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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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da war ich beim Radio, mit Michael und so weiter. Sonst ist es ja so, dass man solche Ereignisse aus Lehrbüchern hat, man in der Schule davon hört. Aber ich habe den Jahrtausendwechsel live erlebt und das jetzt auch. Ja, irgendwie steh ich auf Katastrophen.
    Meinem Bruder geht es gut, da ist die Aufregung natürlich größer, aber da er nicht in New York sondern in New Jersey lebt, ist er nicht unmittelbar in Gefahr gewesen.
    Heute Nacht hatte ich wieder meinen Albtraum und ich hab mich getraut, Michael anzurufen.
    Er ist auch ran gegangen und wollte kommen, aber mir hat es schon gereicht, überhaupt seine Stimme zu hören. Ich glaube, so langsam hab ich doch Gefühle für ihn. Aber es ist so anders als sonst. Es ist nicht dieses Schmetterlingsgefühl, dieses völlig hin und weg wie sonst. Es ist nicht reine sexuelle Anziehung, es ist komplett anders. Ich bin gern bei ihm und ich fühl mich so sicher und geborgen bei ihm. Und er versteht mich. Er hat einen ganzen Tag nichts gegessen, nur um nachfühlen zu können, wie es mir damit geht. Dann hat er mir erzählt, dass er drei Tage hintereinander nicht geschlafen hat, aus dem gleichen Grund. Er will mich nicht verurteilen, sondern wirklich verstehen. Er meint, das geht am besten, wenn er das Selbe macht wie ich. Nur kotzen mag er nicht, weil er das so schrecklich hasst... ist das nicht süß?
     
     
    18.09.2001
     
    Ich hab Michael heute einen Brief geschrieben. Dass ich jetzt endlich auch kapiert habe, dass ich in ihn verliebt bin, dass dieses Gefühl für mich so neu ist, so anders als alles andere. Das ich Angst davor habe, aber jetzt bereit bin, mich zu öffnen. Dass ich einfach bei ihm sein möchte und vor allem hab ich mich bei ihm bedankt, dass er mir die nötige Zeit gegeben hat und mich nicht bedrängt hat, damit ich selber draufkommen konnte. Ich hab den Brief bei ihm eingeschmissen. Wünsch mir Glück!

Teil 6
    Mein neues Leben beginnt

19.09.2001
     
    Wir sind jetzt offiziell zusammen!
    Michael hat mich gestern Nacht noch angerufen und hat sich so bedankt. Er meinte, er hat das die ganze Zeit nicht kapiert. Er konnte nicht schlafen, war total unruhig, aber wusste überhaupt nicht, was mit ihm los ist. Durch meinen Brief ist es ihm klar geworden, dass er sich in mich verliebt hat. Es war überhaupt nicht so, wie ich gedacht hatte, dass er es schon ganz lange weiß und nur auf mich wartet. Nein, er hat es durch mich erst kapiert. Und er hat sich so bedankt, dass ich den Mut hatte. Heute waren wir nach der Arbeit zusammen essen, ich bin dann heim, und er kam am Abend zu mir. Es ist so anders, so unbeholfen und fremd und doch so wunderschön. Ich kapier`s immer noch nicht, aber ich versuch jetzt einfach alles auf mich zukommen zu lassen.
    Ich kenn es so gar nicht. Michael hasst Spielchen, das war das Erste über das wir geredet haben. Er meinte, wenn ich Lust habe ihn anzurufen dann soll ich das tun. Wir wären so was von über dem Punkt drüber, an dem man das „Dreitagewartennacheinemdate“-Spiel spielen muss. Er meinte, seine Ehe hätte ihn genug Kraft gekostet, er will mich, weil ich so wunderbar offen und ehrlich bin. Und dass er mich liebt, auch wenn ich bis ans Ende unserer Tage fressen und kotzen würde, das ist ihm egal. Ich soll einfach nur ich sein, so wie jetzt. Wow...
     
     
    30.09.2001
     
    Heute hat seine Tochter Geburtstag und ich durfte mit ihm in den Kaufhof, um ein Geschenk auszusuchen. Ich kann das einfach nicht fassen. Er will mich nicht nur fürs Bett, nein, ich soll mit, um seiner Tochter ein Geschenk zu kaufen. Als ich dastand und er mich wirklich nach meiner Meinung gefragt hat, da sind mir die Tränen gekommen.
    Ich bin so fertig, so tief am Boden, ich kann einfach nicht glauben, dass es da einen Menschen gibt, der ernsthaft an meiner Meinung interessiert ist. Der mich in seinem Leben haben will, der mich seinen Eltern vorstellt, mich in seine Familie integriert, der mich anruft, wenn er es verspricht, der mich als Menschen behandelt. Erst jetzt merke ich, wie weit weg mein Selbstbewusstsein gelaufen ist. Wie dick die Mauern sind, die ich mir gebaut habe, um meinen Schmerz nicht zu spüren. Und wie klein, hilflos und verletzlich ich hinter all der Maskerade ich wirklich bin.
    Wie auch immer er das macht, Michael kommt da durch. Wenn ich mich mit seinen Augen sehe, dann kann ich mich ein kleines bisschen mögen. Wir haben ein großes Barbie-Auto gekauft, allerdings kann ich nicht mit zu der Feier, Michael meinte er hätte mich

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