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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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beschlossen hätte, nach der Arbeit nach Hause zu kommen. Wahrscheinlich würde sie sagen: Lass uns den Japaner ausprobieren, der in unserer Straße eröffnet hat! O der: Hast du schon die neue Sommerkarte beim Franzosen gesehen? Also ich finde ja, das Entenconfit klingt einfach himmlisch! Hmm m …
    „Gehen Sie jetzt nach Hause?“, frage ich Dr . Fadden. „Oder haben Sie keine Freundin oder Familie, die auf Sie wartet?“
    „Nein.“
    Wa s – nein? Nein, ich gehe jetzt nicht nach Hause, oder nein, ich habe keine Freundin oder Familie?
    „Wenn Sie mitmachen und wir diese Befragung schnell hinter uns bringen, dann sind Sie vielleicht diejenige, die heute noch nach Hause kann.“
    „Warum kommen Sie eigentlich immer wieder damit an?“, erwidere ich. „Falls Sie mich gehen lassen, muss ich ja doch nur zurück zu meiner Mutter. Aber ich will sie nicht wiedersehen. Nie wieder. Schreiben Sie das ruhig in Ihr Notizbuch. Dann vergessen Sie es nicht wieder.“
    „Wenn das das Einzige ist, was ich aus Ihnen herausbekomme, gehe ich jetzt.“
    Ich hebe den Kopf.
    „Nein, gehen Sie nicht!“
    Dr . Fadden sieht auf seine Uhr.
    „Ich würde mir aber gern einen halbwegs normalen Feierabend gönnen. Schließlich bin nicht ich der Strafgefangene. Und ich werde nicht mit Ihnen leiden, nur weil Sie das so wollen.“
    „Ich bin auch keine Strafgefangene! Ich wurde noch nicht schuldig gesprochen!“ Ich verziehe das Gesicht. „Warten Sie! Bringen Sie mich nicht wieder in die Zelle! Ich glaube, da gibt es Kakerlaken un d … ich will nicht alleine bleiben!“
    Dr . Fadden sieht mich lange an und ich versuche, so mitleiderregend wie möglich auszusehen. Wie gut, dass ich das erst neulich vor der Webcam am Laptop geübt habe. Ich weiß genau, wie ich schauen muss, um zugleich klug und verführerisch zu wirken.
    „Dann erzählen Sie mir, was Sie über die zweite Leiche wissen“, sagt Dr . Fadden ruhig.
    Ich schlucke. Es fühlt sich an, als würde ich ganze Kugellager hinunterwürgen. Mit einem dumpfen Knall stoßen sie gegen die Bowlingkugel, die mir groß und schwer im Magen liegt.
    „Wenn ich schon über die erste Leiche nicht reden will, wie kommen Sie dann auf die Idee, dass ich über die zweite reden will?“
    „Weil das doch etwas ganz anderes ist.“
    „Ic h – wir haben damit nichts zu tun. Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich erst hier überhaupt davon erfahren habe.“
    Das war eine glatte Lüge. Ich sollte endlich den Mund halten.
    „Kommen Sie schon, Eliza, Sie wissen genauso gut wie ich, dass zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang besteht. Also seien Sie so nett und geben Sie mir einen klitzekleinen Tipp!“ Er redet, als wäre er irgendein bescheuerter Mafioso.
    „Wenn ich mitkommen darf, erzähle ich Ihnen von Ella. Es ist alles ihre Schuld.“
    „Der Fall Ella ist erledigt. Wir haben sie nach Hause geschickt. Sie hat uns übrigens eine ganz andere Geschichte erzählt.“
    „Wie Sie meinen.“
    Dr . Fadden beißt sich auf die Unterlippe. Er sucht meinen Blick.
    „Na schön. Aber wenn jemand davon erfährt, kriege ich Riesenärger. Also ich warne Si e …“
    „Ich hab nicht vor, Sie in die Pfanne zu hauen. Und wenn Sie mich auf diese Weise zum Reden kriegen, heiligt dann der Zweck nicht die Mittel? Wie bei Macchiatovelli, oder wie der Spinner hieß?“
    „Gehen wir“, sagt Dr . Fadden bloß.
    „Aber ich bin voller Blut“, wende ich ein und zupfe an meiner Bluse.
    Dr . Fadden reicht mir einen blauen Mantel. Keine Ahnung, welcher Frau der gehört hat. Er sieht nicht sonderlich edel aus und er stinkt nach Katzenpisse, aber er passt. Ich frage mich, ob er mal ein Beweisstück war und ich mich gerade mit der DNA irgendeiner überführten Verbrecherin einreibe.
    Dr . Fadden fasst mich am Arm. „Na los jetzt.“
    Auch das scheint mir ein wiederkehrendes Motiv zu sein: dass Leute mich durch die Gegend zerren. Vielleicht sollte ich mich lieber daran gewöhnen.
    Am Montag sah Ella irgendwie anders aus. Genauer gesagt: Ihre Schuluniform sah anders aus. Die Ärmel ihrer Bluse waren mit weißen Seidenornamenten bestickt, die sich an den Armen emporschlängelten. Die Schultern waren umgenäht und in Fältchen gelegt. Sicher hübsch, wenn man auf romantische Fummel im viktorianischen Stil steht.
    Okay, ich geb’s zu: Es sah umwerfend aus!
    „Glaubst du, Ella kann nähen?“, fragte ich Marianne, als wir Arm in Arm zur Bibliothek schlenderten. „Das könnte uns noch mal richtig nützlich sein!“
    Bis

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