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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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soll, doch den Mut habe, es wenigstens zu versuchen. Ich habe mich lange genug hier verkrochen, mein Geld geht mir aus und ich kann das alles hier nicht mehr sehen.
    Ich habe mit meinen Eltern gesprochen, ich kann erst mal wieder zu ihnen, alles andere kommt. Vielleicht probier ich es nochmal mit Kiel und dem Studium, wenn ich sehe, was für Chaoten Psychologie studieren, dann kann ich das auch. Vielleicht kann ich dann verhindern, dass es anderen so geht wie mir, dass an ihnen gelernt wird und auf deren Kosten Erfahrung für den Beruf gesammelt wird, ohne Rücksicht auf den Menschen. Mann, ein Arzt darf auch erst operieren, wenn er es kann und nicht probehalber schon mal rumschnipseln, bis er es kann!!!
    Also noch 10 Tage. Ich bin jetzt in den Entlass gekommen, um mich wenigstens noch ein paar Tage auf das Draußen vorbereiten zu können. Ich hab Schiss, aber ich freu mich auch drauf!
     
    Ach ja, Peter hat mich besucht. Er ist 40, also schon ziemlich alt und echt nicht mein Typ, aber er kümmert sich so lieb um mich. Er hat gemeint, als er gesehen hat, wie Thomas mit mir umspringt, das hätte ihm in der Seele weh getan. Und er wollte mich kennenlernen. Süß, oder? Er hat mich zum Essen eingeladen und er hat verstanden, dass ich nichts außer Salat will. Das war mal was Neues. Außerdem ist er Thomas bester Freund und auch wenn`s mies ist, von ihm kann ich alles über Thomas erfahren. Und ich will sehen, wie er reagiert, wenn er merkt, dass ich mit Peter ausgehe. So kann ich ihn vielleicht öfter sehen.
    Ich bin aufgeregt, freue mich auf zu Hause, habe aber auch Angst, wie es weitergeht. Aber das ist ja bei mir nichts Neues.
    Bis bald...

Teil 5
    Das Leben geht weiter

Im Nachhinein gesehen war es das Beste, was ich hatte tun können und es freute mich, dass ich zumindest diesmal einfach aus meinem Inneren heraus eine richtige Entscheidung getroffen habe.
    Ich bin ja auch nicht einfach abgehauen, sondern habe anständig den Aufenthalt dort beendet, mit Verabschiedung und allem was dazu gehört. Es war trotzdem anders als beim ersten Mal, denn da waren alle ja so überzeugt, dass ich es schaffen würde. Diesmal entließ man mich mit schlechten Prognosen. Tja, manchmal kommt es eben anders.
    Ich denke ich war über-therapiert, es gab nichts mehr, was man mir noch sagen oder helfen hätte können. Ich habe ja eher meinen Therapeuten therapiert und ihm geholfen, dort bei seiner neuen Arbeit Fuß zu fassen. Irgendwann muss man sich einfach ins Leben trauen und genau das hab ich getan. Zu der Zeit wollte ich wahrscheinlich nur endlich wieder zu Thomas rennen, aber all das war Leben, war Energie und davon hatte ich die letzten Wochen und Monate eindeutig zu wenig.
     
    Ich bin wieder zu meinen Eltern gezogen und bin auch nochmal nach Kiel gefahren, um mich dort nach betreutem Wohnen umzuschauen. Aber ich hab es nicht geschafft, schon wieder Therapie, schon wieder eingeschränkte Freiheit, das wollte ich einfach nicht mehr.
    Und dann hatte ich einfach nur Glück.
    Mein VW Golf gab den Geist auf und ich brauchte ein neues Auto. Irgendwie kannte Einer Einen, der sein Auto verkaufen wollte und ich machte einen Termin aus. Markus, Moderator bei einem regionalen Radiosender in der nächsten Stadt. Das Auto war Schrott, aber wir unterhielten uns super und am Ende fragte er, warum ich es nicht einfach bei seiner Arbeit probieren wollte. Praktikanten wären immer gesucht und es gäbe die Aussicht auf ein Volontariat, was einer Ausbildung gleichkommt.
    Ich und Radio? Daran hatte ich nie gedacht, aber das war`s! Am nächsten Tag hab ich mich vorgestellt, der Chef wollte noch nicht einmal meine Zeugnisse sehen. Er hat mich nur angeschaut, mich ein bisschen was gefragt und gemeint, ich solle einfach mal dableiben, ich hätte das Praktikum.
    Und so bin ich geblieben.
    Nach einer Woche durfte ich bei der Morgensendung den Wetterbericht und den Verkehr moderieren, weil der Zuständige krank war. Und dabei blieb es. Ich war die Wetter- und Verkehrsmeldungsfee der Morgensendung, mit Markus zusammen. Danach noch Redaktionsarbeit, ich lernte das Schneiden von Interviews, machte Umfragen in der Stadt, telefonierte mit wichtigen Leuten und schrieb Anmoderationen für die jeweiligen Moderationen.
    Nach zwei Monaten hatte ich den Job, bekam mein Volontariat, was im Gegenteil zu einer Ausbildung, wirklich gut bezahlt wurde.
    Ich pendelte die erste Zeit von der Wohnung meiner Eltern zu meiner Arbeit, was in etwa eine halbe Stunde Fahrt über die

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