Manche Maedchen raechen sich
evakuiert werden müssen? Vielleicht sind wir in Gefahr, Sir.“
„Wir sind nicht in Gefahr“, seufzte M r Steele und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Die Bibliothek befindet sich auf der anderen Seite des Sees. Und für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass es dem Feuer gelingt, sich über einen halben Kilometer Wasser auszubreiten, wird man uns sicherlich rechtzeitig warnen.“
„Aber Si r …“
„Mann, Gauntly, warum hältst du nicht einfach die Klappe und lässt uns endlich mit dem Unterricht beginnen!“
Marianne und Lexi sahen mich an. M r Steele sah mich an. Die ganze Klasse sah mich an. Meine Wangen fingen an zu glühen, als mir klar wurde, dass das gerade meine Worte gewesen waren.
Gauntly warf mir einen finsteren Blick zu, kräuselte die Oberlippe und fletschte die Zähne.
„Komm mal wieder runter, du Streberin“, zischte er. „Kapiert das doch endlich, ihr arroganten Weiber in der ersten Reihe! Eure schleimige Show nervt.“
Während ich Gauntly böse anfunkelte, verspürte ich einen starken Würgreiz. Wäre zwischen seinem Gesicht und meiner Faust nur ein bisschen weniger Abstand gewesen, dan n …
Neil stieß Gauntly mit dem Ellbogen in die Seite.
„Was für ein Loser“, murmelte ich und drehte mich zu Marianne. Sie hatte mich offensichtlich schon die ganze Zeit angestarrt und das sah nicht schön aus. In ihrem Blick lag pure Verachtung.
„Was denn?“, fragte ich lautlos, doch sie drehte sich weg und schaute vor zur Tafel.
„Das reicht jetzt, M r Gauntly“, sagte M r Steele streng. „So spricht man nicht mit einer Dame. Und von dem Brand möchte ich in dieser Stunde nichts mehr hören. Wenn Sie sich die Katastrophe in Ihrer Mittagspause bei einem Sandwich anschauen wolle n – bitte schön. Ihre Freizeit dürfen Sie selbstverständlich verschwenden, wie Sie wollen. Und jetzt“, M r Steele ging langsam nach vorn, „möchte ich eine meiner beiden Lieblingsschülerinnen bitten, uns etwas vorzulesen.“
Stopp mal kurz. Er hatte zwei Lieblingsschülerinnen? Wo gab es denn so was?
Ich hatte vollkommen vergessen, dass heute ja zwei weitere Schüler am Unterricht teilnahmen. Eine davon saß sogar neben mir, und zwar so dicht, dass sie meinen Arm berührte. Schlagartig wurde mir bewusst, dass dieser besondere Platz direkt vor M r Steeles Pult nicht länger mir allein gehörte.
„Miss Jones“, verkündete M r Steele mit einer schwungvollen Handbewegung, „bitte fahren Sie an der Stelle fort, an der wir zuletzt stehen geblieben sind.“
Hatte ich gerade richtig gehört? Er wollte Marianne vorlesen lassen? Ich dachte, das hier wäre meine Englischstunde? Und außerdem war Marianne in allen Fächern gut. Konnte sie mir dann nicht wenigstens Englische Literatur überlassen? Ich hatte doch sonst keine Stärke n – abgesehen natürlich von meiner Begabung, jedes Gespräch mit meiner Mutter in einen Streit zu verwandeln oder meinen Vater zu vergraulen.
Ich versuchte mir einzureden, dass M r Steele nur nett zu Marianne war, weil sie heute unser Gast war. Ich konnte gar nicht anders. Jede andere Erklärung hätte mich zu Tode gekränkt.
Ich schob das Buch, das immer noch genau zwischen mir und Lexi lag, zu Marianne hinüber. Sie warf einen Blick darauf und schob es zurück. Dann holte sie ihr eigenes Exemplar hervor, das jede Menge Eselsohren hatte.
„ … Dass die Töchter der beiden Familien sich trafen, um über einen Ball zu sprechen, lag auf der Hand; und am Morgen danach kamen die Damen von Lucas Lodge nach Longbourn, um ihre Eindrücke auszutauschen “, las Marianne. „,Für dich fing der Abend großartig an, Charlotte‘, sagte Mr s Bennet mit höflicher Selbstbeherrschung zu Miss Lucas, ‚du warst M r Bingleys erste Wa…‘“
„,Ja, aber anscheinend zog er seine zweite Wahl vor‘“ , [1] sagte ich laut.
Die Klasse war mucksmäuschenstill.
„Miss Boans“, sagte M r Steele, „das ist hier kein Wettstreit. Also warten Sie bitte, bis Sie an der Reihe sind, und lassen Sie Miss Jones in Ruhe vorlesen.“
Ich spürte, wie ich rot wurde. Aber leid tat es mir nicht, dass ich Marianne unterbrochen hatte. Ich bedauerte lediglich, dass M r Steele nicht mich ausgewählt hatte.
Plötzlich klopfte es und M r Steele ging zur Tür.
Marianne sah mich wütend an und wollte etwas sagen, aber ich tat so, als wäre ich völlig vertieft in irgendeine Textstelle.
„Was ist denn bloß los mit dir?“, flüsterte Lexi laut und deutlich.
„Nichts“, blaffte
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