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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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ähnlicher Geschichte, mit seelischen Nöten und Verletzungen, die irgendwann einfach zu viel geworden sind. Ich war eben ein Kontrollfreak, das war meine Art, mit den Unwägbarkeiten und dem Chaos des Lebens klarzukommen. Deshalb kam für mich damals nur Magersucht in Frage. Genauso hätte ich weiter zur Flasche greifen können oder Drogen nehmen können, aber das wäre für mich eben nicht in Frage gekommen, da man im Rausch eben null Kontrolle hat.
    Was ich damit aber sagen will ist, dass wir alle dort ein und dieselbe Hilfe benötigten und daher funktionierte das Konzept der Klinik auch für uns alle. Jeder konnte vom anderen lernen und wenn mich die Essies am Tisch genervt haben, bin ich eben zu den Alkis oder den Medis, die haben normal gegessen, dann war`s einfacher. Damals war die Idee der Therapie folgende: Nehmt den Patienten ihr Suchtmittel weg, dann kommt alles hoch, weswegen sie es brauchen oder früher genommen haben. Kein Alkohol, keine Tabletten, kein Überessen oder Hungern... und mit den Emotionen, die dann da sind, haben wir gearbeitet. Ziemlich hart, aber effektiv, daher knallte es wohl auch so häufig. Mindestens einmal in der Woche wurde jemand wegen Selbstmordgefahr in die Psychiatrie gebracht. Auch sonst wurden Dinge besprochen, von denen ich bisher nur mal so gehört hatte. Bei meinem zweiten Aufenthalt sollte das Konzept dann ein anderes sein.
    So bin ich dann also in der Gemeinschaft super herzlich aufgenommen worden, und trotz all der Probleme und Sorgen und Ängste, die hier jeder mit sich rumgetragen hat, geht es mir bis heute noch so, dass diese Gemeinschaft die Beste war, die ich je erleben durfte. Klar gab`s Streit, Enttäuschungen, Konkurrenzverhalten ohne Ende - aber es wurde besprochen, mit diesen Empfindungen wurde gearbeitet in den jeweiligen Gruppen. Was aber das Wundervolle daran war, ich habe mich noch nie so verstanden, so wahrgenommen gefühlt wie dort. Egal wann, es war immer jemand zum Reden da, nicht nur oberflächliches Bla-Bla wie draußen, sondern wirkliche Gespräche, mit Interesse am Anderen. Jeder hat sich auf seine Art geöffnet und gegeben. Wir „Kranken“ haben uns gegenseitig mehr geholfen, als es der beste Therapeut hätte tun können. Wir waren ja auch tagein tagaus zusammen. Jede Woche gingen ein paar Patienten, dafür kamen auch wieder neue, im Schnitt waren es so 30 bis 40 Patienten.
     
    Montag, Mittwoch und Freitag waren vormittags die Kerngruppen, das heißt Gruppensitzungen mit der jeweiligen Therapeutin, da saß man dann immer mit denselben Leuten (außer halt Neuzugängen) zwei Stunden in seinem Gruppenraum. Entweder hat die Therapeutin Themen vorgeschlagen, meisten aber war genug passiert, dass wir einfach über das gesprochen haben, was grade los war. Über Abschied, Konkurrenz, Ärger und Streit mit Mitpatienten oder eben konkrete Themen von Patienten, die gerade auf ein Problem in ihrer Vergangenheit gestoßen waren. Über Probleme mit den Eltern, wie man sich abgrenzt, usw.
    Dienstags war Musiktherapie, wo wir alle zusammen dann meistens eine Traumreise gemacht haben, um runterzukommen. Ich bin dabei fast immer eingeschlafen.
    Donnerstagvormittag war die Vollversammlung und am Nachmittag war Körpertherapie, wo wir die unterschiedlichsten Übungen gemacht haben. Einmal sind wir sogar in den Wald und haben Bäume umarmt! Klingt doof, war aber gigantisch! Kleiner schwacher Mensch umarmt riesigen, starken Baum. Ich hab das so genossen, diese Stärke, Standhaftigkeit zu spüren, die Idee, dass der nicht vor mit abhaut... da kamen viele Emotionen hoch, das war echt klasse.
    Dienstag und Freitag war Komitee, eine allein von den Patienten geleitete Veranstaltung, die Pflicht war für jeden (man wurde auch aufgeschrieben, wenn man unentschuldigt fehlte und gemeldet).
    Da ging es dann um die Gruppe, um die Gemeinschaft, wie alles grad so lief, mit „Ich spreche an“ und „Von mir zu euch“, da ging es teilweise echt heftig zu! Nur die diensthabende Schwester war anwesend, damit wir wenigstens halbwegs den Rahmen einhielten. Den Vorstand mussten wir wählen, jeder kam mal dran. Die beiden, die den Vorsitz hatten, jeweils für die eine Woche, mussten danach den Therapeuten berichten, wie es so steht mit der Gemeinschaft, was so für Probleme da waren usw. Ich glaube die Schwestern haben danach auch Bericht geschrieben, denn das Therapeutenteam hat irgendwie immer alles über uns gewusst.
    Big Brother is watching you! Aber ehrlich gesagt empfand ich

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