Manche moegen's reicher
senkt verschwörerisch die Stimme. »… wobei es mir lieber wäre, wenn wir das H- Wort nicht am Telefon verwenden würden, der Feind hört mit, vergessen Sie das nie.«
»Welcher Feind?«, fauche ich. »Und jetzt raus damit, Joe: Was hat Bronson herausgefunden?«
»Also, er hat Folgendes getan: Er hat sich Philips Kreditkarten vorgenommen, und dabei hat er eine ziemlich interessante Entdeckung gemacht. Eine von Philips Kreditkarten wurde gestern Abend dazu benutzt, um Flugtickets zu kaufen …«
»Flugtickets? Wohin denn?«
Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass Lissy inzwischen bezahlt hat und dass sie und Emma nur darauf warten, dass wir endlich aufbrechen können. Ich deute ihnen, noch ein wenig Geduld zu haben, woraufhin Emma auf ihre Armbanduhr zeigt, um mir zu bedeuten, dass wir es eilig haben.
»Nach Deutschland«, antwortet Joe.
»Wie bitte, nach Deutschland?«, echoe ich ungläubig.
»Dann wussten Sie es also nicht«, stellt Joe fest.
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Bei unserem letzten Telefonat meinte Philip, er werde noch mindestens eine Woche lang in Paraguay festhängen.«
In meinem Gehirn wirbeln die Gedanken durcheinander. Wieso zum Teufel reist Philip zurück nach Deutschland, ohne mir ein Wort davon zu sagen? Was soll diese Geheimniskrämerei?
Ah, ich hab’s. Er will mich überraschen. Genau, so muss es sein. Auf einmal wird mir ganz warm ums Herz. Das Telefonat fällt mir wieder ein, und sein merkwürdiger Tonfall, diese völlig unangemessene Distanziertheit. Auf einmal ergibt das alles einen Sinn. Er hat sich absichtlich bedeckt gehalten, damit ich ihm nicht auf die Schliche komme, ist doch klar.
Ich stoße einen erleichterten Seufzer aus. Dann ist ja alles in bester Ordnung. Gott sei Dank. Und ich hatte schon die allerschlimmsten Befürchtungen.
Ich paranoide Gans.
Bleibt nur ein winziges Problem, das meine Freude ein wenig trübt. Philip ist nach Hause geflogen, um mich wiederzusehen, und ich bin hier in Amerika …
Was er jedoch wusste!
»Sagen Sie, Joe, wann ist Philip denn in Deutschland angekommen?«, frage ich.
»Noch gar nicht«, antwortet er. »Sein Flug kommt erst in zwei Stunden an.«
In zwei Stunden? Das ist merkwürdig. Philip wusste doch, dass ich heute Morgen nach Los Angeles abfliege, er hat mich noch extra danach gefragt. Wie will er mich also überraschen, wenn er seinen Flug so wählt, dass ich bei seiner Ankunft bereits weg bin?
Plötzlich ist da wieder dieses unangenehme Gefühl in meiner Bauchgegend. Er kann also nicht die Absicht gehabt haben, mich zu überraschen, es sei denn …
Er hat sich mit dem Datum vertan. Aber natürlich. Philip ist zwar superintelligent, aber er hat so viel um die Ohren, da kann es schon mal vorkommen, dass er sich um einen Tag …
»Molly, da ist noch etwas«, schiebt sich Joes Stimme plötzlich wieder in mein Bewusstsein.
»Noch etwas?«, frage ich. »Was denn?«
»Philip hat nicht nur ein Ticket gekauft«, sagt Joe, »sondern zwei.«
»Wie bitte?« Ich brauche ein paar Sekunden, um diese Information zu verdauen, und beginne sofort Überlegungen anzustellen. »Dann gehe ich davon aus, dass ihn jemand aus seiner Firma begleitet«, mutmaße ich.
»Nein, Molly, ich fürchte, so ist es nicht«, sagt Joe, und die Worte kommen ihm hörbar schwer über die Lippen. »Das war auch mein erster Gedanke, aber ich habe das sicherheitshalber von Bronson checken lassen.«
»Und mit welchem Ergebnis?« Es gelingt mir kaum, die Frage auszusprechen.
»Die Person, mit der er reist, ist weder in seinem Unternehmen beschäftigt, noch hatte sie bisher irgendetwas damit zu tun.«
»Okay …« Meine grauen Zellen rotieren. »… dann ist es wahrscheinlich ein Geschäftspartner, den Philip auf den Flug eingeladen hat. So abwegig ist das nicht, Joe, schon gar nicht in großen Unternehmen.«
»Nein, Molly …« Joe atmet tief durch, als müsste er sich für die folgenden Worte selber Mut machen. »Soviel wir in der Eile ermitteln konnten, handelt es sich um keinen Geschäftspartner, und es ist auch kein Mann. Die Person, von der ich spreche, ist eine Frau namens Lima Monteiro, und sie ist zweiunddreißig Jahre alt.«
Heinrich VIII
Schön. Dann ist Philip eben zusammen mit dieser Frau nach Deutschland geflogen.
Das muss noch überhaupt nichts bedeuten.
Höchstwahrscheinlich gibt es dafür sogar eine völlig harmlose Erklärung. Sie könnte zum Beispiel eine neue Geschäftspartnerin sein, die in Zusammenhang mit Philips Firmen noch
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