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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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›Singmandel‹, und das Passwort ist ›sickofitall‹ . Alles zusammengeschrieben.«
    »Wie heißt das Passwort?«, fragte der Dieter.
    »Ich schick’s dir gleich als SMS . Der Tilmann hat seine Mails übrigens alle online gespeichert. Findest du über den Mail-Button in seiner Task-Leiste. Lies die Mails einfach ein bisschen quer und schau, was du über unveröffentlichte Lieder findest, die er geschrieben oder aufgenommen hat. Und ob er sie jemand geschickt hat.«
    »Wegen dem Soloalbum, richtig?«
    »Haargenau.«
    »Und wenn ich was ganz Privates finde? Mach ich mich da nicht strafbar?«
    »Iwo«, sagte ich. »Als Privatdetektiv macht man sich nicht strafbar.«
    »Stimmt, freilich, jetzt wo du’s sagst«, freute sich der Dieter.
    Ich weiß nicht genau, wann der Mandel den Peilsender am Auto vom Edelstein angebracht hat, aber ich nehme an, es war in der Zeit, als ich dumm bei der Malleck am Set herumstand. Der Mandel wusste genau, wo der Edelstein sein Büro hatte, so viel Internetverstand besaß selbst er, dass er das mit Hilfe einer Suchmaschine herausfinden konnte. Der Mandel ist also in den vornehmeren Süden der Stadt gefahren, der Straßenname ist mir gerade entfallen, und hat auf der Straße vor dem Haus geparkt, wo der Anwalt Edelstein sein Büro hatte. Der Mandel hat das Fenster aufgemacht und sich eine Zigarette angezündet und überlegt. Dann hat er einen der Mini-Peilsender aus dem Handschuhfach geholt und überprüft, ob er sendet und ob die SIM -Karte richtig sitzt. Der Mandel hatte den Sender natürlich längst mit seinem Handy verheiratet, so dass er ihm per GPS genau anzeigte, wo er sich gerade befand: auf einer Karte auf dem Telefon vom Mandel. Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie der Mandel so indifferent und schusselig mit Computern sein kann und sich dann aber in so etwas hineinfuchst wie die Anbindung der Peilsender an sein neues Handy oder auch die Programmierung seines Decoders wegen der Festplattenaufzeichnung von der Fußball-Bundesliga.
    Jetzt wusste der Mandel nur nicht, wo das Auto vom Edelstein war und wie es überhaupt aussah. Ich war gespannt, wie er das Problem lösen würde, war aber nicht überrascht, dass er es letztlich gelöst hat, weil der Mandel mag einem noch so phlegmatisch vorkommen, im Beruf war er immer hochkonzentriert. Im Innern vom Mandel brannte ein Feuer des Ehrgeizes und des sich immer wieder aufs Neue beweisen müssens, das glaubt man nicht, wenn man ihn nur so vom Hallo-Sagen kennt. Wenn der Mandel eine Aufgabe hat, dann kann er fanatisch werden. Ich hab oft genug erlebt, wie er kurz vor Redaktionsschluss plötzlich mit niemandem mehr geredet hat und in Rekordzeit vier Seiten Interview redigieren konnte. Und die Aufgabe vom Mandel war heute, auf Teufel komm raus diesen Peilsender einzusetzen. Ich hab ja nachher gesagt, dass man über dreihundert Euro zum Fenster hinausschmeißt, wenn man den Peilsender einfach auf Nimmerwiedersehen dem Edelstein unterjubelt und dass es billiger gewesen wäre, ein bisschen mit dem eigenen Auto hinterherzufahren, aber der Mandel hat nur noch seine Aufgabe im Kopf gehabt.
    Der Mandel klingelte also unten an der Haustür bei Edelstein und Partner. Es wurde ihm nach wenigen Sekunden geöffnet, und der Mandel nahm den Aufzug in den fünften Stock. Kanzlei im Dachgeschoss, falls sich jemand gefragt hat. Der bessere Mensch wohnt eben immer ganz oben.
    »Max Mandel. Ich würd gern kurz mit dem Herrn Edelstein sprechen«, sagte der Mandel zu der Sekretärin, die im Flur an einem weißen Designerschreibtisch saß. Sie trug ein dunkelgraues Jackett und hatte lange braune Haare. Dunkle Augen, ziemlich dunkle Augen, daran hat der Mandel dann auch sofort erkannt, dass das die Brünette aus dem Poschardt war, mit der der Tilmann im Sägewerk vor allen Leuten herumgeknutscht hatte. Der Mandel beschloss, einen auf Gesichtergedächtnisverlust zu machen, und auch die Sekretärin ließ sich nichts anmerken. Die Tür zum Büro vom Edelstein stand offen, der Mandel hörte ein Klavierkonzert aus dem Raum kommen. Die Sekretärin lächelte den Mandel an, aber ihre Augen waren völlig ausdruckslos.
    »In welcher Angelegenheit darf ich Sie melden, Herr Mandel?«
    »In der Angelegenheit Malleck«, sagte der Mandel und fragte sich, ob der Edelstein nicht eh alles mithörte, weil seine Bürotür ja sperrangelweit offen stand.
    »Holger, ein Max Mandel in der Angelegenheit Malleck«, sagte die Sekretärin ins Telefon. Die sind ja albern, dachte der

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