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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Federlein
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zuzuschauen... und dann saßen wir auf dem Sofa und seine Tochter kommt rein und meint: Papa, das wäre doch eine gute Frau für dich!
    Ups, das war komisch. Aber Kinder sind halt ehrlich. Wir haben uns angeschaut und irgendwie ist dabei was passiert, ich kann immer noch nicht behaupten, dass ich verknallt wäre, aber ich bin gern mit ihm zusammen und er gern mit mir. Ach, warum kann ich mich nicht einfach mal in so einen netten Menschen verlieben? Müssen es denn immer solche Arschlöcher wie Thomas sein? Ich glaube ja schon, dass er was von mir will, aber er bedrängt mich nicht und das ist gut. Aber durch diesen Satz hab ich mir kurz vorgestellt, wie es wäre, tatsächlich mit Michael zusammen zu sein. Keine Ahnung, ich kann es nicht sagen. Aber irgendwas ist da...
     
     
    11.09.2001
     
    Oh mein Gott, die Welt geht unter! Oder jedenfalls bricht hier gerade die Hölle los. Ich sitze nach der Arbeit vor meinem Fernseher, beiß genüsslich in mein Brötchen, da meldet RTL eine Sondersendung. Ich hab`s erst überhaupt nicht begriffen, ich seh nur das World Trade Center und ein Flugzeug und es kracht da rein und man sieht Rauch, und alles ist in heller Aufregung... und dann kommt während der live-Sendung das nächste Flugzeug angerauscht und knallt auch da rein. Es war so schrecklich, keiner weiß warum, wer oder was und ich muss nur an meinen Bruder in Amerika denken, ich erreich ihn nicht, ich krieg die Krise. Ich sitze hier ganz allein in meiner Bude und solche Dinge passieren! Das ist so unreal!!!
     
    später:
     
    Michael war da! Ich war so fertig, und er hat das auch mitbekommen im Sender, weil da ja immer der Fernseher läuft und sie haben dort alle gemeinsam das Ganze verfolgt. Da hat er an mich gedacht und mich angerufen. Ich hab gemeint, nein, es geht schon, aber er kam. Und ich war noch nicht fertig!!!
    Ich war noch beim Essen, aber es war ihm egal! Ich hab ihn rein gelassen, das Bedürfnis nach einem Freund war größer als meine Scham. Und dann bin ich schnell aufs Klo und er hat gewartet. Dann hat er mich einfach in den Arm genommen. Ich habe zwei Stunden geweint, ohne Unterbrechung. Da ist einfach alles rausgekommen. Ich hab mich ihm gezeigt, ich habe vor ihm gekotzt, ich habe meine verletzlichste Seite offenbart und er ist nicht davongelaufen!!! Ich hab ihm gezeigt, dass ich mich vorher geschnitten hatte, weil das Ganze so heftig für mich gewesen war, so unreal, dass ich einfach meinen Schmerz gebraucht habe, um zu spüren, dass ich noch da bin. Auch das hat ihn nicht verscheucht!
    Er war einfach nur da und hat mich in den Arm genommen. Bis ich fertig war. Dann hab ich erzählt und erzählt, aber er meinte nur, ich brauche mich nicht zu rechtfertigen. Er würde mich mögen, genau so wie ich sei. Dann hab ich auch von meinem Albträumen erzählt und er meinte, ich solle mein Handy neben das Bett legen und ich könne ihn jederzeit, auch mitten in der Nacht anrufen, wenn ich wieder einen schlechten Traum hätte, er würde kommen. Ich wäre nicht allein, er wäre mein Freund und ich könne auf ihn zählen.
    Irgendwann ist er dann gegangen und ich konnte schlafen. Gut, einen Fressanfall hab ich noch gebaut, aber danach hab ich geschlafen, mit Handy neben dem Bett. Es fühlt sich eigenartig an und ich habe eine scheiß Angst, dass er mich verletzt, dass er Dinge ausplaudert... aber jetzt ist es nun mal passiert, mal sehen wie das weitergeht.
     
     
    12.09.2001
     
    Bei der Arbeit war die Hölle los, schon bei der Morgensendung haben wir gearbeitet wie die Blöden, so viele besorgte Menschen haben im Sender angerufen und wollten wissen, was denn da in Amerika los ist, wie es nun weitergeht. Wir haben den ganzen Tag Sondersendungen laufen und zum ersten Mal spüre ich, dass ist tatsächlich eine wichtige Aufgabe habe. Menschen brauchen uns, damit wir sie beruhigen, sie informieren. Das ist das Highlight meiner Radiokarriere! Der Wahnsinn!
    Michel war sehr lieb und er lässt mir meinen Raum. Er bedrängt mich nicht, wollte nur kurz wissen, wie es mir geht.
    Ich bin mit ihm und den Marketingjungs zum MacDonalds und hab einen Salat gegessen. Immerhin!
     
     
    15.09.2001
     
    Die Lage hat sich etwas beruhigt, auch wenn ich immer noch Angst habe, dass solche Terroranschläge jetzt in Deutschland passieren. Immer neue Meldungen darüber sind im Umlauf, es ist das erst Mal, dass ich so ein Ereignis wirklich miterlebe. Irgendwann werd ich mich an genau diese Zeit erinnern und sagen, ja, damals am 11. September,

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