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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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übernachten, in meinem Haus, ja, praktisch in meinem Zimmer . Jetzt eilt sie zum Fenster, reißt es auf und fängt an, auf der Suche nach einer Zigarette ihre Handtasche zu durchwühlen. Sie steckt sich eine an und lehnt beinahe ihren ganzen Körper zum Vorderfenster hinaus.
    »Hey«, sagt sie, bläst Rauch aus und dreht ihren Kopf, um auf die Straße hinabzuschauen. »Richie verlässt sein Haus.«
    Josie legt das Ouija-Brett in die Schachtel zurück. Sie scheint sich nicht dafür zu interessieren, wo Richie hinwill. Doch ich kenne Josie besser als irgendjemand sonst. Ich weiß, dass sie nur so tut, als wäre es ihr gleich. »Vermutlich geht er wieder laufen. In letzter Zeit läuft er wie ein Verrückter. «
    »Richie?«, fragt Mera ungläubig.
    »Mera? Musst du unbedingt hier drin rauchen?« Caroline schnüffelt. »Liz hat Zigarettenrauch gehasst. Das ist respektlos ihr gegenüber.«
    Ich werfe Alex einen Blick zu, der noch immer auf dem Boden kauert. »Und das von dem Mädchen, das vor nicht einmal zwei Wochen fünfhundert Dollar von mir gestohlen hat«, sage ich.
    Er nickt langsam, verständnisvoll. »Du hast recht.«
    Seine Miene überrascht mich. Mir wird klar, dass dies das erste Mal sein könnte, seit wir zusammen sind, dass Alex mich mit etwas anderem als gleichgültiger Verachtung angelächelt hat.
    Dann fällt mir etwas ein. »Richie war heute bereits laufen.«
    »Na und? Vielleicht geht er einfach nochmal«, meint Alex.
    Sobald ihm die Worte über die Lippen kommen, sagt Mera: »Ich glaube nicht, dass er laufen geht, Josie. Er trägt Jeans und ein Sweatshirt … und Flip-Flops.« Sie hält inne und atmet eine Rauchfahne aus. Dann sagt sie: »Es ist schon nach zehn. Und du weißt nicht, was dein Freund vorhat?« Wieder tauschen sie und Caroline einen Blick. Es ist offensichtlich, dass sie dem Gedanken, dass Richie und Josie etwas miteinander haben, skeptisch gegenüberstehen.
    »Ich dachte, du hattest vor, mit Jason auszugehen«, sagt Mera. »Er will dich fragen. Das weißt du.« Sie spricht von Jason Harvatt, der zwar erst in der Elften, aber ausgesprochen beliebt ist. Er ist im Basketballteam. Er ist niedlich. Und er steht schon seit einer Ewigkeit auf Josie, doch sie hat nie irgendein Interesse an ihm gezeigt.
    »Er ist nicht mein Typ.« Josie zuckt die Schultern.
    »Was denkst du, was Richie vorhat?«, frage ich Alex.
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich Drogen verticken.«
    Doch das glaube ich nicht. Ich bin mir nicht sicher, warum. Es ist so, wie ich von Anfang an gesagt habe: Zwischen Richie und mir besteht immer noch eine Verbindung. Beinahe ist es, als gebe es zwischen uns ein unsichtbares Band, das uns irgendwie aneinanderbindet, und ich kann seinen Zug fühlen, als Richie die Straße hinuntergeht.
    »Ich will ihm folgen«, sage ich.
    Alex zögert und zieht eine gespielte Schnute. »Können wir nicht hierbleiben? Irgendwie hatte ich gehofft, dass deine Freundinnen gleich in ihre Negligés schlüpfen und sich eine Kissenschlacht liefern.«
    Ich gehe zu ihm rüber und ergreife ihn am Arm. »Ja, weil wir das ja schließlich bei jeder Pyjamaparty machen. Komm schon. Wir verschwinden.«
    Doch gerade, als wir uns der Tür nähern, schwingt sie auf.
    »Oh nein«, sage ich und bleibe wie angewurzelt stehen. »Das ist nicht gut.«
    Es ist mein Dad. Er steht in einem roten Pyjama auf der Schwelle; ein Weihnachtsgeschenk, das er letztes Jahr von Nicole bekommen hat. Seine Lesebrille thront oben auf seinem zerwühlten braunen Haar, das exakt dieselbe Schattierung hat wie Josies Naturhaarfarbe.
    Er schaltet das Licht an und schaut auf den Boden, auf die Ouija-Schachtel. Er atmet scharf ein. »Was geht hier drin vor?«
    Mera, zur Salzsäule erstarrt, steht reglos am Fenster; die Zigarette brennt zwischen ihren Fingern.
    Mit einer flinken Bewegung schiebt Josie die Ouija-Schachtel unter mein Bett. »Nichts, Dad«, sagt sie. »Wir haben bloß ein Spiel gespielt.«
    »Ein Spiel?« Seine Augen sind groß vor Ungläubigkeit. »Ist das ein Ouija-Brett? Wo hast du das her?«
    Josie wirft erst Caroline und dann Mera einen raschen Blick zu. Beide starren zu Boden, unwillig, dem Blick meines Vaters zu begegnen. Ich kann es ihnen nicht verdenken.
    »Hat deine Mutter dir das gegeben?«, will mein Vater wissen.
    Josie sagt nichts.
    »Und was ist das hier?« Er marschiert in den Raum. In seiner Stimme liegt eine Schärfe, wie ich sie noch nie zuvor bei ihm gehört habe. Er ist nicht einfach nur verärgert. Er ist

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