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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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und lachte noch mehr. Der Kopf wackelte, und die langen weißen Haare an der Seite wippten mit. Der Danny bekam sich überhaupt nicht mehr ein.
    »Mein Gott, der Leo. Immer schon der totale soziale Tollpatsch. Ein Hofnarr. Hahahahaha!«
    Der Lachanfall vom Danny verwandelte sich in einen grässlichen Hustenanfall. Dann war er plötzlich still. Überhaupt war es mit einem Mal sehr ruhig in dem Zimmer. Nur die Flüssigkeit, die in den Zimmergenossen vom Danny über die Schläuche hineinfloss, war noch zu hören.
    »Mandel, mir geht’s so wie Woody Guthrie«, sagte der Danny aus der Stille heraus.
    Der Mandel hatte keine Ahnung, was der Danny meinte.
    »Woody Guthrie?«
    » HD , Mandel. Das steht nicht für High Definition, sondern für die Huntington-Krankheit. Ich werd zum Spasti. Merkst du’s schon?«
    Die Stimme vom Danny klang, als spräche er durch eine Küchenrolle hindurch. Der Vergleich kam vom Mandel, nicht von mir.
    »Ich dachte, du hast eine Nierenkolik«, sagte der Mandel.
    Was Besseres fiel dem Mandel nicht ein. Das Elend anderer Leute, nicht seine Spezialdisziplin.
    »Ja, ja«, sagte der Danny. »Das haben die sich schön ausgedacht. Will man ja nicht sagen, dass der Manager ein depressiver Spasti geworden ist. Dass die Gehirnzellen sich Stück für Stück in den Feierabend verabschieden. Aber Nierenkolik gab’s auch eine. Letztes Jahr. Das waren noch Zeiten.«
    »Das tut mir leid«, sagte der Mandel.
    »Papperlapapp«, sagte der Danny. »Du sagst mir jetzt bitte schön, für wen du arbeitest, Mandel, weil einen Halbtoten lügt man nicht an. Dass du die Aufnahmen vom Leo suchst, das weiß ich. Alle suchen die.«
    »Wer denn noch?«, fragte der Mandel.
    »Die Hyänen. Alle. Sogar die Polizei.«
    »Welche Hyänen?«
    »Was willst du, Mandel? Ich hab nicht ewig Zeit.«
    Die Stimme klang jetzt ziemlich schwach nach dem ganzen Gelächter. Der Mund klappte auch nach dem Satzende noch auf und zu.
    »Stimmt, ich suche die Aufnahmen. Aber in meinem eigenen Interesse. Und ich geb zu, eigentlich hat mich der Urbaniak beauftragt, aber das regle ich schon.«
    »Und die Malleck, die alte Fotze?«
    Der Mandel zögerte, bevor er antwortete.
    »Die hat damit nichts zu tun.«
    »Bevor du sie der Malleck gibst, verbrenn sie lieber. Die falsche Schlange hat doch nur ihre eigene Karriere im Kopf. Gib sie dem Bartels, dem kannst du trauen«, hustete der Danny. »Das ist der Einzige, dem du trauen kannst.«
    »Das heißt, du hast auch keine Ahnung, wo sie sind? Oder ob es sie überhaupt gibt?«
    »Mandel, du August. Natürlich gibt es die. Ich hab sie doch gehört. Der Leo hat sie mir neulich noch vorgespielt. Und wie es die gibt. Nur glaube ich nicht, dass sie jemand hören will. Am wenigsten der Urbaniak, der intrigante Fettwanst.«
    »Warum?«, fragte der Mandel.
    »Weil es ein Haufen Scheißdreck ist. Ein Folk-Album. Texte gegen Gott und die Welt. Das ist ja kein schlechter Grundgedanke, aber aus der Feder vom Leo der reinste Scheißdreck. Hast du dir mal die Texte vom Leo genauer angehört? Dafür, dass er angeblich so ein Punker ist, sind seine Texte aber dem Grönemeyer deutlich näher als Slime . Und wenn der Leo politisch wird, dann wird’s peinlich. Mit so einer Platte hätte er sich zu Lebzeiten keinen Gefallen getan. Schmeiß die Dinger weg, wenn du sie hast. Wirf sie in den Fluss, verbrenn sie und vergrab sie auf dem Südwestkirchhof neben dem Leo. Damit tust du ihm den größten Gefallen.«
    »Worum geht’s denn auf dem Album?«, fragte der Mandel.
    »Das tut gar nichts zur Sache. Es ist sinnlos, sich darüber aufzuregen, Mandel. Die Platte kommt eh nie raus. Und jetzt geh heim, Mandel. Geh zu deiner Freundin, lass dir einen blasen und schreib einen Artikel über irgendeine neue Platte von einer Band mit engen Hosen aus England. Ach halt, du bist ja jetzt Privatdetektiv. Dann mach eine Autoverfolgungsjagd, oder was man da so tut. Mach, was du immer machst, aber bring nicht noch mehr Schande über die Band und den Leo.«
    »Du weißt also nicht, wo der Leo die Songs hat.«
    »Nein, verdammt nochmal. Und wenn ich es wüsste, gäbe es längst keine Songs für ein Soloalbum mehr. Und jetzt hau ab, Mandel, ich will schlafen.«
    »Okay«, sagte der Mandel. »Und tut mir leid wegen dem Huntington.«
    Niemand ist unbeholfener als der Mandel in Situationen mit Krankheit und menschlichem Elend. Der Mandel hatte sich schon umgedreht, aber dann fiel ihm offensichtlich noch etwas ein.
    »Ach, eins fällt mir noch ein,

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