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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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fragte ich missmutig. Ich kann Situationen nicht ausstehen, die ich nicht unter Kontrolle habe. Und es war mir auch egal, ob ich in diesem Moment klang wie eine undankbare Kuh.
    „Du undankbare Kuh“, sagte Lexi. „Ella hat eine Überraschung für uns. Jetzt kannst du’s ihr verraten, Ella.“
    „Ja, als o …“, sagte Ella und platzte fast vor Aufregung, „meine Mum hat jeder von uns ein Kleid genäht. Sie meinte zwar, es seien keine Ballkleider, aber ich persönlich finde, dass sie chic genug für den Ball sind. Ihr dürft sie heute mit nach Hause nehmen. Sie schenkt sie euch.“
    Lexi kniff mir in den Arm. „Ist das nicht toll, Lizzie?“
    „Ich hab euch doch gesagt, dass ich nicht zum Ball gehen darf“, erwiderte ich stirnrunzelnd.
    „Meine Mum hat dir trotzdem ein Kleid genäht“, sagte Ella. „Und ich glaube, du wirst dein Kleid ganz besonders mögen, Eliza. Über den Stoff waren wir uns alle sofort einig.“
    „ Wir? Wann waren wir uns denn alle über den Stoff einig?“
„Oh, das war an dem Tag, als wir zum ersten Mal hier waren und du plötzlich so schnell wegmusstest“, antwortete Lexi. „Wir haben mit Mr s Dashwood Nachmittagstee getrunken. In ihrem Atelier .“
    „Es gab die leckersten Petit Fours, die ich je gegessen habe, und echten englischen Tee in Tassen aus echtem chinesischen Porzellan“, mischte sich Marianne ein. „Das hatte wirklich Stil.“
    „Großartig“, sagte ich gelangweilt. „Und wo sind diese Kleider nun?“
    „Oh ja, lasst uns die Kleider ansehen!“, rief Lexi, nahm Ella bei der Hand und zog sie die Stufen hinauf.
    Da mir keine andere Wahl blieb, folgte ich meinen Freundinnen, die offensichtlich gerade völlig unzurechnungsfähig waren. Wahrscheinlich war heute Nacht Vollmond oder so.
    Wir aus East Rivermoor sind nicht leicht zu überraschen. Wir haben schon so ziemlich alles gesehen, was man gesehen haben muss. Aber als Ella die gläserne Flügeltür öffnete, hätte ich vor Entzücken fast gequiekt.
    Mir fallen nur wenige Momente in meinem Leben ein, die mich meine Mutter, meine Lehrer, meine Einsamkeit, meine Langeweile und meinen feigen Vater vergessen ließen; die mich aufrichtig, vollkommen, schwindelerregend glücklich machten. Diesem Gefühl war ich sehr nahe, als ich die vier Kleider auf den Schneiderpuppen sah.
    „Wir sollten sie vorsichtshalber anprobieren“, sagte Lexi in die Stille hinein. „Ob sie auch wirklic h … passen.“
    Keine von uns rührte sich. Ich glaube, wir konnten einfach nicht. Ich betrachtete meine Freundinnen. Ich glaube, Lexi verschwendete in diesem Augenblick keinen Gedanken mehr daran, was für eine herrschsüchtige Ziege ich sein konnte. Ich glaube, Marianne war es plötzlich einerlei, ob M r Steele sie lieber mochte als mich. Und auch wenn es mich in irgendeinem Winkel meines Gehirns immer noch beschäftigte und zutiefst kränkte, war es auch mir in diesem Moment vollkommen gleichgültig.
    Wie eine Horde Kinder beim Eierlauf jagten wir plötzlich los, schnappten uns die Kleider und jauchzten vergnügt, als die Schneiderpuppen dabei umfielen. Mit den wallenden, federleichten Kleidern unterm Arm rannten wir über den Flur. Es kam mir so vor, als würde ich schweben. Wir drängelten uns in Ellas Zimmer und ich hoffte inständig, dass es dort einen Ganzkörperspiegel gab.
    Ella hatte Recht gehabt. Mein Kleid gefiel mir ganz besonders gut. Viel mehr als da s – ich war total verliebt. Ich fuhr mit dem Daumen über das Schild, das darin eingenäht wa r – Dot & Das h –, zog in Windeseile meine Schuluniform aus und warf mir das Kleid über den Kopf.
    Ich betrachtete mich im Spiegel und spürte sofort, wie ich mich verwandelte. Ich verschmolz mit dem himmelblauen Stoff und wurde unsichtbar. Es kam mir so vor, als könnte mich der Wind zusammen mit den winzigen weißen und salbeigrünen Blumen, die auf den Stoff gedruckt waren, einfach davonwehen. Das Kleid duftete nach Sommer und weckte wieder diese tiefe Sehnsucht in mi r – nach Strand und Dünen.
    Marianne hatte ihr Kleid als Zweite angezogen und stellte sich vor den Spiegel. In Weiß sah sie aus wie eine Braut. Sie war wunderschön. So wie immer.
    Ich half Lexi bei ihrem Reißverschluss. Ihr Kleid war blassrosa. Sie sah darin so süß aus wie ein Bonbon. Wie jemand, dem nie etwas Böses widerfahren konnt e – oder durfte. Ich wirbelte sie herum und betrachtete ihr hübsches Gesicht. Seht alle her! Hier kommt Lexi, die neue Königin der Herzen!
    Und dann war da noch

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