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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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solle doch mit Neugier an die Sache herangehen, nicht mit Angst. Schließlich wollte ich doch wissen, wer da ständig in mein Zimmer kommt. Und das hat geholfen. Irgendwann war ich so neugierig, dass ich unbedingt träumen wollte, um endlich dieses Rätsel zu lösen. Da hörten die Träume auf. Ich habe also leider bis jetzt noch keine Antwort und die Träume sind so selten geworden, dass ich sie schon fast vergessen habe.
    Damals in der Klinik hat mich das völlig fertig gemacht. Mir ging es ja eh schon nicht gut, jetzt kamen diese Träume dazu und der Schlafentzug. Ich lief nur noch wie eine Marionette in der Klinik rum und spürte, dass mir keiner helfen kann, außer ich mir selber, aber wie? Irgendwie lief alles auf den unvermeidlichen Tiefpunkt in meinem Leben zu und ich konnte es nicht stoppen...
     
     
    05.06.2000
     
    Ich war gerade im Schwesternzimmer, weil ich ziemlich fertig bin, da hat Paul mir gesagt, dass Anke an ihrer Magersucht gestorben ist. Anke war die liebe Frau mit ihren drei Kindern, die ich hier bei meinem ersten Klinikaufenthalt kennengelernt hatte. Die so dünn gewesen war, dass sie künstlich ernährt werden musste. Aber sie hatte sich in den Monaten hier stabilisiert und ich, eigentlich wir alle, hatten ein gutes Gefühl bei ihr, als sie sich damals verabschiedet hatte. Jetzt ist sie tot, zu Tode gehungert, lässt drei Kinder und ihren Mann zurück und das alles nur wegen dieser scheiß Sucht! Ich habe Angst! Das ist kein Spiel mehr, es ist bitterer Ernst, mir ist die Lust auf einen Fressanfall gänzlich vergangen. Heute hab ich mein Mittagessen ganz gegessen und drin gelassen!
    Da mein Gewicht seit einer Woche gleich bleibt, bei 46 Kilo, kann ich das ganz gut ertragen. Alles was unter 50 kg ist geht ok, ich hatte vor der Klinik in meiner Nutella Zeit teilweise 52 Kilo, daher ist 46 Kilo prima für mich. Wenn ich dran denk, dass ich wegen der Albträume und so, die letzte Zeit eigentlich fast gar keinen Fressanfall hatte, freut mich das noch mehr, dass mein Körper nicht sofort unendlich zunimmt, nur weil ich mal Essen drin lasse. (Ok, ich hab auch nicht besonders viel gegessen und war nächtelang auf... egal)
    Aber der Grund, warum ich eigentlich zum Pfleger Paul gegangen bin war, dass sie jetzt bei mir eine bipolare Persönlichkeitsstörung namens Borderline diagnostiziert haben und Herr Ludwig mir ein paar Bücher gegeben hat, damit ich mir anschauen kann, was das heißt. Hab ich gemacht und jippiieehh, das klingt voll nach mir! Was kommt eigentlich noch? Magersucht, Bulimie, Depression, Borderline... weist mich doch gleich ein. Borderline hat viel mit meinen Stimmungsschwankungen zu tun, gerade diese Euphorie und danach sofort abrutschen in totale Trauer, manisch depressiv.
    Und die Selbstverletzungen, das Schneiden, das Schlagen und dieser Drang, mich selber fertig zu machen, wie mit dem Schlafentzug, nur um mich für meine Andersartigkeit selber zu bestrafen. Der Selbsthass, der mich immer wieder überkommt und die völlig falsche Wahrnehmung, die Idee, alle würden mich hassen oder alle müssten mich lieben, die Unsicherheit im Leben und die Art, wie ich bisher Männerbeziehungen geführt habe. Nicht erfüllend sondern zerstörend. Ich zerstör mich nicht nur körperlich (hungern, verletzen) sondern auch seelisch und lasse auch zu, dass andere das mit mir machen. Beziehungsunfähig nennt man das. Und dann das, grob gesagt, ständige Einteilen aller Gefühle und Situationen in schwarz oder weiß! Gut oder schlecht. Für mich gibt es kein Dazwischen, kein Grau. Der Tag ist gut oder schei..., die Menschen haben mich lieb oder hassen mich, ich bin total gut drauf oder am Boden zerstört, es klappt alles oder gar nichts, fressen oder kotzen. Und das nennt sich Borderline... na prima!
    Ich komm damit grad nicht klar. Das mit Anke hat mich schon runtergezogen und jetzt hab ich Kopfkino! Irgendwie ist alles, was ich tue oder denke oder sage von den Krankheiten bestimmt. Bin ich ruhig und zurückgezogen, verhalte ich mich Magersüchtig, bin ich gut drauf und voller Energie erlebe ich eine manische Phase. Bin ich traurig und melancholisch, dann hat mich die Depression im Griff. Mache ich viel, überfordere ich mich und mach ich nichts, bin ich auf dem Weg zur Depression.
    Wenn jetzt Einer kommen würde und mir mit einem Schlag alles Kranke aus meinem Kopf wegnehmen könnte, was bliebe denn übrig? Nichts! Absolut nichts! Und das macht mir angst. Ich kenne mich nur so wie ich bin, ich fühle

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