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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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einfach mal „nein, ich will das jetzt nicht“ sage oder auch zuhause mal gegen Mama meine Meinung sage und mich behaupte oder auch in der Schule nicht immer nur angepasst bin, vielleicht ist dann auch wieder Platz zum Essen in meinem Bauch!!!???
    Ich hab dann kurz bevor wir fertig waren gemeint, dass ich das alles so satt habe. Als Hausaufgabe bis zur nächsten Sitzung, soll ich 10 Sachen aufschreiben, die ich satt habe!
    Sie meinte dann noch, viel Spaß damit! Mmm, was meinte sie damit?
     
     
    14.03.1997
     
    Was ich satt habe:
     
    Dass ich diese blöden Zwischenmahlzeiten essen muss
    Die Butter
    Hier in diesem Zimmer zu sitzen
    Dass ich ständig kontrolliert werde, ob ich esse oder nicht
    Dass mir jeder sagen will, was gut für mich ist
    Das mich jeder verarscht (Jungs)
    Das ich nicht so sein darf, wie ich bin
    Immer die gute Brave und Liebe zu sein
    Mich ständig schuldig zu fühlen
    Angst zu haben, verlassen zu werden
     
    Wow, was kam denn da alles hoch? Ich dachte eigentlich, es ging nur ums Essen... aber zusammen mit dem Gespräch mit Gabriele und der Erkenntnis, dass ich mir selber echt nichts mehr Wert bin, ist das echt der Hammer! Seitdem hält mein Hirn nicht mehr still, es ist als hätte ich eine Tür geöffnet, hinter der alles vollgestopft ist und jetzt drängt alles raus.
    Ich kann gar nicht so schnell schreiben, wie mir Gedanken durch den Kopf gehen. Geschichten, die ich längst vergessen hatte, aber auch Wut auf all die Situationen, die mir wehgetan haben, die ich einfach in mich rein gefressen habe.... da ist so viel Wut, Enttäuschung, Ärger, Frust, dass es kein Wunder ist, dass ich nichts mehr essen kann....
     
    Später:
     
    Ich war mal eben vorne bei der Schwester, zum ersten Mal hab ich mich das getraut. Ich hab mit ihr über all das geredet, was da grad so hochgekommen ist. Hey, ich hab mal was für mich getan!!! Sie war total lieb, wir haben lang geredet und sie meinte, dass das gut ist, wenn sich da bei mir was tut, das wäre Teil der Therapie. Ich solle das am besten aufschreiben und dann mit in die Einzeltherapie bringen.
    Irgendwie konnte ich heute tatsächlich essen, hab fast alles geschafft... so langsam verstehe ich, dass das Hungern oder die Essensverweigerung, nur ein Symptom ist, wie das Niesen, wenn man Schnupfen hat. Das ist halt das Oberflächliche, was sichtbar ist, aber so wie für den Schnupfen irgendwelche Bazillen verantwortlich sind, ist es bei mir eben das Emotionale, die Gedanken und Empfindungen und noch so einiges mehr, was dann letztendlich zur Nahrungsverweigerung führt. Und heute, wo ich da soviel Platz geschaffen habe, bin ich zum ersten Mal seit langem wieder stolz auf mich, weil ich etwas richtig gemacht habe (und nicht, weil ich gehungert habe).
    Ich werd jetzt noch ein bisschen schreiben und kann dann, glaub ich, gut schlafen!
    Gute Nacht.
     
     
    15.03.1997
     
    Ich hab gut geschlafen, war spazieren, aber schon bei der Zwischenmahlzeit (Vanillepudding wieder einmal) ging`s wieder nicht! Naja, wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn jetzt gleich alles geklappt hätte.
    Aber ich hab das dann Gabriele erzählt, hab ihr meine Liste mitgebracht, erzählt was gestern los war (obwohl die Schwester ja eh unser Gespräch beim Morgenbericht wiedergegeben hat; in der Klinik passiert nichts, ohne dass die Therapeuten es erfahren. Ich glaube, dass da früh immer so ein Übergabe-Gespräch geführt wird) und sie war auch stolz auf mich! Und als Belohnung meinte sie, wir würden jetzt nochmal über den Vertrag sprechen und ich dürfte jetzt bei drei Dingen nein sagen!
    Jetzt darf ich eine Zwischenmahlzeit weglassen, weil ich das einfach nicht schaffe, die Butter bleibt weg, Butter ist für mich so eklig, der Inbegriff von Fett und beim Abendessen darf ich, je nachdem, einen Rohkostsalat stehen lassen!
    Sie hat gemeint, ich soll das bitte ganz öffentlich tun, nichts wegschütten, sondern eben dazu stehen, auch wenn die Schwestern dann vielleicht nicht mehr so glücklich grinsen, weil mein Teller bis jetzt immer so brav leer war!
    Die Butter bleibt von vornherein weg, aber den Salat am Abend, da solle ich jetzt mal üben, wie das ist, nein zu sagen und die Unzufriedenheit dann aushalten. Dann hätten wir für`s nächste Mal gleich was zu besprechen!
    Ich sag ja, sie ist genial, sie weiß genau, was in mir vorgeht und piekst mich immer im richtigen Moment oder fängt mich auf, wenn`s sein muss. Aber das wichtigste, sie lässt sich nicht verarschen!
    Wahnsinn, wie man

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