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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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unten und halten den Mund.“
    Die Fahrt verbringen wir schweigend.
    „Sagen Sie mal“, durchbreche ich irgendwann die Stille, „Sie haben doch vorhin irgendwas von Neil erzählt.“
    „Ich dachte, Sie wollten nicht darüber reden.“
    „Will ich auch nicht. Aber wo ist er?“
    „Er hat das übliche Prozedere hinter sich. Und er ist jetzt an einem sicheren Or t … falls es das ist, worum Sie sich Sorgen machen. Ich kann ihn seinen Eltern übergeben, sobald Sie mir verraten haben, welche Rolle er in der ganzen Geschichte spielt.“
    Ich ignoriere seinen letzten Satz. „Werde ich ihn sehen können?“
    „Wollen Sie mir schon wieder einen Handel vorschlagen?“
    „Nein“, sage ich schnell.
    „Dann hängt alles davon ab, ob Sie freikommen oder nicht. Überlegen Sie sich also gut, was Sie tun.“
    An diesem Freitag ging ich nach der Schule mit Neil und Ratte B nach Hause. Ich wollte mit Neil über Ratte B reden, mehr nicht.
    „Wie geht’s ihr?“, fragte ich.
    „Na ja, sie verhält sich langsam wieder halbwegs normal. Ich habe ihr ein Stück Käse von meinem Sandwich gegeben und sie hat es gefressen.“
    Ich betrachtete das kleine Gesicht mit den rosafarbenen Knopfaugen, das aus dem Putzlappen hervorlugte. Dann wanderte mein Blick zu der schmalen, schwarzen Krawatte, die Neil trug. Sie hatte ein dezentes Muster und ich versuchte, eine Marke zu erkennen. Und dann war da noch sein schwarzer Ledergürtel mit der eckigen silbernen Schnall e … Als ich merkte, wohin ich ihm die ganze Zeit starrte, schaute ich schnell wieder hoch.
    „Ich hab gehört, dass du immer schon total früh schlafen gehst.“
    „Wer erzählt denn so was?“, fragte Neil und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Oh, na ja, es kursieren ziemlich viele Gerüchte über dich“, antwortete ich. „Vor allem seit dem Überfall auf euer Haus.“
    „Aber nur weil in meinem Zimmer kein Licht brennt, heißt das doch nicht, dass ich schon schlafe.“
    „Ach nein?“
    „Hast du übrigens schon das Gerücht gehört, dass ich bei den Mädchen an der Schule ziemlich beliebt sein soll?“
    „Klar. Und ich glaube, derjenige, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat, steht gerade vor mir. Ich glaube nicht, dass du als Mädchenschwarm in die Geschichte eingehen wirst. Eher als der Junge mit den Comics unterm Kopfkissen.“
    Wieder tastete ich nach der Postkarte in der Innentasche meines Blazers. Dabei hatte ich sie eigentlich schon längst herausnehmen wollen. Wirklich!
    „Hey, warum trampelst du so auf meinen Gefühlen herum?“, rief Neil. „Und außerdem sind Comics total cool! Wahrscheinlich sollte ich lieber Comics lesen, anstatt mich mit euch Priory-Gören zu Tode zu langweilen.“
    Ich grinste.
    Wir standen auf der Brücke. Als wir klein waren, haben wir uns immer hier getroffen. Genau in der Mitte. Wir schauten gern den Jachten dabei zu, wie sie davonsegelten. Abgesehen von dem großen Tor kann man nur auf dem Wasserweg aus East Rivermoor herauskommen.
    An diesem Tag hatte das Wasser genau dieselbe Farbe wie der Himmel und ich hätte wirklich nicht sagen können, wo das Wasser endete und wo der Himmel anfing. Am Ufer des Sees standen die Häuser aufgereiht wie Tanzschüler in bunten Kleidern, die sehnsüchtig darauf warteten, dass jemand sie zum allerersten Mal aufforderte.
    „Willst du sie mal nehmen?“, fragte Neil plötzlich.
    „Hm“, sagte ich unbeholfen, weil ich nicht wusste, wie ich Ratte B am besten halten sollte. „Wi e …“
    Der Wind wehte mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. Meine Haare machen meistens, was sie wollen. Und nun schienen sie sich Neil entgegenzustrecken. Verlegen raffte ich sie wieder zusammen. Ich würde mir hin und wieder auch gern eine hübsche Frisur zaubern können, so wie Marianne, aber irgendwie habe ich dafür kein Talent.
    „So, siehst du?“
    „Danke“, sagte ich und setzte Neil die Ratte auf den Kopf. Genau wie ich es früher immer mit Tacky gemacht hatte.
    „Hey!“
    „Steht dir super. Ganz im Ernst. Ist übrigens auch der neueste Trend. Alle Jungs in Europa tragen das so.“
    „Ich glaube, dir steht das besser“, antwortete Neil und griff nach der Ratte, doch ich schob sie zurück auf seinen Kopf und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar.
    „Was für ein Shampoo benutzt du?“ Ich drückte Neil an den Schultern herunter und schnupperte an seinen Haaren. „Riecht gut.“
    „Head and Shoulders? Was weiß ich. Und jetzt nimm deine Nase da weg!“
    „Oh bitte, lass mich noch

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