Manche moegen's Kowalski
und gelassen hatte.
Die Glocke über der Tür ging, bevor Ava etwas erwidern konnte, und das war auch ganz gut so, denn der Gast, der eintrat, war Mitch Kowalski höchstpersönlich. Paige hatte das Gefühl, als würde ihr ganzer Körper urplötzlich zu kribbeln beginnen. Ihr wurde heiß und kalt zugleich, und trotzdem gab sie sich alle Mühe, äußerlich gelassen zu bleiben.
„Schön kühl hier drinnen“, meinte er, indem er sich auf einen Hocker am Tresen schwang. „Jetzt wäre ein Cheeseburger das Richtige.“
„Ist Josh Ihnen abhandengekommen?“, fragte Paige verwundert.
„Er hat sich überanstrengt, als er so lange nach der Zuckerwatte anstehen musste. Da hab ich ihn nach Hause gebracht.“
„Warum haben Sie sich nicht für ihn in die Schlange gestellt?“
„Hab ich ihm angeboten. Sie haben keine Ahnung, wie stur er sein kann.“
Sturheit lag offenbar in der Familie. „Pommes zum Burger?“
„Auf jeden Fall.“
Ava schrieb die Bestellung auf, ging damit in die Küche und ließ Paige mit Mitch allein, der nun kaum etwas anderes übrig blieb, als ein wenig Smalltalk mit ihm zu betreiben. Die Art, wie er sie ansah, machte sie verlegen. Zu spät fiel ihr ein, dass es besser gewesen wäre, sie hätte sich ein T-Shirt übergezogen, bevor sie gekommen war, um Ava zu helfen.
„Haben Sie Ihr Schmalzgebäck bekommen?“
Es berührte sie merkwürdig, dass er sich an ihre frühere Äußerung erinnerte. „Ja. Ich bin sogar noch ein zweites Mal hingegangen, um mir noch eine Portion zu holen, obwohl ich das eigentlich nicht sollte.“
„Der Old Home Day ist nur einmal im Jahr. Da darf man ruhig mal sündigen.“ Sündigen – das war ein gutes Stichwort. Was ihre Willenskraft auf die Probe stellte, war nicht der Nachschlag beim Gebäck, sondern er. Wenn es jemanden gäbe, mit dem sie sich auf eine solch irre Idee wie eine Fahrt mit dem Traktor einlassen würde, dann mit ihm. Und das war auch schon Grund genug, sich schleunigst zu verabschieden.
Sie ging zur Küche und steckte kurz den Kopf durch die Durchreiche. „Du hast hier alles unter Kontrolle?“, fragte sie Ava. „Dann besorge ich mir schnell noch ein paar Hängekörbe von unseren Blumenmädchen für dieses Jahr.“
„Geh nur, und amüsier dich, solange noch etwas los ist.“
Lächelnd winkte sie Mitch zum Abschied, bevor sie verschwand. Er erwiderte ihren Gruß, indem er nur kurz die Hand hob. Dass er sich dabei kein Lächeln abringen konnte, amüsierte sie. Offenbar vertrug er eine solche Abfuhr nicht besonders gut. Aber daran musste er sich gewöhnen.
Sie stieß einen leisen Seufzer aus, als sie sich auf den Weg die Straße hinunter machte. Eine dritte Portion Schmalzgebäck kam nicht infrage, aber vielleicht gab es ja sonst etwas Verführerisches, das als Ersatzbefriedigung taugte, obwohl Zuckerwatte oder kandierte Liebesäpfel kein Ersatz dafür sein konnten, wonach es sie insgeheim gelüstete.
5. KAPITEL
Mitch fand, dass es höchste Zeit war, sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Er sehnte sich geradezu danach. In seinem Unternehmen, der Northern Star Demolition, konnte er die Leute, die sich seinen Anweisungen widersetzten, feuern. Und seine Angestellten hörten auf das, was er sagte. Seine Familie hingegen kümmerte sich einen Dreck darum. Besonders Ryan. Allerdings musste er, Mitch, zugeben, dass er seinen Bruder nicht bezahlte und ihm daher streng genommen auch nichts zu sagen hatte. Aber die Lodge brauchte einen Zimmermann, und Ryan war verdammt gut in seinem Job.
„Ich habe hier einen Betrieb am Laufen zu halten.“ Ryan macht kein Hehl daraus, dass Mitch ihm gewaltig auf die Nerven ging. „Ich kann hier nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil du denkst, dass bei euch ein paar Verandastufen lose sind.“
Mitch lehnte den Kopf nach hinten auf das Rückenpolster der Couch und starrte an die Decke. Nicht, dass er dort die Geduld zu finden glaubte, um die er augenblicklich rang. Aber es war immer noch besser, als mit der Stirn auf den Couchtisch zu schlagen. „Ich habe auch einen Betrieb, um den ich mich kümmern müsste, Ryan, aber ich bin trotzdem hier. Es handelt sich nämlich nicht bloß um ein paar lose Treppenstufen. Die ganze Lodge geht langsam den Bach runter.“
„Dann holt euch einen Handwerker. Einen, der nicht so viel verlangt, wie ich normalerweise bekomme.“
„So liquide ist die Lodge nicht mehr. Und selbst wenn wir beide die Arbeiten bezahlen würden, würde das die Probleme hier auf längere Sicht
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