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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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schaute erwartungsvoll. Der Mandel sagte erst einmal gar nichts, ließ die allgemeine Angespanntheit einfach so im Raum stehen.
    »Was wollt ihr von mir? Ihr wisst, dass so eine Observation einen Beleidigungstatbestand darstellen kann«, sagte der Edelstein.
    »Ist uns klar.« Der Mandel unterdrückte ein Gähnen.
    »Es geht uns nur um die Aufnahmen vom Leo.«
    »Weiß ich«, sagte der Edelstein. »Aber denkst du, ich hab die? Was soll ich denn damit?«
    »Vielleicht zeigt sich ja der Karsten erkenntlich«, sagte der Mandel.
    »Denk mal scharf nach, Max Mandel. Ich stell mich doch nicht zwischen die Fronten von der Roni und Karsten. Da kannst du doch nur verlieren. Mich geht der musikalische Nachlass vom Leo nichts an.«
    Wenn man jetzt selbst genauso dreist wieder zurücklog, dann war das fast wie in einem Improvisationstheater. Der eine gibt ein Stichwort, und der andere denkt sich daraufhin die nächste Lüge aus. Die einzige Vorgabe ist, dass keiner die Wahrheit sagt.
    »Was hast du eigentlich mit den Kulturfreunden des Nordens zu schaffen?«, fragte der Mandel.
    Ich dachte, mich trifft der Schlag. Warum legte denn der Mandel jetzt alle Karten auf den Tisch? Hatten wir uns nicht grade alle zusammen stumm darauf geeinigt, uns weiter anzulügen?
    »Mit Verlaub, Max, aber das geht euch einen Scheißdreck an.«
    Die plötzliche Ungehaltenheit vom Edelstein schien den Mandel nicht zu beunruhigen.
    »Ich kann ja noch mal kurz zusammenfassen, wieso wir dir nicht über den Weg trauen«, sagte ich.
    »Bitte nicht, Sigi«, sagte der Mandel.
    »Wer bist du eigentlich? Du hängst doch eh nur am Rockzipfel vom Mandel, oder?«, sagte der Edelstein zu mir.
    »Singer. Angenehm«, sagte ich kühl, obwohl mich das mit dem Rockzipfel maßlos aufregte.
    »Und du denkst wohl, du kannst der Roni unter den Rock kriechen, nur weil sie den Mandel gut kennt. Du opportunistischer Schwanzlutscher«, machte der Edelstein weiter.
    Das musste ich mir vom Edelstein nicht gefallen lassen. Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Zu Drohzwecken. Der Mandel schaute erst mich verstört an, dann den Edelstein.
    »Den Schwanzlutscher nimmst du zurück, oder ich polier mit deiner Glatze unser Schaufenster.«
    Im Nachhinein bin ich mit dem Spruch nicht so zufrieden. Das hätte man pointierter und aggressiver zugleich ausdrücken können. Der Edelstein schubste mich über den Schreibtisch, so dass ich hintenüber auf den Boden fiel und dabei den Laptop vom Tilmann vom Tisch fegte. Der Mandel war sofort hochgeschnellt, damit ich nicht auf seinem Schoß landete. Ich stand wieder auf. Der Laptop hatte einen Riesensprung, den konnte ich schon beim Aufstehen sehen. Meine linke Schulter war vermutlich gebrochen. Der Edelstein hatte schon die Türklinke in der Hand, als wolle er sich von seinen Entgleisungen ad hoc abwenden.
    »Ihr hört noch von mir«, sagte er und richtete sich den Kragen von seinem Hemd.
    »Und deinem Anwalt«, sagte der Mandel. Ausgerechnet jetzt war ihm nach einem Witz. Der Edelstein schloss die Tür hinter sich. Ich frage mich heute noch, warum ich mir das habe gefallen lassen, aber nachdem der Anwalt Edelstein mich über den Schreibtisch bugsiert hatte, war ich vermutlich zu perplex von dem unerwarteten Gewaltausbruch gewesen. Zudem war mir körperliche Gewalt zu der Zeit noch nicht so vertraut, als dass ich mich in dem Metier spontan und entscheidungsfreudig bewegt hätte.
    Während wir den BMW vom Edelstein davonfahren hörten, zündete sich der Mandel eine Zigarette an und sah ganz zufrieden aus.
    »Was grinst du denn so blöd?«, fragte ich und massierte meine linke Schulter.
    »Es geht los«, sagte der Mandel.
    »Gar nichts geht los. Der Laptop ist kaputt«, sagte ich. »Das ist eine Katastrophe.«
    »Ach woher«, sagte der Mandel.
    Ich schrieb der Malleck eine SMS . Simple Frage: Wie geht’s dir? In dem Moment, als ich sie abgeschickt hatte, ärgerte ich mich über mich selbst, denn ab jetzt wartete ich auf eine Antwort. Ich hatte mich mit einem Handgriff noch abhängiger gemacht, und Frauen merken so was. Mach dich rar, mach dich interessant. Aufdringlichkeit war der zielsichere Weg ins Vergessen. Der Mandel fuhr bald nach dem Edelstein-Zwischenfall nach Hause und ließ mich gedemütigt im Büro vor dem kaputten Laptop vom Tilmann zurück. Ich setzte den Kopfhörer auf und zog mich aus dieser Welt zurück.

Fünfzehneinhalb

    Hip-Hop, Hardcore und Heavy Metal sind im Grunde genommen die einzigen Musikrichtungen, die mein Nervenkostüm

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