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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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ziemlich sicher. Er sieht aus, als wäre dies der letzte Ort auf Erden, an dem er jetzt sein möchte. Aber wenn ich noch am Leben wäre, wären wir dann überhaupt zusammen hier, in dem Wissen, was zwischen Vince und mir gelaufen ist?
    »Ich nehme an, jeder hat so seine Geheimnisse«, sage ich.
    »Ja.« Alex blinzelt mir durch das Halbdunkel zu. »Ich schätze schon.«
    Die Musik wechselt; der DJ spielt jetzt ein langsames Lied. Beinahe ohne nachzudenken, ergreife ich Alex’ Hand. »Komm«, sage ich. »Steh auf.«
    Er zuckt bei meiner Berührung zusammen. »Was? Warum? «
    »Darum.« Ich lächle. »Es ist der Jahresabschlussball. Wir sind zusammen hier, und ich möchte mit dir tanzen.«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, Liz. Das kann ich nicht. Ich habe noch nie …«
    »Du kannst und du wirst. Alex Berg, Elizabeth Valchar möchte mit dir tanzen. Jetzt steh auf, und sorge dafür, dass ich mich amüsiere.«
    Ihn immer noch bei der Hand haltend, führe ich Alex in die Mitte der Tanzfläche. »Leg deine Hände um meine Taille«, sage ich und schlinge seine Arme um mich. »So.«
    »Liz …«
    »Keine Widerrede.« Ich lege meine Hände in seinen Nacken. »Es ist ganz leicht«, flüstere ich. »Wiege dich einfach im Takt der Musik.«
    Überall um uns herum sind meine Freunde. Josie hat Richie auf die Tanzfläche gezerrt, und sie sind keine drei Meter entfernt.
    »Siehst du?« Mein Mund ist dicht an seinem Ohr. »Das reinste Kinderspiel.«
    Anfangs ist Alex sehr angespannt. Doch nach einigen Momenten spüre ich, wie er sich ein bisschen entspannt. Mit einem Mal ist alles so friedlich. Es fühlt sich richtig und gut an, und es ist so lächerlich, dass ich weiß, dass ich zu Lebzeiten niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, mit jemandem wie ihm auf die Tanzfläche zu gehen.
    Er tritt mir auf die Füße. »Tut mir leid. Ich bin nicht gut in so was.«
    »Du machst das großartig. Glaub mir, es wäre viel schlimmer, wenn ich zehenfreie Schuhe tragen würde.« Ich versuche, nicht zusammenzuzucken. Ich möchte nicht, dass er weiß, wie sehr es tatsächlich wehtut.
    Über uns dreht sich die silberne Discokugel, um Schatten durch die ganze Halle tanzen zu lassen. Ich lehne meinen Kopf gegen Alex’ Schulter und schließe die Augen, jedoch erst, nachdem mir Mera und Topher aufgefallen sind, die allein in einer Ecke stehen, sich kaum bewegen und einander fest umschlungen halten. Topher küsst Mera auf die Stirn. Sie strahlt ihn an. Ich freue mich, dass sie glücklich sind.
    »Könnte meine Mutter mich jetzt hier sehen, würde sie für meine Seele beten«, murmelt Alex.
    Ich lächle. »Wie geht’s deiner Seele denn im Augenblick?«
    »Gut.« Er zieht mich ein bisschen dichter zu sich heran. »Um ehrlich zu sein, sogar ziemlich großartig.«
     
    Der Song ist viel zu rasch vorüber. Die Musik endet, fast augenblicklich gefolgt von einem Synthesizer-Trommelwirbel. Unsere Schulleiterin, Dr. Harville, tritt auf das Podest im vorderen Teil der Halle. Sobald die Schüler sie bemerken, beginnen die Leute zu klatschen.
    »Was ist los?«, fragt Alex.
    Ich grinse. »Das hier ist der Abschlussball. Zeit, die Königin zu krönen.«
    Die Noank High hat keinen Abschlussballkönig. Es gibt nur eine Königin, die jedes Jahr unter den Mädchen aus der zwölften Klasse auserkoren wird. Anfang Oktober findet eine Abstimmung statt, bei der sämtliche Zwölftklässler darüber entscheiden, wer zur Wahl steht. Jedes Jahr nominieren sie zehn Mädchen. Beim Abschlussballtanz wählt jedes Mädchen zufällig eine Rose aus einem Stapel verpackter Blumen. Nur eine von diesen zehn Rosen ist rot; die übrigen sind weiß. Wer immer die rote Rose bekommt, bekommt auch die Krone. Vermutlich soll dieses Konzept des Zufallsrosenziehens verhindern, dass das Ganze zu einem Beliebtheitswettbewerb ausartet. Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, stellt man fest, dass es trotzdem nicht viel mehr ist als ein Beliebtheitswettbewerb – bloß dass hierbei alle für ihre Top Ten stimmen. Ich weiß, dass die Liste der Mädchen in den letzten Jahren von den Jungs in der Zwölften inoffiziell so organisiert wurde, dass dabei nach bestem Gesicht, bestem Hintern, bestem was auch immer abgestimmt wurde. Was soll man machen? So ist das eben auf der Highschool.
    Dr. Harville, die ein schwarzes Trägercocktailkleid und Highheels trägt, was sie sehr undirektorinnenhaft wirken lässt, nimmt vom DJ das Mikrofon entgegen.
    »Guten Abend, Ladys und Gentlemen«, gurrt

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