer.«
    »Ach, komm schon. Du musst dich locker machen. Ausnahmsweise mal ein bisschen Spaß haben.« Sie hält inne. »Liz würde wollen, dass du Spaß hast. Sie würde wollen, dass du glücklich bist, Richie.«
    Allmählich fange ich an, mich zu ärgern. Wieso reden alle ständig darüber, was ich angeblich wollen würde? Woher wollen sie das wissen? Josie irrt sich. Ich möchte, dass Richie glücklich ist; aber nicht mit ihr. In diesem Moment kann ich den Anblick der beiden zusammen noch weniger ertragen als jemals zuvor.
    Aber warum sollten sie nicht glücklich sein dürfen? Sie ist meine Schwester. Ich liebe sie. Und wenn sie tatsächlich Gefühle füreinander hegen, warum macht mir das Ganze dann so viel aus?
    »Ich habe noch nicht einmal mit Liz getanzt.« Richie zögert. »Na ja, bloß manchmal. Nur bei langsamen Songs.«
    »Stimmt das?« Seit wir hierhergekommen sind, hat Alex sich im Hintergrund gehalten; er scheint von der Menge wie paralysiert zu sein, obwohl sie ihn offenkundig nicht sehen können.
    Ich lächle. »Ja, das stimmt. Er wollte nicht schnell tanzen. Er würde es niemals zugeben, aber ich wusste schon immer, dass er dazu zu gehemmt ist.« Ich schließe die Augen. »Aber er hat langsam getanzt. Er war ein großartiger Langsamtänzer. « Beinahe kann ich seine Hände auf meiner Taille spüren. Ich kann mich daran erinnern, was für ein Gefühl es war, mein Kinn gegen seine Schulter zu legen. Wir waren zusammen auf vielen solcher Veranstaltungen, seit unserem ersten Schulball in der siebten Klasse: Jahresabschlussfeiern, Winterbälle, Frühlingsfeste, der Sadie-Hawkins-Tanz und der Abschlussball der

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