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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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reinsetzten, das ist genauso gut wie Nutella, einfach am besten wenn man`s pur futtert. Nur, dass Nutella eben nicht rausgeht und Plätzchenteig flutscht einfach genial.
    So, was noch? Ach ja, Fischstäbchen, 15 Stück, dann noch 5er Pack Kartoffeltaschen mit Käse, genial die Dinger, dann 4 Tafeln Schokolade, Milka Joghurt ist unschlagbar!
    Ab zur Kasse, ich kann bald nicht mehr. Das Einkaufen zieht sich immer so, ich würde die Leute vor mir am liebsten zur Seite schieben. Zum Glück ist das ein großer Laden, da sind viele Kassen auf und ich geh heute zu der ganz außen, die Verkäuferin kennt mich nicht. Damit es nicht auffällt, dass ich schon wieder so komisches Zeug und vor allem das Gleiche wie gestern einkaufe.
    Endlich, geschafft! Jetzt gönn ich mir beim Bäcker drei Laugenstangen, die reichen bis zu Hause und bis ich meine Sachen zubereitete habe. Während der Fahrt beiß ich endlich in die Stange und der Stress fällt von mir ab! Puh, endlich essen! Ungestört! Hoffentlich hab ich bei sowas nie einen Unfall oder steh im Stau, ich würd echt durchdrehen! Die zweite Laugenstange für den Weg in die Wohnung, die Dritte werd ich nicht brauchen, war heute echt schnell zu Hause.
    Die Fischstäbchen sind im Ofen, die Kartoffeltaschen auch, der Teig vorbereitet, mit den Brötchen fang ich an. Das Timing ist super, wenn ich mit den Brötchen fertig bin, sind die Fischstäbchen auch durch und es geht nahtlos über. Heute hab ich auch schön Zeit, nur montags mit der Kinosendung wird’s stressig, aber heut nicht. Da ich jetzt auch nur 7 Brötchen esse, hab ich noch was für eine zweite Runde.
    Fischstäbchen sind auch verputzt, die Kartoffeltaschen heb ich auf, beim Teig bin ich schon nach dreiviertel fast am Platzen. Also bleibt da auch was übrig, jetzt wenigstens noch zwei Tafeln Schokolade. Das ist immer so schade, Schoki ist doch so lecker, aber ich erlaub sie mir immer nur zum Ende, damit die auch auf jeden Fall rausgeht. Aber da bin ich meistens schon so voll, dass ich sie gar nicht mehr genießen kann.
    Puh, ich platz gleich! Aber ich schaff es irgendwie aufs Klo, Brille hochklappen und los geht’s. Am Anfang brauch ich keinen Finger, ich bin so voll und gut trainiert, dass die ersten drei Runden auch so rausgehen. Danach wird’s schon schwieriger, das sind die Brötchen, die sind etwas zäher. Aber vier- fünfmal gekotzt und das ist auch raus.
    Mein Hals brennt schon langsam, weil ich nicht gerade zimperlich mit dem Finger rumfuhrwerke. Aber mein Hals ist mir gerade egal, das Zeug muss raus, so schnell wie möglich. Jede Minute ist eine Minute länger, in der mein Körper schon das Verdauen anfängt, also je schneller ich das rauskriege umso besser. Der Knöchel an meinem Zeigefinger ist schon ganz rot, weil ich da mit meinen Zähnen dagegen stoße und meine Bauchmuskeln fangen das Schmerzen an. Wenigstens das ist gut daran, ich hab `nen Waschbrettbauch!
    Heute ist ein guter Tag, klar, wenn ich Zeit habe, geht alles immer ganz leicht und schnell, aber wehe ich muss mich beeilen, dann steh ich ewig hier vorm Klo! Egal, ich hab alles draußen. Jetzt trink ich zur Sicherheit noch drei Schlucke Wasser, wackel etwas mit dem Bauch, damit der Magen gut durchgespült wird und kotz noch dreimal mindestens, wenn wirklich nur noch Wasser rauskommt weiß ich, dass ich meinen Magen wieder leer habe!
    Meistens stell ich mich dann auch auf die Waage um zu sehen, dass zu gestern alles gleich ist.
    So, geschafft! Ich bin ausgelaugt, körperlich geschafft wie nach einem Fitnesstraining, meine Knie zittern, ich sollte mich schleunigst hinsetzten. Das geht mir immer so nach dem Kotzen, mein Kreislauf sackt ab, da brauch ich erst mal 10 Minuten Pause, bis ich wieder stehen kann. Heute ist voll schönes Wetter, also bleib ich ein bisschen auf dem Balkon und sonn mich bei einer Zigarette.
    Was andere wohl gerade so tun? Egal, die meisten arbeiten eh noch, es ist halb fünf! Da komm ich mir wenigstens nicht ganz so schlecht vor, schlimmer ist es, wenn ich Tagschicht habe und mir dann am Abend vorstelle, wie die gesunden Menschen alle im Biergarten sitzen oder sich mit Freunden treffen, nur ich verbringe meine freie Zeit mit Fressen und Kotzen. Egal, heute ist eh zu spät, morgen geht’s wieder früh raus.
    Jetzt ist es halb sechs und es ist noch so viel Essen übrig. Das kann ich nicht wegschmeißen, so blöd es klingt, weil ich es eh wieder ins Klo spüle. Aber was soll`s, ich mach noch ne Runde, war ja eigentlich eh klar.

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