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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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hilft mir nicht weiter, wenn mein Therapeut sich von mir auf der Nase herumtanzen lässt.
    Aber gut getan hat es trotzdem, mal wieder eine Wirkung bei eine Mann zu erzeugen. Am Ende therapier ich ihn...
     
     
    25.05.2000
     
    Es geht mir immer beschissener und Herr Ludwig kommt natürlich nicht mit. Es nervt total, wenn man seinem eigenen Therapeut erst mal seine Arbeit erklären muss. Zum Beispiel, dass wir Süchtigen eben Grenzen brauchen wie kleine Kinder und dass es nicht gut ist, wenn man uns aus Mitleid alles machen lässt. Und es ist kacke, wenn er erst mal allgemein darüber aufgeklärt werden muss, warum ich mich schneide, warum überhaupt sich jemand ritzt, anstatt einfach gleich aufgefangen zu werden. Ich hab mir vor ein paar Tagen das Gesicht zerschnitten, weil ich an Thomas und an alle anderen Männer denken musste, die mich nur wollten, weil ich nett ausschaue. Und dass sich keiner je die Mühe gemacht hat, mich kennenzulernen. Da kam mir die Idee, wenn ich hässlich wäre, würde das nicht passieren, und wenn ich zum Beispiel lange Narben im Gesicht hätte, dann würden alle gleich sehen, dass ich Probleme hätte, und nur Männer, die mich auch wirklich mögen wegen mir und nicht wegen meines Körpers, würden dann mit mir ausgehen wollen. Ja, scheiß Idee, aber so hab ich halt gedacht, nachts um vier in meinem Zimmer. Dann bin ich ins Bad und hab angefangen, mir im Gesicht rumzuschneiden. Zum Glück bin ich irgendwann rechtzeitig wieder in die Realität zurückgekehrt und bin zur Schwester gegangen. Jetzt habe ich vier Schnitte auf der Backe, aber das wird wieder weggehen. Dann kommt der Ludwig und fragt mich, was ich da hätte, warum ich das mache und versteht es einfach nicht.
    Das kotzt mich an, wenn er keine Ahnung hat, warum darf er dann hier arbeiten? Er tut mir ja auch leid, aber mir geht’s immer schlechter. Ich kann jetzt nicht auch noch auf ihn Rücksicht nehmen.
    Gestern hatte ich dann auf meinen persönlichen Antrag hin ein Gespräch mit dem Cheftherapeuten. Der meinte, es wäre ihm auch schon aufgefallen, dass es mir nicht gut geht. Dann hab ich ihm gesagt, dass ich mit Herrn Ludwig nicht klar komme, dass er mich nicht auffangen kann und er hat es verstanden. Dann meinte er, er könne da aber nichts machen, Herr Ludwig wäre jetzt nun mal da und ich solle mich damit eben arrangieren!! Wow, bis jetzt dachte ich immer, hier geht es um uns Patienten und darum, dass wir gut behandelt werden. Aber wenn es firmentechnisch oder finanziell nicht geht, dann lässt man uns über die Klinge springen!!! Klasse! Ich weiß nicht, was ich machen soll.
     
     
    27,05,2000
     
    Heute war Vollversammlung und ich habe ein „Von mir zu Euch“ gehalten. An die gesamte Therapeuten-Mannschaft. Puh, das war heftig, aber ich habe vor allen gesagt, was mich stört, dass ich echt sauer bin, wie das hier läuft und dass ich mit meinem Therapeuten nicht klar komme, weil er einfach noch keine Erfahrung hat und mir es immer schlechter geht. Manche fanden es mutig, andere haben gar nichts gesagt, aber ich muss sagen, Herr Ludwig hat klasse reagiert. Er meinte, dass ich Recht habe, dass er wirklich noch wenig Erfahrung hat und dass er aber trotzdem gerne weiter mit mir arbeiten möchte und mich bittet, ihm eine Chance zu geben! WOW, das fand ich gut!
    Vielleicht hat es ja doch was geholfen. Auf jeden Fall geht es mir deutlich besser, weil ich alles ausgesprochen habe. Vor allem bin ich seit langem mal wieder stolz auf mich, weil ich meine Wut ausgesprochen habe und weil ich für mich eingestanden bin!!! Premiere!!!
     
     
    Trotzdem war das ganze mit Herrn Ludwig nicht gerade sehr gut für mich damals. Er hatte einfach keine Ahnung, wann er weich und verständnisvoll sein musste, wann Strenge und Grenzen gefragt waren und so rutschte ich eigentlich immer weiter ab und probierte aus, wie weit ich noch gehen konnte, so nach dem Motto, jetzt bin ich schon verrückt, jetzt verhalt ich mich auch so.
    Ich schnitt mich immer öfter oder schlug mir die Hand blau, dann kamen die Albträume und damit der bewusste Schlafentzug. Einmal habe ich zwei Nächte nicht geschlafen, nur um zu spüren wie das ist, wenn man sich selber den Schlaf entzieht. Die Albträume waren schrecklich und haben mich auch noch lange nach der Klinik begleitet.

Albtraum:
     
    Ich schlafe tief, da weckt mich das Gefühl von Bedrohung und Gefahr, ich mache die Augen auf, liege in meinem Bett, ganz still und steif, traue mich nicht mich zu bewegen... es

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