Manche moegen's Kowalski
ging auf die Beifahrerseite, um Josh beim Aussteigen zu helfen. Sein Bruder musste sich die Hilfestellung gefallen lassen, auch wenn es ihm nicht passte, auf jemanden angewiesen zu sein. Aber für einen Mann mit Gipsbein war der Ausstieg aus dem Pick-up eindeutig zu hoch. Als Josh auf seine Krücken gestützt auf sicherem Boden stand, gingen sie zehn Meter weiter, bis Mitch stehen blieb und Josh die Tür zu einem Frisör aufhielt.
Es war ein ganz gewöhnlicher Laden, keiner von diesen schicken Salons mit fantasievollen Namen, wie es sie inzwischen auch in Whitford gab, wo man sich auf die Sonnenbank legen konnte und Maniküre und Peeling bekam – allein das Wort Peeling verursachte Mitch Unbehagen, weil er dabei an ein Sandstrahlgebläse denken musste.
Dies war ein einfacher Frisör. Hier bekam man einen Haarschnitt und eine ordentliche Rasur, und wenn Katie Davis dazu aufgelegt war, konnte man mit ihr über Gott und die Welt schwatzen. Katie würde es nicht einfallen, sich mit fremden nackten Füßen zu befassen, und hätte man sie gefragt, was für eine Bräunung sie empfehlen konnte, hätte sie den Tipp gegeben, sich draußen in die Sonne zu legen und alle Viertelstunde auf die andere Seite zu drehen.
„Du siehst echt Scheiße aus“, meinte Katie, als die Brüder ihr Geschäft betraten. Mitch stellte befriedigt fest, dass sie Josh und nicht ihn meinte.
„Ich kann mir die Haare nun mal nicht in der Wanne waschen. Ich muss das in der Küche in der Spüle tun. Und das ist äußerst lästig, weil ich mich bei meiner Größe unter den Wasserhahn beugen muss und dabei nur auf einem Bein stehen kann.“ Josh nahm, während er sprach, den Hut ab, und sein strähniges, fettiges Haar kam zum Vorschein, das für Mitch der Anlass gewesen war, seinen Bruder zu einem Ausflug in die Stadt zu überreden.
Seufzend deutete Katie auf den Stuhl mit dem Waschbecken dahinter. „Setzen.“ Dann griff sie sich einen frischen Frisierumhang und reichte Mitch die Krücken, als Josh sich niedergelassen hatte. Sie hüllte Josh in den Umhang und ließ das Wasser laufen. „Und zurücklehnen.“
Mitch fischte sich ein abgegriffenes Snowmobile-Magazin aus dem Jahr 2008 von einem der Stühle und setzte sich, beobachtete aber aus dem Augenwinkel, wie Katie Josh die Haare wusch. Der ließ ein leises wohliges Stöhnen verlauten, als Katie ihm die Kopfhaut massierte, und Mitch sah, wie Katie eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Interessant.
Mitch schmunzelte still vor sich hin. Das war nicht seine Sache. Katie war für ihn immer wie eine Schwester gewesen. Rose hatte im Northern Star in dem Jahr angefangen, als Katie zur Welt kam. Mitchs Mom hatte nichts dagegen gehabt, dass Rose ein Kind im Schlepptau hatte, und so war Katie mit ihnen zusammen in der Lodge aufgewachsen.
Aber so viel stand fest: Nach dem, was Mitch beobachtete, hatte es nicht den Anschein, dass Katie in Josh so etwas wie ihren Bruder sah. Mitch kam sich etwas überflüssig vor. Schnell warf er die Zeitschrift auf den Stuhl und stand auf. „Das wird ja wohl noch eine Weile dauern“, sagte er.
„Er bekommt noch eine zweite Wäsche. Dann verpasse ich ihm einen ordentlichen Haarschnitt. Zum Schluss gibt es ein heißes Handtuch und eine Rasur. Mal sehen, vielleicht sieht er dann wieder wie ein Mensch aus.“
„Ich gehe ein wenig spazieren. Sollte ich noch nicht zurück sein, wenn ihr fertig seid, schick mir eine SMS.“
Sie nickte, Josh sagte gar nichts. Also trat Mitch auf die Straße in den Sonnenschein hinaus. Er zögerte kurz und überlegte, wohin er sich wenden sollte. Er könnte zum Whitford General Store gehen und Fran und Butch Guten Tag sagen. Oder er ging zur Bank und überwies etwas Geld auf das Konto vom Northern Star. Vielleicht würde das ein wenig Last von Joshs Schultern nehmen.
Mitch verwarf den letzten Gedanken. Er hatte sein Unternehmen nicht zum Florieren gebracht, indem er das Geld zum Fenster hinauswarf. Wenn die Lodge wirklich in Schwierigkeiten steckte und sich auf längere Sicht nicht selbst tragen konnte, würde so eine Finanzspritze nur kurzfristig für Entspannung sorgen. Sie brauchten ein Konzept. Und dann konnte man darüber reden, wie es zu finanzieren war.
Um nicht dumm herumzustehen, ging er ziellos ein Stück die Straße hinunter, wobei seine Gedanken um die Lodge kreisten. Und um Josh. Der hatte sich verändert, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten, und leider nicht zum Guten. So ein gebrochenes Bein war sicherlich kein
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