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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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müsse noch zwei Stunden arbeiten, ich solle doch um fünf Uhr zu ihm kommen. Dann hat er mir erklärt, wo er wohnt.
    Zu dem Zeitpunkt war das immer noch ein lustiges Spiel für mich, einfach ungezwungen und ohne komische Gefühle. Ich war neugierig, aber da ich immer noch nichts von ihm wollte, hab ich ziemlich amüsiert einfach alles mal mitgemacht und war wohl auch recht begehrenswert für ihn.
    Ich bin dann also um fünf zu der Adresse gekommen - nicht schlecht, die Hütte! Als er dann mit seinem schwarzen SLK aus der Garage gefahren kam, tja, ich glaube das war der Moment, wo ich dann doch zugebissen hab! So ein Haus, so ein Auto, und er war hinter mir her!!!
    Wie geil!!! Ja, so oberflächlich bin ich und ich hab auch keine Hemmungen, mir das, was da kommen wird, einfach zu nehmen.
    Er hat mich rumgefahren, irgendwohin aufs Land, zu seinem Kumpel Peter, der da eine Wirtschaft hat. Wir sind ein bisschen spazieren gegangen, haben uns etwas unterhalten, dann am Abend sind wir zu einem Amerikaner Burger essen gegangen. Und da hat er dann endgültig sein volles Programm durchgezogen: Er war Fechter, hat bei den olympischen Spielen Gold geholt... und hat mir gleich seine Autogrammkarte vor die Nase gehalten!! Oh Mann, wie platt! Ich hab`s ihm auch voll ins Gesicht gesagt, wie dürftig seine Tour ist, mich rumzukriegen. Schönes Auto, Rundfahrt, ein Essen und dann noch flotte Geschichten über sich, was für ein toller Hecht er ist. Ob ihm das nicht peinlich sei!
    Da hat er gelacht und gemeint, so funktioniere das aber bestens!!!
    Und er hatte recht, weil ich trotzdem mit zu ihm in die Wohnung bin, wo er mir dann auch seine Goldmedaille gezeigt hat und aus einem Videoabend dann auch mehr wurde. So bin ich, ich weiß genau was gespielt wird, wehr mich aber trotzdem nicht oder bin mir nicht zu schade!
    Aber ich wollte ihn ja eh nur als Lückenbüßer für Oli und soweit wollte ich es ja eigentlich gar nicht kommen lassen! Also bin ich danach einfach aufgestanden, hab mich angezogen und bin gegangen.Toll wr es nicht, ich hab mich ziemlich mies gefühlt. Warum passiert mir immer so ein Mist???
     
     
    In dieser Zeit klappte es mit dem Essen mal wieder fast gar nicht! Allerdings stand jetzt nicht mehr das Kotzen im Vordergrund, wenn ich verknallt war, hungerte ich. Nachdem ich mit meinen 44 Kilo aber so viel positive Aufmerksamkeit bekam, gab es für mich keinen Grund zuzunehmen. Dieses ganze Hin und Her der Gefühle lenkte mich gut von meinen ständigen Gedanken ans Essen und an meine Krankheit ab. Ich fühlte mich am Leben, die Aufregung vor einem Date und die Zeit danach, beim Warten auf den Rückruf oder die Spannung vor einer Einladung, all das kribbelte im Bauch, hielt mich auf 180, wie man so schön sagt.
    Als uns dann mein Bruder eröffnete, er wolle zu seiner Liebe nach Amerika auswandern, war für mich klar, dass auch ich mir eine neue Wohnung, diesmal allein, suchen würde. Mit ihm verlor ich auch noch den letzten Halt, den letzten Verbündeten. Und so nahm das Elend seinen Lauf.
     
    In einer WG war das mit den Fress/Kotzanfällen ziemlich schwierig und umständlich gewesen. Ständig den Wasserhahn laufen zu lassen und so leise zu kotzen, damit niemand mich hören würde, das war anstrengend und nervig!
    Ich hatte ohnehin so sehr das Gefühl, beobachtet und überwacht zu werden, fühlte mich so bewertet und schuldig. Eine eigene Wohnung ganz für mich allein, wo ich tun und lassen könnte, was ich wollte, heimkommen könnte, wann ich wollte und mitnehmen könnte, wen ich wollte, fressen und kotzen könnte, wie ich wollte... ja, das hörte sich gut an! Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon alles vergessen und verdrängt, was ich in der Klinik gelernt hatte und selbst wenn ab und zu mal so ein Gedanke daran hochkam, schob ich ihn beiseite.
    Die Sucht hatte mich mal wieder komplett im Griff, ich belog alle und vor allem mich selber.
    Nur, dass ich diesmal diese Stimmungsschwankungen viel deutlicher spürte, mich viel mehr austobte, auf der einen Seite mein Leben in vollen Zügen genoss, weil ich nach der langen „magersüchtigen Zeit“ einfach jetzt auch mal was „haben“ wollte... nur, dass dieser Glückszustand oder dieses Hochgefühl nicht lange anhielt und ich mich dann in mein Zimmer verkroch und meine Wunden leckte.
    Die Geschichte mit Thomas fing an ernst zu werden und obwohl ich am Anfang ja so sicher war, alles im Griff zu haben, dauerte es nicht lang und ich war ihm hoffnungslos verfallen. Vielleicht weil

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