Manche moegen's Kowalski
Barkeepers schlüpfen. Nicht, dass sie Cocktails mixte – eine Schanklizenz hatte sie ohnehin nicht. Es ging darum, hinter der Theke zu stehen und ein offenes Ohr für die Nöte eines Gastes zu haben. In diesem Fall war es Mallory Miller, die sich bei ihr ausweinte.
Die Frau des Polizeichefs arbeitete in einer Anwaltskanzlei in der Großstadt. Der lange Arbeitsweg brachte es mit sich, dass Paige sie unter der Woche kaum zu Gesicht bekam. Mallory hatte erklärt, dass sie sich krankgemeldet hatte. Was sie krank machte, hatte sie ihrem Arbeitgeber natürlich nicht offenbart. Dafür schüttete sie jetzt Paige ihr Herz aus, nachdem die ihnen beiden einen Kaffee hingestellt hatte. Vorher hatte sie noch abgewartet, bis Carl aus der Küche verkündete, dass er jetzt in die Pause gehe.
Das meiste, was Mallory ihr anvertraute, wusste Paige schon. Drew wünschte sich Kinder, aber sie wollte keine, und nun sprachen sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr miteinander.
„Drew hat doch mich. Ich verstehe nicht, warum ihm das nicht genügt“, klagte Mallory. „Es kann doch nicht sein, dass zehn Jahre des Zusammenlebens null und nichtig geworden sind und weggeworfen werden, nur weil keine Kinder da sind.“
Paige schenkte Kaffee nach und ging die paar Schritte nach hinten, um die Kanne wieder auf die Wärmeplatte zu stellen. Vor allem aber, um Zeit zu gewinnen. Sie musste überlegen. Sie war dazu da, zuzuhören, und fühlte sich nicht berufen, Ratschläge zu geben, denn was wusste sie schon vom Eheleben? Weiß Gott nicht viel.
„Hast du ihm diese Fragen gestellt?“, wagte sich Paige behutsam vor.
„Ich frage ihn überhaupt nichts mehr.“
„Aber ihr wisst schon, dass ihr nichts klären könnt, wenn ihr nicht miteinander redet?“
Mallory zuckte die Achseln. „Was es in dieser Sache zu sagen gibt, habe ich schon alles gesagt. Ich will nicht Mutter werden.“
Paige kam hier nicht mehr mit. Zu einer solchen Entscheidung konnte Mallory nicht aus heiterem Himmel gekommen sein, um Drew damit nach zehn Jahren zu konfrontieren. Sie musste es die ganze Zeit schon gewusst haben, hatte ihn aber in dem Glauben gelassen, dass es eines Tages so weit sein könnte, an Kinder zu denken, vermutlich nur um ihn nicht zu verlieren. Und Drew hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. Andererseits war Mallorys Argument auch nicht von der Hand zu weisen. Die beiden hatten zehn glückliche Ehejahre hinter sich. Die ließen sich nicht so mir nichts, dir nichts auslöschen.
„Ich hatte gedacht, ich könnte da mit der Zeit hineinwachsen“, erklärte Mallory, „mich an den Gedanken an Kinder gewöhnen. Ich dachte, wenn ich erst mal verheiratet wäre, würde sich der Wunsch nach einem Kind vielleicht von selbst einstellen, und Drew würde niemals erfahren, wie sehr sich vorher alles in mir dagegen gesträubt hat. Aber der Wunsch hat sich nicht eingestellt.“
„Aber dass Drew dann enttäuscht und sauer ist, kann man doch verstehen, oder?“
Mallory presste die Lippen aufeinander. „Sauer – ja. Aber unsere ganze Ehe wegzuwerfen? Sind Kinder, zumal solche, die noch gar nicht existieren, wichtiger, als ich es für ihn bin? Das ist das, was mich sauer macht.“
„Ja, kann ich mir vorstellen“, antwortete Paige ehrlich, aber ohne eindeutig Stellung zu beziehen. Das wollte sie sich nicht anmaßen. Dazu kam eine ganz nüchterne Überlegung. In einer kleinen Stadt wie Whitford Partei zu ergreifen, konnte sich niemand leisten, der dort ein Geschäft führte und auf die Leute von Whitford als Kunden angewiesen war.
Als gleich darauf die Glocke über der Tür ertönte, atmete Paige insgeheim erleichtert auf. Mallory würde sich über ihre Eheprobleme ganz sicher nicht vor anderen Gästen im Diner auslassen. Aber Paige hatte sich zu früh gefreut, denn herein kam Katie Davis, was bedeutete, dass das Gespräch ungebremst fortgesetzt werden würde. Immerhin konnte sie sich, wenn sie jetzt ein bisschen geschäftig tat, ein wenig daraus zurückziehen.
Sie mochte Mallory Miller. In den zwei Jahren, die sie jetzt in Whitford lebte, waren sie sich nähergekommen und mehr geworden als bloß flüchtige Bekannte, auch wenn sie sich kaum woanders als im Diner oder gemeinsam mit anderen Frauen trafen, die regelmäßig DVD-Abende veranstalteten. Wenn man sie gefragt hätte, hätte Paige Mallory ohne Zögern als ihre Freundin bezeichnet.
Andererseits konnte sie auch Drew gut leiden. Die Konflikte des Paares waren nicht so einfach zu lösen.
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