Manche Maedchen raechen sich
auf. „Was hast du mit Lexi gemacht?“
Sie weicht einen Schritt zurück und wirft nervöse Blicke um sich.
„Brian!“ Ich drehe mich zu ihm um und marschiere direkt auf ihn zu. „Sie müssen was gegen sie unternehmen! Irgendjemand muss sie aufhalten!“
Dr . Fadden gibt mir keine Antwort. Er sieht mich nicht mal an.
„Holen Sie Hilfe“, höre ich ihn zu der Frau sagen. „Ich denke, ich bekomme das hier hin, abe r …“
Mit seiner Stimme ist irgendwas nicht in Ordnung. Sie wird ständig unterbrochen. Wie bei einer schlechten Verbindung.
„Jemand muss sie aufhalten! Hören Sie mich!“
„Eliza! Eliza, lassen Sie das! Sie tun mir weh!“
Ich starre Dr . Fadden an. Ich reiße die Augen so weit auf, dass es brennt. Er hat lange, rote Kratzer im Gesicht. Ich schaue auf meine Hand. Da ist Blut unter meinen Fingernägeln.
„Oh mein Gott!“
„Es ist alles in Ordnung, Eliza, setzen Sie sich einfach wieder auf Ihren Stuhl.“
Ich kann den Blick nicht von meinen Händen abwenden. Was soll ich denn jetzt bloß mit dem Blut an meinen Fingern machen? Soll ich es an meinen Sachen abwischen? Soll ich so tun, als wäre es gar nicht da, oder kann ich vielleicht nach einem Taschentuch fragen? Ich muss mich schnell entscheiden. Das Blut trocknet schon und meine Hände zittern.
„Ich will nur, dass si e … dass es aufhört.“
„Das wird es, Eliza“, sagt er. „Ich verspreche es Ihnen. Setzen Sie sich einfach hin.“
„Sie dürfen nicht zulassen, dass sie mich mitnehmen“, sage ich schwach. „Ich bin nicht verrückt.“
„Versprochen, Eliza, aber setzen Sie sich hin.“
Ich schaue den Doktor an. Er verschwimmt vor meinen Augen. Ich wünschte, er würde bleiben. Ich spüre, wie meine Knie nachgeben. Und kaum, dass mein Hintern den Stuhl berührt, hebt jemand meinen Arm an. Ein Mann ganz in Weiß. Er gibt mir eine Spritze und dann weiß ich nichts mehr.
sechs
Es war nur ein harmloser Streit. Unsere Freundschaft hatte einen winzigen Kratzer abbekommen. Na und? Am Ende des Tages war er schon nicht mehr zu sehen. Vielleicht konnte man ihn noch erahnen, aber nur im richtigen Licht und nur, wenn man gezielt danach suchte.
Nach der Schule war ich die Erste am Tor. Lexi und ich gingen seit jeher jeden Tag zusammen nach Hause. Manchmal begleitete uns Marianne, wenn sie nicht mal wieder einer ihrer zahlreichen außerschulischen Aktivitäten nachging. Ihr wisst schon, die Aktivitäten, von denen Marianne behauptet hatte, sie würden auch mir guttun.
„Hi, Lexi!“, rief ich.
Sie traute sich nicht, mir in die Augen zu schauen. Unter ihrem Arm klemmte ein Buch. Es sah aus wie einer dieser Frauenratgeber, die immer so verlockende Titel tragen wie „Schlank durch Fettblocker“ oder „Die ultimative Schokoladendiät für kleine Naschkatzen“. Zwei Schritte hinter ihr lief Marianne. Offensichtlich redeten die beiden auch nicht mehr miteinander.
„Findest du, dass ich eine Streberin bin?“, fragte Marianne in eine unbestimmte Richtung. „Ich finde nicht. Und ich muss mich ganz bestimmt nicht bei irgendjemandem einschleimen! Keine Ahnung, wie Gauntly darauf kommt.“
„Bist du jetzt fertig?“, fragte ich.
Sie wirkte verletzt, aber wenigstens hielt sie den Mund.
„Sehr gut. Dann können wir ja jetzt gehen.“
„Hey, wartet auf mich!“
Wir drehten uns alle gleichzeitig um und sahen Ella auf uns zurennen. Sie lief geradewegs zu Marianne, legte ihr den Arm um die Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Lexi und ich schauten uns verblüfft an und warteten gespannt, was als Nächstes passieren würde. Fast hoffte ich, dass Marianne Ella einen ordentlichen Kinnhaken verpassen würde.
Ella sah Marianne an und lächelte. Und dann geschah das Unglaubliche: Marianne lächelte zurück!
„Sollen wir es Lexi sagen?“, fragte Ella.
Marianne nickte.
Lexi beobachtete die beiden zunächst argwöhnisch, doch dann siegte die Neugier. Sie rannte zu ihnen und hielt Ella ihr Ohr hin. Plötzlich entfuhr Lexi ein lauter Quietscher und sie klatschte in die Hände.
Moment mal. Lexi war ein Strahlen ins Gesicht gemeißelt, Marianne grinste total gestört und Ella stand glückselig daneben, weil sie plötzlich so beliebt war?
Tja, es sah ganz so aus, als wären die drei doch noch Freundinnen geworden. Und hatte ich mir das nicht die ganze Zeit gewünscht? Aber wieso war ich denn dann kein bisschen glücklich darüber?
„Sollen wir es ihr verraten?“, flüsterte Ella.
„Ä h – nein“, sagte Lexi. „Das
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