Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
Vom Netzwerk:
konnte den Blick nicht abwenden. Ich wollte weg hier. Ich musst e …
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Neil.
    „Nein“, antwortete ich. „Ich muss hier raus.“
    „Bleib sitzen“, sagte Neil.
    „Abe r …“
    „Wenn du jetzt aus dem Klassenzimmer rennst, landest du auf direktem Wege bei Hollerings. Und da mir nichts anderes übrig bleiben würde, als dir hinterherzurennen, bedeutet das dasselbe für mich. Also, ich habe keine Lust, das dritte Mal in so kurzer Zeit bei Hollerings anzutanzen. Ich find’s schon unheimlich genug, wie gut ich meinen Hausmeisterjob inzwischen beherrsche. Meine Eltern bringen mich um, wenn ich am Ende Karriere als Hausmeister mache. Bleib, wo du bist. Ich lass mir was einfallen, versprochen. Vertrau mir einfach, okay?“
    „Okay“, antwortete ich, obwohl ich ihm kein Wort glaubte. Ich zitterte. Ich zitterte genau wie die Ratte.
    „Nei l …“
    „Eliza, sei doch mal still“, mischte sich Marianne ein. „Schön, wenn es dir egal ist, ob du durch die Prüfung fällst, aber Neil und mir ist es nicht egal.“
    Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Ich hätte ihr gern eine noch größere Gemeinheit an den Kopf geworfen, etwas richtig Fieses, aber ich kriegte den Mund nicht auf. Ich war zu schwach.
    „Vergleichen wir das Verhalten von Ratt e B nun mit Ratt e A, einem bislang gänzlich unbeeinflussten Versuchsobjekt, das noch nie zuvor einem negativen Reiz ausgesetzt worden ist.“
    Der Professor öffnete die Tür des anderen Käfigs. Die Ratte schoss heraus, huschte über den Boden und war verschwunden.
    Die Mädchen kreischten, einige sprangen auf ihre Stühle. Auch Marianne wich vom Tisch zurück. Die Jungs hingegen warfen sich in Heldenpose und führten sich auf wie die großen Retter. Ich seufzte bloß.
    „Hey, pass auf!“
    „Pass doch selber auf!“
    Marianne war gegen Aardants Tisch gestoßen und hatte dabei eine offene Wasserflasche umgeworfen. Das Wasser lief über Aardants Schreibblock, verwischte die Tinte, und floss über seinen Schoß.
    Aardant sah wütend aus. Nicht bloß sauer, nein, richtig wütend. Ich dachte schon, er würde Marianne jeden Moment eine reinhauen, und ich ertappte mich dabei, dass ich diese Vorstellung ausgesprochen reizvoll fand. Zugegeben, ich hätte es gern gesehen, wie sich all die Wut und all die angestauten Hormone endlich mal entluden.
    „Ist ja schon gut, tut mir leid“, sagte Marianne, als sie sah, was für eine Sauerei sie angerichtet hatte. „Ich helf dir beim Saubermachen, okay?“
    „Nein. Ich brauch deine Hilfe nicht.“
    „Warum stellst du dich eigentlich so an?“, fragte Marianne und betrachtete den verschmierten Schreibblock. „Du hast da doch sowieso nichts Vernünftiges reingeschrieben, oder?“
    „Und warum spielst du dich eigentlich so auf? Du plapperst immer nur dem Lehrer alles nach. Ich wette, du kannst keinen einzigen eigenen Gedanken formulieren.“
    „Warum bist du bloß so ein Ar…“
    „Jones! Zurück auf deinen Platz!“ Neil legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie zurück zu unserem Tisch.
    Das brachte Marianne zum Schweigen. Und Aardant. Und mich.
    Ihr ahnt gar nicht, wie sehr.
    „Alle mal herhören!“, rief Professor Adler. „Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, das Versuchsobjekt selbst einfangen zu wollen. Das werde ich nach dem Unterricht übernehmen. Die Ratte war lediglich eine Leihgabe, bitte bedenken Sie also, dass ich sie dem Besitzer in ihrem ursprünglichen Zustand zurückgeben muss.“
    Wir durften Wasserflaschen mit in den Unterricht bringen. Im Gegensatz zu anderen Schulen, in denen die Angst umging, man könnte mit irgendwelchen Plastikflaschen oder ein bisschen klarer Flüssigkeit das Schuleigentum zerstören, sorgte man sich an der Priory um unsere Gesundheit. Blut besteht zu neunzig Prozent aus Wasser. Bereits bei einem Blutverlust von zwei Prozent setzt die Dehydrierung ein. Aber der menschliche Körper ist anpassungsfähig. Erst ein Blutverlust von über vierzig Prozent führt zum Tod.
    „Ihre letzte große Aufgabe“, verkündete Professor Adler, „ist es, einen Fall von erlernter Hilflosigkeit am menschlichen Subjekt zu dokumentieren. Wenn Sie dabei jemandem unbeabsichtigterweise seelischen Schaden zufügen, möchte ich nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Nehmen Sie sich bitte eine Kopie und reichen Sie den Stapel weiter. Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie, dass ich Sie über sämtliche Risiken dieses Experiments aufgeklärt habe.“
    Nach dem Unterricht

Weitere Kostenlose Bücher