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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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Ich dachte immer, dass man im Schulgebäude nicht rennen darf? Er hat nicht aufgepasst, wo er hinläuft, und dann ist er mir mitten ins Tablett geknallt.“
    „Stimmt das, Mr s Wayne?“, fragte Direktor Hollerings. „Haben Sie das beobachtet?“
    „Nein, bedauerlicherweise nicht“, antwortete Mr s Wayne. Ihr hättet mal die Riesenenttäuschung in ihrer Stimme hören sollen!
    „Aber Miss Marianne Jones, die beste Schülerin der Schule, und Miss Alexandria Gutenberg waren anwesend, Sir. Ich denke, die beiden sind glaubhafte Zeuginnen“, sagte Neil.
    „Miss Jones und Miss Gutenberg?“, wiederholte der Direktor nachdenklich. „Wenn das so ist, dann möchte ich Sie hiermit verwarnen, M r Fernandes. Sie haben bereits eine Strafe zu verbüßen und ich kann Ihnen nur empfehlen, zukünftig etwas umsichtiger zu handeln. Dasselbe gilt für Sie, Miss Boans. Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen beiden. Das ist Ihr letztes und wichtigstes Schuljahr. Und ich möchte Sie eindringlich bitten, den guten Ruf unserer Schule nicht durch Ihre kindischen Spielereien zu gefährden. Sie können jetzt gehen.“
    Sprachlos sah Mr s Wayne zu, wie Direktor Hollerings in seinem Büro verschwand.
    „Du kommst jetzt wieder mit mir in die Küche, Fräuleinchen“, sagte sie und streckte ihre Hand nach mir aus.
    In diesem Moment ertönte der Gong.
    Weil die Verantwortlichen an der Priory der Meinung sind, dass das herkömmliche Schulklingeln zu schrill sei, klingt unsere Schulglocke nun so sanft wie der Gong auf den Flughäfen. Das passt sehr gut, wenn man bedenkt, wie wir Schüler ständig mit den schweren Taschen über die Flure hetzen. Stündlich auf dem Weg zu einem anderen Klassenzimmer.
    „Dann sehen wir uns wohl erst morgen wieder, Mr s Wayne“, sagte ich und lächelte. „Ich muss jetzt zum Unterricht.“
    Ich zog mir die Bluse aus dem Rock und betrachtete den Fleck. Igitt. Ich wollte sie gerade aufknöpfen, als ich merkte, dass Neil mich beobachtete.
    „Ich komm noch ein Stück mit“, sagte er. „Der Geschichtsraum liegt auf dem Weg zum Chemielabor.“
    Wir verloren keine Zeit und verließen den hässlichen Teil des Gebäudes.
    „Na ja, wenigstens weiß man genau, wo man hier gelandet ist. An der Schule für Faustkampf, Fitness und Fashion. Sieht so aus, als wären wir nicht mehr auf Hogwarts, Hermine.“
    „Du hast Direktor Hollerings angelogen“, sagte ich. „Von wegen dass Lexi und Marianne dabei ware n … Ich glaub’s echt nicht! Wie konntest du nur?“
    Neil lächelte.
    „Du musst mich nicht beschützen, klar?“
    „Natürlich muss ich.“
    „Ich bin kein kleines, schwaches Mädchen!“
    „Natürlich bist du das. An der Wirklichkeit würdest du doch zerbrechen, du zartes Pflänzchen.“
    Ich boxte ihm gegen den Arm. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht mehr fünf Jahre alt war, und versteckte die Hand hinter dem Rücken.
    „Sorry, dass du meinetwegen dein Mittagessen opfern musstest“, sagte ich.
    „Halb so wild. Ich hab versehentlich davon gekostet, als Biggins es abgekriegt hat. Hat ziemlich eklig geschmeckt.“
    Mein Mund verzog sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Ich betrachtete Neil unauffällig von der Seite. Manchmal finde ich ihn richtig süß. Seine schlaksige Gestalt, seine Retro-Klamotten, seine langen, schwarzen Haare, die ihm ständig ins Gesicht fallen. Doch schon im nächsten Moment muss ich an den Neil denken, der als Fünfjähriger im Schlafanzug draußen rumgerannt is t – in einem Schlafanzug mit Raumschiffen drauf.
    „Vergiss nicht, es deinen Freundinnen zu erzählen“, sagte Neil.
    „Erzählen? Was denn?“
    „Na, was sie gesehen haben“, antwortete Neil. „Nur für den Fall, dass sie uns irgendwann noch mal verhören.“
    „Oh, stimm t …“
    Neil winkte und dann war er verschwunden.
    Nur für den Fall, dass sie uns irgendwann noch mal verhören.
    Ist das nicht sonderbar? Dass alles, was wir sagen, uns eines Tages wieder einholt?
    Vielleicht gibt es am Ende kein einziges harmloses Wort.

vier
    Auf der Uhr hinter mir ist es acht. Es muss also Abend sein. Glaube ich zumindest. Der Raum hat kein Fenster, die ganze Zeit brennt dieses Neonlicht. Es könnte daher genauso gut schon acht Uhr morgens sein. Ist mir aber auch egal. Was macht das für einen Unterschied?
    Ich versuche, nicht an meine Mutter zu denken. Doch dann stelle ich mir vor, dass heute ein ganz normaler Abend nach einem ganz normalen Schultag wäre. Ein Abend, an dem meine Mutter ausnahmsweise mal

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