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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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aber ich habe gesehen, wie sie mit Menschen auf der anderen Seite in Kontakt getreten sind. Keine Sorge.«
    »Ich dachte, ihr seid nicht religiös«, sagt Alex, der sie aufmerksam mustert, die Augen groß vor Faszination.
    »Bin ich auch nicht. Ich meine, sind wir auch nicht. Sie meint damit die Spiritistenkirche. Die ist nicht konfessionsgebunden. « Und ich rolle mit den Augen. »Das Ganze ist vollkommener Schwachsinn. Sie beschäftigen sich mit Trancen, mit Auren, damit, ins kollektive Unterbewusstsein vorzudringen. Mit solchem Hokuspokus.«
    »Und was ist in der Kirche passiert?«, fragt Caroline. »Haben sie dir etwa gesagt, dass du eine Séance abhalten sollst, um zu versuchen, dich mit deiner … Schwester in Verbindung zu setzen?« Sie räuspert sich. Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie gerade genügend angetrunkene Courage sammelt, um ehrlich zu sagen, was sie denkt. »Denn das kann ich wirklich nur schwer glauben, Josie. Ich denke, das hier ist eine schlechte Idee.«
    Josies Augen flackern in der Beinahedunkelheit; das einzige Licht im Raum stammt von einer Lampe auf meinem Nachttisch und von einer einzelnen Kerze, die auf meiner Kommode brennt. »Um ehrlich zu sein, sie haben mich sogar ermahnt, keine Séance abzuhalten. Heute Morgen war ein Medium da. Er ist ziemlich häufig da.«
    Einen Moment lang frage ich mich, ob es dasselbe Medium ist wie das, das mir sagte, ich solle mich vor dem verkappten Rotschopf in Acht nehmen. Doch wie Richie schon sagte, kannte ich nicht einmal irgendwelche Rothaarigen. Der Kerl lag mit seiner Warnung offensichtlich ziemlich daneben.
    »Er sagte, dass wir unter keinen Umständen irgendwelche Werkzeuge des Okkulten benutzen sollen, um Liz zu kontaktieren. «
    »Warum hast du dann das Ouija-Brett rausgeholt?« Mera kreischt praktisch.
    »Pssst«, sagt Josie. »Du weckst meinen Dad. Er würde ausflippen, wenn er sähe, was wir hier machen.« Sie hält inne. Einen Moment lang schaut sie zur Decke empor, und als ich ihrem Blick folge, sehe ich, dass sie sich auf die zwar schwachen, aber immer noch sichtbaren Pinselstriche konzentriert. BFF. »Ich will wissen, dass sie in Sicherheit ist«, sagt Josie. »Ich muss wissen, ob es ihr gut geht, wo auch immer sie ist.«
    »Hören wir lieber auf damit, Josie«, plädiert Caroline. »Sie ist nicht hier. Sie ist fort.«
    Josie schaut Caroline an und kneift dabei die Augen zu Schlitzen zusammen. »Das weißt du nicht. Es gibt so vieles am Leben, das niemand von uns versteht.« Sie versucht zu lächeln; es wirkt unsicher. »Trink noch was.« Josie nimmt die Weinflasche auf und reicht sie Caroline, die sie einen Moment lang anstarrt, bevor sie widerwillig einen Schluck nimmt.
    Die gute alte Caroline , denke ich bei mir. Immer will sie dazugehören.
    »Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass ihr das wissen müsst?«, fleht Josie. Dem Klang ihrer Stimme kann ich entnehmen, dass sie es ehrlich meint. Sie macht sich tatsächlich Sorgen um meinen Platz im Jenseits. »Wollt ihr nicht auch wissen, dass sie jetzt Frieden hat?«
    Mera und Caroline nicken.
    »Nun, und auf diese Art und Weise bekommen wir Gewissheit. Es wird funktionieren.« Josie atmet schwer; ihr Gesicht ist vom Wein und der Erwartung gerötet. »Aber wir müssen uns alle konzentrieren. Wir müssen es wollen.«
    Alex schaudert. »Nette Freundinnen hast du.«
    »Sie wollen das eigentlich gar nicht«, murmle ich und starre sie an. »Bloß Josie will es.«
    »Denkst du, es wird funktionieren?«, fragt Alex.
    »Ich weiß es nicht. Ich stehe ja gleich hier. Vielleicht.«
    »Du könntest zu ihnen rübergehen. Du könntest deine Hände auf den Anzeiger legen und versuchen, ihn zu bewegen. «
    Ich denke einen Moment darüber nach. Mit Ausnahme von Richie kann ich keinen echten Kontakt zu physischen Objekten herstellen. Andererseits ist das ein Ouija-Brett ; ich nehme an, ich sollte es versuchen. Ich weiß, dass es bloß ein billiges Brettspiel ist, und vermutlich hat Josie es aus einem Spielzeugladen; aber mit einer Sache hat sie recht: Offensichtlich gibt es eine Menge, das wir vom Leben nicht verstehen – und vom Tode. Wenn ich Verbindung zu Richie aufnehmen kann, einfach indem ich mich mit ihm im selben Raum aufhalte, so wie in dem Moment, als er nach meiner Trauerfeier mit Joe Wright sprach, was würde wohl passieren, wenn ich meine Hände auf den Anzeiger lege? Wäre es möglich, dass es klappt?
    Gleichwohl, etwas lässt mich innehalten, just als ich mich anschicke, zu ihnen

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