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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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sehr gerne mitgenommen, aber seine Ex möchte das nicht. Ich versteh das, aber allein die Tatsache, dass er überhaupt an so was denkt, ist wunderbar. Er hat ihr das Geschenk schon vorher im Sender mit mir zusammen gegeben, weil er seiner Tochter von mir erzählt hat. Es ist also wirklich ernst. Und die kleine süße Maus hat sich riesig gefreut. Für sie ist es total ok, dass ich da bin!
     
     
    Es war, als wären wir schon ewig ein Paar.
    Schon nach drei Wochen, also Mitte Oktober, bin ich zu Michael in seine Wohnung gezogen. Durch unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten hätten wir uns sonst kaum sehen können. Aber wir wollten uns sehen, es war so einfach, so unkompliziert, alle Bedenken, die ich hatte, schob er zur Seite, ich hängte mich einfach an ihn und genoss die Tatsache, dass ich nicht mehr allein war. Während er nachmittags bei der Arbeit war, fraß und kotze ich und bis er abends kam war ich fertig, wir kuschelten und ich bin früh dann einfach vor ihm aufgestanden und zur Arbeit.
    Vor ihm musste ich mich nicht verstecken, es war für ihn völlig selbstverständlich, dass ich Fressanfälle hatte. Manchmal hat er mir nach der Arbeit noch was vom McDonald mitgebracht und ich legte noch eine zweite Runde ein. Er aß normal sein Essen und ich saß daneben und futterte meins. Wenn ich beim Kotzen länger brauchte, hat er immer an die Badetür geklopft und gefragt, ob es mir gut geht.
    Genau diese Lockerheit, mit der ganzen Thematik umzugehen, die Tatsache, dass ich nicht mehr heimlich fressen und kotzen musste, half mir, ganz langsam, dass es mir immer besser ging. Michael meinte, egal wo wir sind, wenn ich meinen Drang hätte und heim wolle, er würde mit mir gehen. Also, egal welche Ängste ich hatte, was auch immer mir im Kopf für komische Ideen herum geisterten, mit ihm konnte ich über alles reden.
    Aber ich fühlte mich dabei nicht wie eine Kranke, die so von oben herab beurteilt und verurteilt wird. Nein, er hatte ein solches Interesse an mir und der ganzen Geschichte, wie gesagt, er hatte ja schon einmal extra mit gehungert, nur um wirklich verstehen zu können, was ich da tat. Wenn ich meine Durchhänger hatte, mich schuldig fühlte wegen dem, was ich tat, dann meinte er immer nur, ich solle das lassen, all das wäre ein Teil von mir, würde mich ausmachen und genau darum würde er mich lieben.
    Wenn ich mich schon nicht selber lieben konnte, klappte es wenigstens, dass ich es zuließ, dass ich geliebt wurde, auch wenn ich ihn immer wieder wegstieß, weil zu viel Nähe für mich unerträglich war und ist, dafür gab es eben auch die Momente, in denen ich ihn umso mehr brauchte und mich so bei ihm fallen ließ, wie es sonst kaum einer tut. Das Auf und Ab meiner Stimmungen machte es für ihn bestimmt nicht einfach, aber ich glaube dadurch, dass es ihm nach der Scheidung und dem Ruin seiner Firma gerade selber nicht gut ging, war es für ihn ein schönes Gefühl, so gebraucht zu werden.
    Wir konnten uns gegenseitig so viel helfen und wir waren und sind es nach wie vor, einfach Seelenverwandte. Niemand, weder meine Eltern noch seine, noch meine Freunde noch seine, haben geglaubt, dass das mit uns klappt und als er mir nach nur drei Monaten den Heiratsantrag gemacht hatte und ich auch noch gleich darauf schwanger wurde, haben, glaub ich, alle um uns herum nur mit dem Kopf geschüttelt und uns aufgegeben. Aber ich habe schon so lange nach dem Motto gelebt: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich`s völlig ungeniert“, dass mir das völlig egal war. Zum ersten Mal fühlte ich einfach nur, blendete diesen dämlichen Verstand einfach aus. Und da ich schon immer entweder alles oder nichts gelebt hatte, war es für mich einfach, alles auf eine Karte zu setzten.
     
     
    25.12.2001
     
    Ich bin verlobt!!!
    Wir waren gestern bei seinen Eltern zum Weihnachtsessen, danach sind wir so schnell wie möglich heim, weil ich ja ganz schnell fressen und kotzen wollte. Ich hab mir gleich den Jogginganzug angezogen und meine Brötchen in den Ofen getan, da meinte Michael, ich solle mich doch bitte mal kurz hinsetzten. Und dann hat er mir den Ring gegeben und mich gefragt! Natürlich will ich!!! Es ist wie ein Traum, vor einem Jahr war ich völlig allein und jetzt heirate ich!
    Ich hab heute in der Sendung, weil ich am Feiertag mal wieder ran musste, nur für ihn unser Lied gespielt. Jeder der heute Radio gehört hat weiß jetzt, was ich zu Weihnachten bekommen habe. Ich hab einfach on air gesagt, dass mein Geschenk

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