Manche Maedchen raechen sich
höchstpersönlich besiegelt hatte. In meiner mädchenhaften, verschnörkelten Handschrift.
Hätte ich mich doch nur nicht mit Marianne angelegt und so verbissen versucht, ihr zu beweisen, wer von uns beiden das Sagen hatte! Hätte ich mich Lexi gegenüber nur nicht so aufgespielt und versucht, alle Verantwortung an mich zu reiße n – und Ella unbedingt davon überzeugen wollen, wie cool meine Clique war! Uns wäre nichts passiert.
Ich mochte Jane doch noch nicht mal! Keine der beiden.
Ja, unsere Welt könnte noch heil sein. Jetzt ist sie ein einziger Scherbenhaufen.
Ich traf Jane Mutton nach der Englischstunde auf dem Flur. Sie sah aus wie ein pinkfarbener Elefant und ihr Rock saß so eng, dass er wie aufgesprüht wirkt e – was keineswegs ein Kompliment ist.
„Hier, die Liste. Wir werden kommen“, sagte ich und gab ihr den Zettel.
„Toll!“, rief sie atemlos und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Wenn ihr wollt, äh m … könnt ih r … könnt ihr auch Alkohol mitbringe n … Aber von mir hast du das nicht, klar?“
Ich musste mich zwingen, nicht auf ihre Bluse zu starren, deren Knöpfe sich bedrohlich über ihrem voluminösen Körper spannten.
„Äh, okay. Bis Samstagabend.“
In meinem Kopf spielt sich wieder und wieder dieselbe Szene ab: ich mit dem rosafarbenen Zettel in der Hand. Janes fleischige Finger mit den edelsteinbesetzten Ringen, die sich fest darum schließen. Der Augenblick, in dem es kein Zurück mehr gab.
Und so sollten wir am Samstag also perfekt gestylt in unser Unglück rennen. Weil ich die Anführerin war und dachte, ich hätte für uns alle die beste Entscheidung getroffen. Es war nicht Ellas Schuld.
Es war meine Schuld, von Anfang bis Ende.
Was bin ich doch für eine Verräterin.
Es klopft an der Tür.
Eine leicht untersetzte Frau mit Locken kommt herein. Ich schätze sie auf Anfang dreißig oder wie Mum sagen würde: Noch ein Jahr, und mit ihrem Aussehen geht es steil bergab.
Es ist die Jugendbetreuerin, mit der ich auch nicht sprechen wollte, als sie mich hierhergebracht haben.
Sie lächelt mir aufmunternd zu. Ich ihr nicht. Ich habe keine Lust, sie aufzumuntern.
„Hey“, sage ich, „sind Sie etwa die Kollegin? Die mit den besten Muffins?“
„Eliza“, sagt Dr . Fadden vorsichtig.
„Brian, ich habe wichtige Neuigkeiten für Sie. Sie betreffen eines der anderen Mädchen.“ Sie sieht ihn erwartungsvoll an.
„Ja?“
„Ich muss Sie unter vier Augen sprechen.“ Ihr Blick fällt wieder auf mich und ich mustere sie kühl.
„Was will sie Ihnen erzählen, was ich nicht hören darf?“, frage ich ihn.
„Eliz a …“
„Nennen Sie mich nicht Eliza! Sie sind nicht meine Mutter! Ich dachte, sie wäre Jugendbetreuerin, warum versucht sie dann, etwas vor mir zu verbergen? Sie macht mir Angst! Vielleicht kriege ich gleich wieder eine Panikattacke, Sie wissen schon, so wie eben.“
„Halten Sie den Mund, Eliza“, sagt Dr . Fadden und wendet sich wieder an die Frau. „Fahren Sie fort.“
Sie wirft mir einen bösen Blick zu. „Na gut, wenn Sie darauf bestehen. Aber der Hauptkommissar wird sicher nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass ich dadurch womöglich das Ergebnis Ihrer Befragung verfälscht haben könnte. Ich möchte nicht die Verantwortung dafür tragen, fall s …“
„Jetzt spucken Sie’s schon aus, Dr . Jennens.“
Die Art und Weise, wie sie das Wort „Hauptkommissar“ gesäuselt hat, lässt mich aufhorchen.
„Eines der Mädchen, Alexandria Gutenberg, ist ins Krankenhaus eingeliefert worden.“
„Was?“, sagt Dr . Fadden.
Mir klappt die Kinnlade herunter.
„Sie hat während einer Befragung eine Tasse auf dem Tisch zerschmettert und wollte sich mit den Scherben selbst verletzen. Zu ihrer eigenen Sicherheit mussten wir ihr eine Beruhigungsspritze geben und sie ins Krankenhau s …“
„Moment mal, was heißt denn hier ‚wir‘? Wer ist ‚wir‘? Oder meinten Sie ‚ich‘?“
„Seien Sie still, Eliza!“, sagt Dr . Fadden.
Die Jugendbetreuerin senkt den Blick und tut so, als würde es ihr leidtun, aber ich weiß genau, dass das nicht stimmt. Das Einzige, was ihr wirklich leidtut, ist die Tatsache, dass sie ihren beschissenen Auftrag vermasselt hat.
„Sie war dabei, als es passiert ist, hab ich Recht? Sie hat Lexi befragt!“
„Eliza, beruhigen Sie sich! Sie wissen doch noch gar nicht, was genau vorgefallen ist, also hören Sie auf, irgendwelche Leute zu beschuldigen!“
„Du Schlampe!“, schreie ich und springe
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